Deftige deutsche Küche: Die Lutherschenke Eisleben

Eisleben - Auf Chefkoch Vladimir Kocman und seinen Mitstreiter David Matula kommt bald viel Arbeit zu. Denn mancher Tourist, der im nächsten Jahr zum Reformationsjubiläum nach Wittenberg kommt, wird auch einen Abstecher nach Eisleben machen.
Keine Frage, das ist eine riesige Chance für die Wirte der kleinen Stadt. Aber auch eine Herausforderung, der man sich zum Glück nur alle 500 Jahre stellen muss.
Lutherstraße 19, 06295 Lutherstadt Eisleben
Telefon: 03475/61 47 75
E-Mail: [email protected]
Öffnungszeiten:
montags bis freitags
11-15, 18-22 Uhr
samstags 11-22 Uhr,
sonntags 11-17 Uhr
Angebote:
Vorspeisen ab 5,70 Euro
Hauptgerichte von 10,90 bis 19,90 Euro
Die „Lutherschenke“ jedenfalls, die unmittelbar neben dem Geburtshaus des Reformators einlädt, sieht sich gut vorbereitet. Seit vier Jahren erleben Gäste dort, was der kulinarische Leitspruch Martin Luthers bedeuten kann: „Ich fresse wie ein Böhme und saufe wie ein Deutscher. Dafür sei Gott gedankt.“ Der weltberühmte Bibel-Übersetzer gilt nicht gerade als Kostverächter, weder beim Essen noch beim Trinken.
Spätmittelalterliche Tafelfreuden, die einst das Herz des großen Sohnes aus Eisleben erfreut haben, sind in jedem Falle deftig. Und die Portionen reichlich. Bestes Beispiel dafür könnte vielleicht das Gericht sein, das in der umfänglichen Speisekarte ganz oben steht: Schweinehaxe nach Kamerad Martin (16,90 Euro).
Der Namenspatron ist eine Anleihe in zweifacher Weise. Zum einen steht Martin natürlich für Luther. Zum anderen schlägt man mit der nach ihm benannten, historischen Rolandfigur zugleich eine Brücke zum Bergbau, der über die Jahrhunderte die Gegend in Mansfeld-Südharz prägt.
Was der tschechische Restaurantleiter Josef Karl dann auf den Tisch stellt, ist ein imposantes Gedeck. Der erste Eindruck: In Ausmaß und Farbe kann es diese Haxe mit der Konkurrenz beim Münchner Oktoberfest ohne Weiteres aufnehmen.
Zarte Haxe für gutes Geld
So viel ist sicher: Das gute Stück am rustikalen Spieß dürfte auch den hungrigsten Esser eine ganze Zeit beschäftigen. Ein Schnitt mit dem scharfen Messer genügt, um ein Stück aus der Haxe zu lösen. Es ist so zart, dass die Zähne keine Mühe damit haben.
Zu tun bekommen vor allem die Geschmacksnerven. Dunkles Bier und der Einsatz verschiedenster Gewürze und Marinaden ergeben einen Mix von beinahe krimineller Raffinesse.
Die Details bleiben ungeklärt, die Rezeptur ist ein Geheimnis der Küche. Entscheidend: Es schmeckt und macht satt. Insofern genügen die drei kleinen Scheiben schwarzes Brot.
Um dem Gaumen geschmackliche Kontrapunkte zu geben, findet sich Meerrettich und Senf in den Schälchen - beides von anregender Schärfe. Darauf ein großes Pilsner (3,90 Euro)!
Wer die ganze Auswahl an rustikalen Köstlichkeiten ausprobieren will, muss mehrere Male in der Lutherschenke einkehren. Als Spezialität des Hauses ausgewiesen ist da zum Beispiel eine Martin-Luther-Platte (18,90 Euro).
Gutdeutsche Küche in uriger Atmosphäre der „Lutherschenke“
Hinter dieser Ankündigung verbirgt sich ein Sortiment aus Kassler, Schweinebraten, Hähnchen und Bratwurst. Rotes und weißes Kraut sowie Semmel- und Speckknödel runden die Fülle ab. Erwartungen weckt auch das Knappenmahl mit Leber (10,90 Euro), eingebunden in Knoblauch, Tomaten, Schinkenspeck, Rosinen und Rotwein.
Und wie es Luthers Ehefrau Katharina von Bora einst auf den Teller des Meisters gebracht haben soll gibt es ein Dreierlei von Kalb, Schwein und Hähnchen (17,90 Euro). Das findet vor allem bei den Damen am Nachbartisch großen Anklang.
Ob Vorspeisen oder Nachtisch zum Zuge kommen, ist vor allem eine Frage des persönlichen Fassungsvermögens. Appetit macht ein Angebot wie die Mährische Sauerkrautsuppe mit Kassler und Kartoffeln schon.
Ein Kapitel für sich sind jedoch die legendären Böhmischen Buchteln, mit Quark und Mohn gefüllt. Doch die sind in der Lutherschenke leider nicht immer im Angebot. (mz)
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