Bei ihr redet man Englisch
Eisleben/MZ. - Die 54-jährige Eisleberin tut verschiedene Dinge, die sich rund um das Sprechen, Verstehen und Reisen drehen. Deshalb nennt sie ihren Service "Sprachen & Tourismus". Monika Dölitzsch gibt Sprachkurse. Dafür kommt sie in Kitas ebenso wie in Firmen. Aber sie empfängt ihre Schüler auch in ihrem Büro in der Eisleber Freistraße zum Unterricht.
Daneben gibt sie auch Nachhilfe in Deutsch, Englisch und Russisch bis zur Abiturstufe - einzeln oder in der Gruppe. Mehr als vier Schüler seien es aber nie. Jeden nehme sie nicht. "Die Chemie zwischen uns muss stimmen, und die Schüler müssen lernen wollen. Sonst bringt das gar nichts", sagt sie.
Fremdsprachige Reiseleitungen, Diavorträge sowie Seminare zum Reise- und Freizeitrecht sind ein weiteres Standbein. Diese Angebote verteilt sie genau über ihren Tag. Falls es doch mal Lücken im Terminplan gibt, sitzt Monika Dölitzsch zu Hause an ihrem Schreibtisch und übersetzt Sachtexte - meist für Firmen. Allein von diesen Übertragungen könnte sie nicht leben. "Viel Freizeit habe ich nicht", sagt sie.
Dass sie ihr eigenes Geschäft im vergangenen Jahr gegründet hat, war Zufall. Bis zur Abwicklung des Mansfeld-Kombinates 1992 arbeitete sie dort als Dolmetscherin und Übersetzerin für Russisch und Englisch. "Ich war viel unterwegs und habe große RGW-Konferenzen gedolmetscht", erzählt sie. Nach der Betriebsauflösung war Monika Dölitzsch über 40: "Das bedeutete, entweder ich bin arbeitslos oder ich gehe in die Selbstständigkeit." Also machte sie einen Abschluss als Reiseleiterin und Touristikassistentin, arbeitete als Honorarlehrkraft für verschiedene Bildungsträger: "So kam eins zum anderen."
All das wäre ohne eine Leidenschaft für Sprachen nicht zu denken. Als Schülerin begann Monika Dölitzsch in den sechziger Jahren einen Briefwechsel mit einem gleichaltrigen tschechischen Jungen. Aus der politisch verordneten Korrespondenz machten die beiden Kinder eine echte Freundschaft - mit gegenseitigen Besuchen und dem Willen, die Sprache des anderen zu lernen und zu sprechen. Die enge Verbindung zwischen beiden gibt es heute noch.
Vielleicht hat das dazu geführt, dass Monika Dölitzsch von 1972 bis 1975 Sprachmittlung an der Leipziger Uni studierte. Danach dolmetschte sie zwei Jahre lang an der Erdgastrasse in der damaligen Ukrainischen Sowjetrepublik.
Dass sie keine ausgebildete Lehrerin ist, sieht sie im Blick auf ihre Nachhilfestunden und Sprachkurse positiv: "Ich habe bessere Voraussetzungen, weil meine Schüler freiwillig da sind." Worüber sie sich freuen kann? Über ältere Damen, die nach einem Anfängerkurs Urlaub am Gran Canyon machen und plötzlich ihren Kaffee auf Englisch bestellen. Über junge Frauen, die wegen ihres Jobs Russisch lernen möchten. Und über Schüler, die in Englisch auf Fünf stehen, und auf einmal eine Drei in der Klausur bekommen.