1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Den Stedtener Pastorenstieg erkundet

Den Stedtener Pastorenstieg erkundet

Von Burkhard Zemlin 20.04.2008, 16:17

Amsdorf/MZ. - Der erste Tag der Industriekultur bot Gelegenheit, eine bislang nur

wenig bekannte Region zu erkunden, die über Generationen vom Braunkohlenbergbau geprägt wurde und in der mittlerweile Weinstöcke gedeihen. Die Rekultivierung trägt erste Früchte, wenngleich die Spuren der Vergangenheit allgegenwärtig sind. "Es ist eben ein Industriegelände, das darf man nicht vergessen", sagte der Winzer Rene Schwalbe, der im Jahr 2000 auf dem Gelände der Romonta GmbH Amsdorf die ersten Rebstöcke gepflanzt hat und am Sonntag eine Kostprobe dessen kredenzte, was dabei herausgekommen ist. Günter Stieberitz, der in den vergangenen Jahren als Romonta-Geschäftsführer die Entwicklung des Standortes mit geprägt hat, meinte, dass der Winzer hier einen Glücksgriff getan habe. Hier hat etwas begonnen, das noch einiges erwarten lässt, was sich aber auch heute schon sehen und schmecken lassen kann.

Zukunft, für Heinz Frellstedt, den Geschäftsführer Technik der Romonta GmbH, ist das schon heute etwas sehr Fassbares. Er weiß, dass in der Zeit nach den Jahren 2050 bis 2060 der heutige Tagebau Amsdorf ein riesiger See sein wird. Bis etwa zum Jahr 2025 wird hier noch Kohle gefördert, dann ist die Lagerstätte erschöpft. Aber schon heute arbeiten Forscher in Amsdorf daran, dass hier danach nicht die Lichter ausgehen. "Wir sind dabei, unsere Kompetenz bei der Kohleveredlung auszubauen", sagte Frellstedt mit Blick auf die Romonta-Forschungsabteilung. Er fügte hinzu, dass es vorstellbar sei, die Wachsaufbereitung auch nach 2025 am Standort weiterzuführen, dann allerdings mit anderer Kohle.

Herbert Birgel aus Greifswald zeigte sich beeindruckt, insbesondere von den Dimensionen des Tagebaus. "Dass hier so eine große Kuhle ist, habe ich nicht gewusst", bekannte er. Allerdings sei er nicht extra aus Greifswald gekommen, um den Tag der Industriekultur im Mansfeldischen zu erleben. Aber wenn man schon in der Nähe zu Besuch ist, warum nicht einmal etwas Neues erkunden?

Die Eheleute Waltraud und Otto Propst aus Hettstedt haben sich den Tag hingegen schon lange im Kalender vorgemerkt. Sie kennen zwar den Aussichtspunkt am Tagebau Amsdorf schon lange und haben in der Vergangenheit auch schon so manche Haldenbesteigung mitgemacht, wie sie auch am Sonntag wieder viele Interessenten zum ehemaligen Zirkelschacht bei Klostermansfeld lockte. Aber der neue Weinberg "Stedtener Pastorenstieg" war für sie Neuland. Waltraud und Otto Propst machten kein Hehl aus ihrer Freude, das Areal und den Wein kennengelernt zu haben. Auch Katrin und Thomas Hesse aus Sangerhausen äußerten sich angetan. Im Rekultivierungsgebiet am Geiseltalsee hätten sie sich zwar schon umgesehen, umso gespannter waren sie auf Amsdorf. Und wurden nicht enttäuscht.

"Wir haben doch wirklich einiges zu bieten", sagte Monika Wetzel von der Arbeitsgruppe Industriekultur, deren Absicht es ist, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Gebiete zu lenken, die bislang noch weniger bekannt sind. Was in der Vergangenheit im Ruhrgebiet möglich war, das sollte auch in Mitteldeutschland gelingen. "Wir wollen klein anfangen", so Wetzel.