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Auszeichnung für Stellmacher Auszeichnung für Stellmacher: Frank Hummel bekommt Diamantenen Meisterbrief

Von Detlef Liedmann 16.11.2017, 16:33
Frank Hummel mit seiner Frau Ruth und Peter Hesse (hinten).
Frank Hummel mit seiner Frau Ruth und Peter Hesse (hinten). Detlef Liedmann

Eisleben - Ihre Diamantene Hochzeit haben Ruth und Frank Hummel vor drei Jahren gefeiert, sind also mittlerweile seit 63 Jahren verheiratet. Jetzt kam ein weiteres Jubiläum hinzu. Am Dienstag erhielt Hummel den Diamantenen Meisterbrief der Handwerkskammer Halle 60 Jahre nach der Prüfung überreicht.

„Es ist schön, dass ich diese Ehrung noch erfahren darf“, sagte der 85-jährige Eisleber gerührt. Denn einige Erkrankungen haben ihm in der Vergangenheit mächtig zugesetzt.

Frank Hummel lernte bei seinem Vater in Röblingen Stellmacher

Aber Stellmachermeister Hummel hat auch diese Klippen umschifft. Geboren 1932, lernte er beim Vater in Röblingen, wie man aus Hartholz Räder für Pferdefuhrwerke fertigt. Später zog es ihn nach Reideburg. Dort wurden Karosserien aus dem Naturrohstoff gebaut.

„Ich wollte diese Erfahrung machen. Aber dann bin ich wieder zurückgekommen“, so Frank Hummel, dessen Vater aus Römhild ins Mansfeldische kam, während der Onkel in Thüringen blieb. Als sich abzeichnete, dass der Stellmacherberuf in seiner damaligen Form keine Zukunft mehr hat, ergriff Hummel, längst Meister, die Initiative.

Mit anderen seiner Zunft gründete er am 29. Februar 1968 in Eisleben eine Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH). Gebaut wurden Raumzellen. „Der Bedarf war da. Und es hatte mit Holz zu tun, kam also dem, was wir gelernt haben, sehr nahe.“

Raumzellen, komplett ausgestattet mit Dusche, Toilette und Fenstern, waren damals schlicht der Renner. Sportvereine oder Bauarbeiter nutzten sie als Umkleideräume. Später wurden die Zellen auch für Übernachtungen umgerüstet. „Wir haben nach Berlin und sogar an die Baikal-Amur-Magistrale in Sibirien geliefert“, erinnert sich Hummel und lacht.

Frank Hummel hatte als Jüngster den Vorsitz aller in der PGH zusammengeschlossenen Meister inne

Während er als jüngster der in der PGH zusammengeschlossenen Meister den Vorsitz innehatte, kümmerte sich Frau Ruth um die Gardinen an den Fenstern der Raumzellen. „Später waren die Gardinen nicht mehr gewünscht. Da habe ich gemalert“, so Ruth Hummel. Später beschreibt die Zeit, als aus der Genossenschaft ein Volkseigener Betrieb (VEB) geworden war.

Und aus dem Vorsitzenden Hummel wurde plötzlich ein Direktor. Den Peter Hesse als „hart, aber gerecht“ beschreibt. Hesse war einst Lehrling bei Hummel und ist quasi dessen Nachfolger. Raumzellen werden in der Querfurter Straße indes längst nicht mehr gebaut, sondern Fenster. „Zur Wende mussten wir uns umsehen, weil Raumzellen plötzlich nicht mehr gefragt waren“, so Frank Hummel.

Und er hat sich umgesehen, ist viel gereist, führte die Firma durch die unruhige Zeit und profilierte sie 1990 als Fenstertechnik GmbH Eisleben. Erst mit 67 hat er die Leitung der Firma an Hesse angegeben.

Ruth und Frank Hummel haben drei Kinder, fünf Enkel und drei Urenkel

Die Wendezeit sei zwar nicht einfach gewesen, brachte aber unter anderem die Möglichkeit, das thüringische Römhild im einstigen Grenzgebiet, wo die Geschichte der Hummels bis ins Jahr 1604 zurückreicht, wieder ohne Sondergenehmigung und Passierschein besuchen zu können. Ruth und Frank Hummel haben drei Kinder, fünf Enkel und drei Urenkel. „Es war nicht immer einfach, aber wir haben alles gemeinsam gemeistert“, sagte Ruth Hesse bei der kleinen Feier.

So lange wie die Ehe der beiden haben die in der Querfurter Straße gebauten Raumzellen nicht gehalten. Aber Hummel weiß mit Sicherheit, dass einige Exemplare 40 Jahre allen Widrigkeiten getrotzt haben. Mittlerweile sind die Raumzellen quasi neu erfunden worden. Nur heißen die jetzt Wohncontainer und werden sogar in Fernsehshows angepriesen. Darüber kann Frank Hummel nur schmunzeln. (mz)