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Aus dem 18. und 19. Jahrhundert 26 historische Waffen an Eisleben zurückgegeben: Was nun mit ihnen passiert

1988 hat die Lutherstadt historische Schuss-, Hieb- und Stichwaffen nach Aschersleben gegeben. Jetzt sind sie wieder zurückgekehrt. Doch die Aufbewahrung von Waffen unterliegt Gesetzen.

Von Jörg Müller 19.01.2022, 12:06
Der Vorsitzende des Großkaliberschützenvereins Eisleben, Michael Litschko, hat sechs historische Waffen eingelagert.
Der Vorsitzende des Großkaliberschützenvereins Eisleben, Michael Litschko, hat sechs historische Waffen eingelagert. (Foto: Maik Schumann)

Eisleben/MZ - Nach mehr als 30 Jahren ist ein Konvolut historischer Waffen nach Eisleben zurückgekehrt. Die 26 Waffen, die zum Bestand der Museen der Lutherstadt gehören, waren 1988 ins Kreismuseum Aschersleben gebracht worden. Grund für die damalige Aktion waren die „Verordnung über das Sammeln und Aufbewahren von Schusswaffen und Geräten“ und die „Verordnung über den Verkehr mit Schusswaffen, patronierter Munition, Schussgeräten und Kartuschen“.

Luntenschlossgewehr mit „Eisleben“-Gravur om Ausstellung

Entsprechend dieser Verordnung übergaben die Eisleber Museen Anfang 1988 alle ihre Schusswaffen, Schussgeräte und Hieb- und Stichwaffen - mit Ausnahme einer französischen Steinschlosspistole - an das Kreismuseum Aschersleben. „Die Waffen sollten damals zentral gelagert werden“, sagt der Eisleber Stadtsprecher Maik Knothe. Insgesamt habe es sich um 26 Schusswaffen gehandelt.

Neben zahlreichen Pistolen, Jagd- und Militärgewehren aus dem 18. und 19. Jahrhundert gehörten auch zwei Armbrüste zu dem Bestand. Laut Knothe sei unklar, ob die jemals in der Ausstellung zu sehen gewesen seien. Wahrscheinlich seien fast alle Waffen im Depot gelagert worden. Aktuell wird lediglich ein Luntenschlossgewehr von 1626 mit einer eingravierten Kennzeichnung „Eisleben“ in Aschersleben gezeigt.

Außer den Schusswaffen gab es 44 Hieb- und Stichwaffen, die bereits 1985 an das Kreismuseum übergeben wurden. Dazu gehörten zum Beispiel Offiziers- und Bergmannsdegen, Säbel, Schwerter und eine Hellebarde. „Woher die Waffen mal gekommen sind, weiß heute keiner mehr“, so Knothe. Es handele sich wohl auch nicht um besonders wertvolle historische Stücke.

Großkaliberschützen helfen bei der Aufbewahrung

Dass die Waffen nun wieder nach Eisleben zurückgekommen sind, habe mit Veränderungen in Aschersleben zu tun. Der Verantwortliche sei in Ruhestand gegangen, und auch die ordnungsgemäße Aufbewahrung sei nicht mehr möglich. „Wir haben ein Schreiben bekommen, ob wir die Waffen zurückhaben wollen oder ob sie vernichtet werden sollen“, so der Sprecher.

Eisleben entschied sich für die Rücknahme. Da es allerdings bei der Stadt niemanden mit einer Waffenbesitzkarte gebe, habe man Kontakt mit dem Großkaliberschützenverein Eisleben 1608 „Neustädter Schützen“ aufgenommen. Der Verein um den Vorsitzenden Michael Litschko verfügt natürlich über die entsprechenden Genehmigungen und Nachweise sowie die vorgeschriebenen Waffenschränke.

Zustand der Waffen wird geprüft

„Toll, dass der Verein das gemacht hat“, sagt Knothe. Die Großkaliberschützen haben die sechs noch schussfähigen Waffen, für die eine Waffenbesitzkarte erforderlich ist, zunächst sicher eingelagert. „Damit schießen würde ich aber nicht mehr“, sagt Litschko. Denn da mit den Waffen lange nicht geschossen worden sei, bestehe die Gefahr, dass vielleicht der Lauf gesprengt werde.

Die übrigen Waffen sind vorerst eingelagert worden. „Wir prüfen den Zustand und den Wert“, so Knothe. Dann werde entschieden, ob Waffen vernichtet werden. Er könne sich auch vorstellen, einzelne Stücke vielleicht im Kulturraum im Katharinenstift zu zeigen. „Das wäre ein Hingucker.“

Litschko (65), der seit drei Jahren Vorsitzender ist, besitzt persönlich und im Verein mehr als 30 Waffen. 88 Mitglieder zählt der Verein, der seinen Sitz in der Freistraße hat und die Schießstände Katzenwinkel in Benndorf und Brosowski-Schacht bei Gerbstedt nutzt. Nachwuchsprobleme wie in vielen anderen Vereinen gebe es nicht, so Litschko, der auch Vorsitzender des Mansfelder Kreisschützenbundes ist.