Wenn Menschen zu Tieren werden „Die Nashörner“ feiert Premiere am Eisleber Theater: Worum es bei dem Stück geht
Als erste Premiere der neuen Spielzeit zeigt das Eisleber Theater einen Klassiker des Absurden: „Die Nashörner“. Worum es in dem Stück geht.

Eisleben/MZ. - „Wer da nicht ins Theater kommt, der verpasst etwas“, sagt Michael Moritz. Und er sagt das nicht nur, weil er für das Stück werben möchte, das er inszeniert hat und das am Samstag, 28. September, 19.30 Uhr, auf der Großen Bühne in Eisleben Premiere hat. „Nein, ich meine das ganz ehrlich“, so Moritz. „Die Nashörner“ müsse man einfach gesehen haben.
Das Werk des französisch-rumänischen Dramatikers Eugène Ionesco (1909 bis 1994) ist ein Klassiker des absurden Theaters, zu dessen Pionieren und führenden Vertretern Autoren wie Ionesco und Samuel Beckett („Warten auf Godot“) gehören.
Die Theaterform, die sich in den 1950er Jahren entwickelte, will mit grotesk-komischen und irrealen Szenen zeigen, wie Menschen in einer orientierungslosen Welt nach dem Sinn des Lebens suchen.
Nashörner stampfen durch eine französische Kleinstadt
Absurd und irreal geht es auch in der französischen Kleinstadt zu, in der die beiden Freunde Bèrenger und Jean an einem Sonntagvormittag im Bistro sitzen. Plötzlich stampfen Nashörner durch die Stadt und trampeln alles nieder.
Während die Menschen diskutieren, woher die Tiere wohl kommen mögen, stellt sich nach und nach heraus, dass es die Bewohner der Stadt selbst sind, die sich in Nashörner verwandeln. Und es werden immer mehr – manche Menschen mutieren eifrig, manche widerwillig aus Gruppenzwang.
Nur Bèrenger und seine Geliebte Daisy versuchen, sich zu wehren – bis sich auch Daisy der Mehrheit anschließt. Am Ende ist Bèrenger der letzte Mensch in der Stadt. Und er werde es bleiben, ruft er aus, „ich kapituliere nicht!“
Plädoyer gegen totalitäre Ideologien
Für Regisseur Moritz, der zum zehnten Mal als Gast am Eisleber Theater arbeitet, ist „Die Nashörner“ ein kraftvolles Plädoyer gegen totalitäre Ideologien, Gleichmacherei und Gruppenzwang. „Ionesco hat das Stück als Komödie gesehen“, sagt Moritz.
„Das Thema ist natürlich ernst und nicht komisch.“ Aber das Stück sei durchaus unterhaltsam. „Lachen kann ja eine Befreiung sein.“ Das 1959 in Düsseldorf uraufgeführte Werk sei in Westdeutschland bekannt, in der DDR aber verboten gewesen.
„Es ist subversiv und voller Andeutungen.“ Auch heute seien „Die Nashörner“ hochaktuell, sagt Ausstatter und Bühnenbildner Jens Büttner. „Wir sehen ja, wie gefährlich es ist, wenn banale Dinge von den Menschen Besitz ergreifen.“

Wie er die Verwandlung in die Tiere in Szene gesetzt hat, will Büttner nicht verraten. Nur soviel: „Wir haben eine Lösung gefunden, die die wunderbaren Theaterwerkstätten in Eisleben umgesetzt haben.
Hier werden immer wieder mit einer minimalen Mannschaft großartige Leistungen vollbracht“, sagt Büttner, der Professor für Theaterdesign an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste ist und seit 2010 regelmäßig als Gast in Eisleben engagiert ist. Mit Moritz arbeitet er hier nach „No Planet B“ und „Über Menschen“ zum dritten Mal zusammen.
„Die Nashörner“ feiert am Samstag Premiere am Eisleber Theater
In der Inszenierung wirkt das komplette neunköpfige Ensemble des Theaters mit. Christopher Wartig ist in der Rolle des Bèrenger zu erleben, Ida Karoline Dobrenz als Daisy. Das Stück ist auch für Jugendliche ab 16 Jahren geeignet. Für Schulklassen werden Vormittagstermine angeboten. Die Aufführung dauert circa drei Stunden (inklusive einer 20-minütigen Pause).
Premiere am Samstag, 28. September, 19.30 Uhr. Um 19 Uhr wird auf dem Rangfoyer eine Stückeinführung zu den Hintergründen und der Bedeutung des Werks angeboten (15 Minuten). Weitere Vorstellungstermine am Samstag, 12. Oktober, und am Samstag, 16. November, jeweils 19.30 Uhr, sowie am Montag, 14. Oktober, 9.30 Uhr. Karten gibt es an der Theaterkasse, Bucherstraße 14, oder an der Abendkasse.