Auswirkungen des Lokführerstreiks Auswirkungen des Lokführerstreiks: Kommt der Zug oder kommt er nicht?

Eisleben/Hettstedt - Die Erwartungshaltung bei der Mansfelder Kupfer und Messing GmbH (MKM) erinnert während des Lokführerstreiks bei der Deutschen Bahn dem Abzählreim von Verliebten vor dem ersten Treffen. Kommt er oder kommt er nicht? Gemeint ist ein Güterzug mit Kupfer-Kathoden, der am frühen Donnerstagmorgen aus Polen in Hettstedt auf dem Bahnhof anrollen sollte. Am Mittwochabend war nur unklar, ob die Waggons mit dem wichtigen Ausgangsmaterial zur Weiterverarbeitung auch eintreffen würden. „Unser Stimmung schwankt zwischen Hoffen und Bangen“, sagte Geschäftsführer Gerhard Bickmann der MZ.
Bisher war das größte Unternehmen in der Region, bei dem mehr als 1 000 Beschäftigte in Lohn und Arbeit stehen, nicht von den Streiks der Lokführergewerkschaft betroffen. Die Bahn wisse, wie wichtig die Lieferungen für unsere Produktion sind, sagte Bickmann. Und man habe ihm auch zugesagt, dass der MKM-Zug mit Vorrang behandelt werden soll. „Doch ob es auch klappt, muss sich erst zeigen“, so der Geschäftsführer.
Der Bahnhof in der Lutherstadt Eisleben steht seit geraumer Zeit leer. Um ihn vor dem Reformationsjubiläum im Jahre 2017 wieder zu beleben, hat sich eine Genossenschaft gegründet. Sie will auch mit Hilfe von Fördermitteln das Gebäude sanieren und mithelfen, dass sich wieder Geschäfte im Bahnhof ansiedeln. (wba)
In der Regel rollen jede Woche ein bis zwei Züge mit jeweils 1 550 Tonnen ausgedienten Kathoden bei MKM vor. Ein Großteil davon transportiert die Deutsche Bahn, aber es gibt auch Aufträge für Privatbahnen. Alles, was für den Kupferhalbzeugproduzenten auf dem Hettstedter Güterbahnhof ankommt, übernimmt die Kreisbahn Mansfelder Land. Sie bringt den Zug auf einem Anschlussgleis bis ins Werksgelände im Gewerbegebiet zwischen Großörner und Hettstedt.
„Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die Waggons wie geplant hier eintreffen“, sagte Herbert Teutsch, der Geschäftsführer der Kreisbahn, am Mittwoch der MZ. Auch er weiß, wie dringend MKM die Lieferung benötigt. Teutsch lässt dabei anklingen, dass ihm der Streik nicht schmeckt, weil der auch sein Verkehrsunternehmen in die Bredouille bringt. Deutlicher wird MKM-Chef Bickmann. Er hält es „langsam für übertrieben, was die Lokführer veranstalten“. Es sei problematisch, welchen wirtschaftlichen Schaden solch eine kleine Gewerkschaft verursachen könne. Bickmann hofft, dass sich bald eine Lösung findet, und alles wieder in normalen Bahnen verläuft. Das wünschen sich auch etliche Fahrgäste, die am Mittwoch auf dem Bahnhof in Eisleben auf Züge warteten. Doch ab 14 Uhr fuhr kaum noch eine Regionalbahn ein. (mz)
