Eisleber Wiese 495. Eisleber Wiese: Festzelt auf dem Wiesenmarkt bietet Platz für 1.500 feiernde Gäste

Eisleben - 60 Meter lang, 30 Meter breit, 140 Tische, 280 Bänke, 1.200 Sitzplätze. Das sind die Eckdaten des großen Festzeltes auf dem Eisleber Wiesenmarkt. In Spitzenzeiten kommen zu den 1.200 sitzenden Gäste noch 300 stehende. Und die schlaflosen Nächte beginnen Anfang August. „Da überlege ich schon, ob ich an alles gedacht habe oder was wir besser machen können“, so Sven Deckert.
Gastwirt Deckert betreibt zum 21. Mal Festzelt auf dem Eisleber Wiesenmarkt
Zum 21. Mal hat er den Zuschlag als Wirt bekommen, schließt dafür zwei Wochen sein Restaurant in der Friedensstraße, weil jede helfende Hand gebraucht wird. „Hinterher fragen mich manche Gäste dann, wie der Urlaub war. Und ich antworte, dass wir beim Camping ein ganz großes Zelt hatten.“
Zu den 20 Mitarbeitern, welche Deckert als Stammkräfte bezeichnet, kommen dann noch einmal so viele Aushilfen hinzu. Vor allem zur Eröffnung am Freitag, den Show-Abenden an allen Tagen und zum Seniorenfest am Montagvormittag werden sie richtig zu tun bekommen. „Die Show-Abende tragen eigentlich das Ganze“, sagt Deckert.
Mit tragen meint er, dass über den Getränkeverkauf, der halbe Liter Bier kostet 4,50 Euro, das Geld erwirtschaftet wird für Gagen, Löhne, Gema-Gebühren, Miete fürs Zelt, Kosten für Sicherheitspersonal und, und, und. Die Gagen seien teilweise „nicht gerade schmächtig.“
Die Eröffnungsparty am Freitagnachmittag werde zwar vom Büro des Marktmeisters gemanagt und auch aus dessen Budget bestritten, „aber alles andere geht auf unsere Kappe, auch wenn ich von unserem Medienpartner MDR einen Zuschuss bekomme.“ Eintritt? „Würde uns helfen, kommt aber gar nicht infrage“, sagt Deckert da.
Über die Künstler indes macht er erst recht keine großen Worte. „Es gibt welche, die sind ganz unkompliziert, und solche, wo das nicht so ist. Aber das gibt es doch überall.“ Gern erinnert er sich an Mickie Krause. „So etwas Professionelles habe ich noch nicht erlebt“, so der 52-Jährige. Sowieso will er vor allem das Positive im Gedächtnis behalten.
Dazu gehört auch, in den zwei Jahrzehnten von Zwischenfällen verschont geblieben zu sein. Deckert klopft dreimal aufs Holz. „Klar, ein paar kleine Rangeleien gibt es immer mal. Wir sind hier ja auf einem Volksfest und nicht im Sanatorium.“ Doch die Sicherheitskräfte hätten immer alles schnell unter Kontrolle gehabt.
14 Mitarbeiter einer Firma werden es zur 495. Wiese in Spitzenzeiten sein. Und Deckert kündigt an, an den Zeltzugängen Sicherheitskontrollen durchführen zu lassen. Besser wäre es nach seinen Worten, große Taschen und Rucksäcke gleich zu Hause zu lassen. „Wer doch was mitbringt, muss die Kontrolle in Kauf nehmen und bekommt dann ein Bändchen an Tasche oder Rucksack. Wir wollen zwar keinen Hochsicherheitstrakt aus der Wiese machen, sondern weiter ein Volksfest feiern. Aber wir sind sensibilisiert“.
Sensibilisiert ist Deckert längst dafür, was die Bestellungen von Getränken und Speisen angeht. „Das bringt die Erfahrung mit sich. Wir müssen sehr selten nachordern.“ Gleichwohl sei das nicht immer so gewesen. Mit Zahlen, was verkauftes Bier oder Essen angeht, kann Deckert allerdings nicht dienen. „Ich weiß nicht, wie die das beim Oktoberfest in München immer machen. Aber wahrscheinlich ist das ganze System dafür angelegt.“
Der Unterschied zwischen Oktoberfest und Eisleber Wiese
Wobei es einen großen Unterschied zwischen Oktoberfest, das übrigens auch an diesem Sonnabend beginnt, und Eisleber Wiesenmarkt gibt: „In München bekommst du Essen und Trinken nur in den Zelten. Wer hier durch die Lindenallee durch ist, hat sich schon das erste Mal satt gegessen.“
Unbestritten indes ist, dass Bayern München ein paar Klassen höher Fußball spielt, als der MSV Eisleben. Allerdings gilt in Abwandlung einer oft zitierten Weisheit: Nach dem Wiesenmarkt ist vor dem Wiesenmarkt. „Wir fangen jetzt schon wieder mit den Vorbereitungen für nächstes Jahr an. Das ist ein laufender Prozess“, sagt Deckert.
Denn Künstler, Deckert sucht sie für seine Showabende selbst aus, müssen weit im Voraus gebucht werden. Und obwohl die Gagen mitunter recht üppig seien, sagt er: „Ja, es bleibt etwas übrig. Vor allem aber macht es uns Spaß. Sonst hätten wir das nicht so lange durchgehalten.“ Durchhalten und Spaß haben, das wünscht er auch seinen Gästen im großen Festzelt. (mz)