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Bürgermeisterwahl Bürgermeisterwahl: Kathrin Gantz (Linke): Politisches Denken im Sozialamt geprägt

Von Jörg Müller 05.11.2019, 12:30
Kathrin Gantz vor dem Eisleber Rathaus.  Die 51-Jährige  arbeitet seit 1987 bei der Stadtverwaltung.
Kathrin Gantz vor dem Eisleber Rathaus.  Die 51-Jährige  arbeitet seit 1987 bei der Stadtverwaltung. Jürgen Lukaschek

Eisleben - „Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.“ Das ist ein Lebensmotto von Kathrin Gantz. Seit 1987 arbeitet die 51-jährige Eisleberin in verschiedenen Funktionen bei der Stadtverwaltung der Lutherstadt.

Unter anderem war sie im Sozialamt und im Fachdienst Ordnung und Sicherheit tätig. Heute leitet sie die Stabsstelle Wirtschaft, Schule, Jugend, Sport und Fördermittelkoordination und ist zweite Stellvertreterin der Oberbürgermeisterin.

"Ich brenne für die Stadt"

Am 10. November tritt sie als Kandidatin der Partei Die Linke zur Bürgermeisterwahl an. „Ich lebe für die Stadt, ich brenne für die Stadt“, stellte sich Gantz beim Wahlforum der MZ und der Stadt den Besuchern vor. Mit „Herz und Verstand“, „Ideen und Elan“ wolle sie sich für die weitere Entwicklung der Lutherstadt einsetzen.

Unterstützt wird Gantz’ Kandidatur unter anderem vom SPD-Ortsverein, den Freien Bürgern Mitteldeutschland und dem Hettstedter Bürgermeister, Dirk Fuhlert.

Die gebürtige Eisleberin ist auf die Polytechnische Oberschule „Geschwister Scholl“ und die Erweiterte Oberschule „Martin Luther“ gegangen, wo sie 1986 das Abitur ablegte.

Im Februar 1987 fing sie bei der Stadtverwaltung an. Ende 1988 wurde ihr Sohn geboren, so dass sie die Wende im Babyjahr erlebte. „Ich bin im Dezember 1989 wiedergekommen“, erzählt sie.

Für die Wirtschafsföderung zuständig

Mit den neuen Strukturen und den neuen Gesetzen startete Gantz sozusagen ein zweites Mal. Ab 1992 absolvierte sie eine berufsbegleitende Ausbildung im mittleren Verwaltungsdienst.

Sie arbeitete im Sozial- und später im Ordnungsamt. „Mein Ziel war immer, mich weiterzubilden.“ Nach einer Eignungsprüfung konnte sie von 2009 bis 2012 an einem Aufstiegslehrgang für den gehobenen Dienst teilnehmen.

Im Anschluss übernahm sie die Leitung des Sachgebiets Schule, Jugend und Sport. 2013 und 2014 kamen die Bereiche Wirtschaftsförderung und Fördermittelkoordination hinzu.

Und die Weiterbildung ist noch nicht zu Ende. An der Hochschule Harz hat sie einen neuen Studiengang für Wirtschaftsförderung belegt.

Wirtschaft als Chefsache

Drei Semester habe sie absolviert, im nächsten Jahr soll der Master-Abschluss folgen. Es sei zwar nicht immer einfach gewesen, als etwas Ältere noch einmal im Hörsaal zu sitzen, sagt Gantz. „Aber es hat insgesamt Spaß gemacht, und mir war das auch sehr wichtig.“

Als Bürgermeisterin werde sie die Wirtschaft zur Chefsache machen. „Die Wirtschaftsförderung hat sich sehr verändert. Vor 20 Jahren haben die Investoren noch Schlange gestanden“, so Gantz. „Heute heißt es, viel mehr Klinken zu putzen.“ Dazu komme das Problem, dass es kaum noch verfügbare Gewerbeflächen gebe.

Deshalb sei die Entwicklung des neuen Industriegebiets an der Autobahn 38 in Rothenschirmbach auch so wichtig. An der Planung arbeitet die Stadt bereits seit mehreren Jahren. „Das sind alles sehr langwierige Prozesse“, so Gantz.

In diesem Jahr sollen endlich die Flächen angekauft werden, so dass die Erschließung beginnen kann. Ein Investor habe bereits eine Absichtserklärung abgeben, sich dort anzusiedeln.

Details könne sie aus Gründen der Vertraulichkeit aber noch nicht nennen. Bei der Investorensuche sei die Standortmarketinggesellschaft des Landkreises ein wichtiger Partner der Stadt.

Was den Innenstadthandel betrifft, habe die Stadt mit der Öffnung der Fußgängerzone für den Verkehr vor einigen Jahren gute Rahmenbedingungen geschaffen.

Sehr wichtig ist ihr auch das Projekt Online-City und die Initiative „Kunst statt Leerstand“, die sie mit regionalen Künstlern entwickelt hat. „Ich würde mir wünschen, dass sich wieder ein Gewerbeverein gründet“, sagt Gantz.

"Blicke positiv nach vorne"

Am Handel auf der „grünen Wiese“ lasse sich nichts mehr ändern. Insgesamt sehe sie bei dem Thema das Glas aber „halb voll“ statt „halb leer“. Überhaupt müsse sich Eisleben mit seinen kulturellen und touristischen Angeboten nicht verstecken. „Ich blicke immer positiv nach vorn.“

Ein wichtiges Anliegen ist ihr die Förderung des Handwerks, mittelständischer Firmen und der Landwirte. Für junge Familien müsse unbedingt Bauland erschlossen werden. „Ich will da die kommunalen Gesellschaften, wie die Wobau, noch mehr ins Boot holen“, so Gantz.

Potenzielle Flächen gebe es. Auch die Eisleber Neustadt müsse gestärkt werden. Zudem möchte die begeisterte Hobby-Langstreckenläuferin Eisleben zu einer „bewegungsfreundlichen Stadt“ machen. „Ich kann mir vorstellen, vielleicht gemeinsam mit den Sportvereinen Bewegungsräume zu schaffen.“

Ihr politisches Denken sei unter anderem durch ihre Arbeit im Sozialamt geprägt worden. „Ich habe dort gesehen, wie Menschen ohne eigenes Verschulden in Not gekommen sind“, erzählt Gantz.

Nachdem sie zunächst als Gast immer mal auf Parteitagen bei den Linken gewesen sei und dort auch gesprochen habe, ist sie 2014 Mitglied geworden. Ebenfalls seit 2014 ist sie Kreistagsmitglied und jetzt zur zweiten stellvertretenden Kreistagsvorsitzenden wiedergewählt worden. (mz)