Bildhauer Gustav Nonnenmacher Bildhauer Gustav Nonnenmacher: 360 Lutherrosen in Eisleben übergeben

Eisleben - „Unser Vater war eigentlich ein sehr ordentlicher Mensch“, sagt Ulrike Arnold-Nonnenmacher. „Trotzdem haben wir nach seinem Tod immer wieder etwas entdeckt.“ So fand sich zum Beispiel unter dem Zeichentisch ihres Vaters, des Bildhauers Gustav Nonnenmacher (1914 bis 2012), ein Pappkarton mit der Aufschrift „Lu-Rosen“ - darin 360 Lutherrosen aus Zinnguss.
Kinder des Bildhauers übergeben Lutherrosen an Kirchengemeinden und Stiftungen
Martin Luther verwendete ab 1530 die Lutherrose als sein Brief- und Schrift-Siegel. Es entstand im Auftrag des sächsischen Prinzen Johann Friedrich des Großmütigen, dem späteren Kurfürsten von Sachsen, als sich Luther während des Reichstags zu Augsburg in der Veste Coburg aufhalten musste. Heute ist die Lutherrose eines der bekanntesten Symbole der evangelisch-lutherischen Kirchen und findet sich auch in vielen Orts-Wappen.
Die Lutherrose zeigt ein schwarzes Kreuz auf einem roten Herzen. Dies steht für den Glauben, der vor allem mit dem Herz verstanden werden soll. Die weiße Farbe der Rosenblätter drumherum ist die Farbe der Engel. Eingeschlossen ist die Rose vom Blau des Himmels und einem goldenen Ring. Gold als das edelste Metall symbolisiert traditionell das Göttliche, während der Ring dafür steht, dass die Güte Gottes keinen Anfang und kein Ende hat.
Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt hat anlässlich des Reformationsjubiläums die Aktion „2017 Lutherrosen für 2017“ gestartet. Lutherfans auf aller Welt sind aufgerufen, Lutherrosen zu fotografieren und die Bilder über die sozialen Netzwerke an die Stiftung zu senden. Auf der Webseite der Stiftung gibt es eine Weltkarte, auf der die Fotos angeklickt werden können. Bislang sind 1.030 Lutherrosen verzeichnet, darunter auch ungewöhnliche wie ein Tattoo oder eine Hose. Die Aktion soll zeigen, wie weit verbreitet Luther und seine Ideen heute sind. „Wir hoffen natürlich sehr, dass wir die 2017 noch schaffen“, so Pressesprecherin Carola Schüren. (jm)
Wann und zu welchem Anlass die kleinen farbigen Medaillons entstanden sind, wissen Ulrike Arnold-Nonnenmacher und ihr Bruder Frank Nonnenmacher nicht. „Wir waren völlig überrascht.“ Am Donnerstag haben sie die Lutherrosen in Eisleben an die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, die Stiftung Lutherhaus Eisenach und die Eisleber Kirchengemeinden St. Andreas-Nicolai-Petri und St. Annen übergeben.
Auch die Kirchengemeinde St. Magnus in Worms erhält einen Teil. „Wir sind sicher, dass unsere Schenkung in gute Hände kommt und im Sinne unseres Vaters verwendet wird“, sagt Frank Nonnenmacher.
Wie er berichtet, sei sein Vater in Stuttgart als zweiter Sohn einer Weißbüglerin geboren worden, die sehr arm gewesen sei. Die Fürsorge gab ihn deshalb in ein Waisenhaus. Nach der Schule lernte er Holzbildhauer und wurde 1936 zur Luftwaffe einberufen.
Im Zweiten Weltkrieg überlebte er mehrere Abstürze und kehrte „schwer traumatisiert“ zurück, so sein Sohn. Seit 1945 arbeitete Gustav Nonnenmacher in Worms als freischaffender Bildhauer. Gerade in den ersten Jahren schuf er zahlreiche sakrale Werke, aber auch Kriegsopfer-Mahnmale. „Es hat 15 bis 20 Jahre gedauert, bis er von der Kunst leben konnte.“
Bildhauer Nonnenmacher entwickelt Idee aus berühmter Luther-Ulme Lutherrosen zu schnitzen
Als 1948 die berühmte Luther-Ulme in Worms abstarb, die nachweislich im 16. Jahrhundert gepflanzt worden war und mehr als 40 Meter hoch gewesen sein soll, hatte Nonnenmacher die Idee, aus dem Holz Lutherrosen zu schnitzen. Daraufhin wurden nach seinem Entwurf in mehreren Werkstätten mehr als 3.000 Lutherrosen geschnitzt und weltweit verkauft. Außerdem fertigte Nonnenmacher selbst 200 Luther-Porträts. Mit dem Erlös in Höhe von mehr als 100.000 D-Mark konnte der Wiederaufbau zweier Kirchen in Worms finanziert werden.
Diese „Baustein“-Aktion, die bis heute in Worms bekannt ist, hat die beiden Kinder des Künstlers zu ihrer Schenkung inspiriert. Möglicherweise wollte ja Gustav Nonnenmacher mit den Zinn-Lutherrosen wieder Geld für einen guten Zweck sammeln. Die Beschenkten haben sich zum Teil bereits überlegt, wie sie die Lutherrosen verwenden wollen. Die Stiftung Luthergedenkstätten und die Eisleber Kirchengemeinden werden mit den Medaillons besonderen Spendern und Förderern Danke sagen. „Es ist ein großes Geschenk und eine rührende Geschichte, die damit verbunden ist“, sagt Pfarrerin Iris Hellmich. (mz)