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Zwei der vier Anlagen sind komplett geschlossen Die Not mit der Notdurft: Wie Eisleben das Problem mit den öffentlichen WC-Anlagen lösen will

Die öffentlichen WC-Anlagen in Eisleben sind nur eingeschränkt zugänglich oder komplett geschlossen. Welche Lösungsmöglichkeiten die Stadt sieht.

Von Jörg Müller 10.06.2021, 09:30
Die Toilette am Marktberg ist derzeit geschlossen.
Die Toilette am Marktberg ist derzeit geschlossen. (Foto: Jürgen Lukaschek)

Eisleben - Es ist seit vielen Jahren immer wieder ein leidiges Thema: der Zustand der öffentlichen Toiletten in der Lutherstadt Eisleben. Derzeit sind von den vier vorhandenen WC-Anlagen zwei geschlossen, die anderen beiden nur eingeschränkt zugänglich. Nachdem jetzt die monatelangen Corona-Maßnahmen gelockert werden und damit hoffentlich auch der Tourismus langsam wieder in Gang kommt, dürfte auch der Bedarf in Sachen Toiletten wieder zunehmen. Wie schätzt die Stadt den Zustand ein und welche Möglichkeiten sieht sie, die Situation zu verbessern?

Klosterplatz

Das Toilettenhäuschen am Busbahnhof ist seit längerem geschlossen. Zuvor war es von einer Pächterin bewirtschaftet worden. Laut Sven Kassik, Fachbereichsleiter in der Stadtverwaltung, sei die Anlage in einem guten baulichen Zustand. Allerdings seien Reparaturarbeiten ab den Türen und Ventilatoren notwendig. Zudem müsste ein Münzautomat installiert werden, wenn die Anlage wieder genutzt werden soll. Denn dafür Personal einzustellen, das könne sich die Stadt finanziell nicht leisten, so Bürgermeister Carsten Staub (parteilos). Wobei auch ein Münzautomat nicht der Weisheit letzter Schluss ist. So hatte die Stadt bereits vor Jahren an der Marktbergtoilette Münzer angebracht. „Da hatten wir fast täglich Schäden“, so Kassik.

Marktberg

Die Toilette oberhalb des Rathauses wurde bis vor rund einem Jahr von einem selbstständigen Pächter bewirtschaftet. Aufgrund eines Ermittlungsverfahrens des Hauptzollamts gegen die Stadt wegen des Verdachts der Scheinselbstständigkeit wurde der Pachtvertrag gekündigt. Zu welchen Ergebnissen die Ermittlungen geführt haben, ist bislang nicht bekannt. Die WC-Anlage ist seitdem geschlossen. Der bauliche Zustand sei schlecht, so Fachbereichsleiter Kassik. Unter anderem müssten Türen, Ventilatoren, Armaturen, die Beleuchtung und die Dachabdichtung instandgesetzt werden. Insgesamt seien Investitionen in Höhe von rund 95.000 Euro notwendig. Bei der jüngsten Klausurtagung zum Haushalt Ende vergangenen Jahres habe der Stadtrat die Maßnahme abgelehnt. Wie beim Klosterplatz müsste auch hier ein Münzautomat installiert werden, falls die Anlage wieder in Betrieb genommen werden soll.

Die Toilettenanlagen sind ein Dauerthema in Eisleben
Die Toilettenanlagen sind ein Dauerthema in Eisleben
(Foto: Jürgen Lukaschek)

Katharinenstift

Am Verwaltungsstandort in der oberen Sangerhäuser Straße gibt es eine öffentliche Toilette, die während der Sprechzeiten der Ämter geöffnet ist. Bei Bedarf können sich Bürger den Schlüssel in der Stadtbibliothek oder im Amt holen. Der Zustand sei gut, so Kassik. Allerdings sei die Anlage nicht vandalismussicher.

Malzscheune

Nach jahrelangen Diskussionen war in dem historischen Gebäude am Touristenparkplatz in der Bahnhofstraße eine öffentliche Toilettenanlage eingebaut worden, die 2017 eröffnet wurde. Gedacht war sie vor allem für die Reisegruppen, die hier mit dem Bus ankommen. Ursprünglich sollte auch in dem Gewölberaum, wo heute die Tellersammlung gezeigt wird, eine kleine gastronomische Versorgung für Touristen angeboten werden. Doch das Konzept ging nicht auf. Der Betreiber der WC-Anlage zog sich Ende 2019 zurück. Seitdem sind die Toiletten nur noch bei Veranstaltungen in der Malzscheune zugänglich. Wenn künftig wieder Reisegruppen hier ankommen, können sie die WC-Anlage nach Anmeldung nutzen.

„Entweder wir lassen die Toilette offen stehen oder bauen einen Münzer ein“

„Das Thema ist ein Dauerbrenner in allen Kommunen“, sagt Bürgermeister Staub. Er sehe es für die Lutherstadt Eisleben als Verpflichtung an, dass öffentliche Toiletten zur Verfügung stehen. Um das Problem zu lösen, sieht er mehrere Möglichkeiten. Zum einen wäre eine Kooperation mit Gastronomen und Gewerbetreibenden im Stadtzentrum denkbar, die ihre Toiletten gegen einen Obolus für Besucher öffnen könnten. Die Stadt könnte sich daran finanziell beteiligen. Zum anderen könnten natürlich die vorhandenen Anlagen wieder nutzbar gemacht werden. Wobei dann das Problem steht, wie der Zugang geregelt wird. „Entweder wir lassen die Toilette offen stehen oder bauen einen Münzer ein“, so Staub. „Was nicht geht, ist, jemanden dafür zu beschäftigen.“

Stadtrat Andreas Gräbe (Fraktion CDU/FDP) schlug im Stadtentwicklungsausschuss vor, mit dem Investor zu sprechen, der am Jüdenhof den Neubau einer Pflegeeinrichtung plant. Dort könne möglicherweise eine öffentliche Toilette eingerichtet werden. Andreas Dümmler (AfD) verwies auf die ständig geöffneten WC-Anlagen an Autobahnen, die schließlich auch vandalismussicher gestaltet seien. Hans Köhler (Fraktion Die Linke/Die Partei) meinte: „Wir haben vier Anlagen. Es wäre doch eine Schande, wenn wir die nicht betreiben könnten.“ (mz)