Das hat keiner für möglich gehalten: Aufsteiger schlägt Titelkandidaten Eine Sensation im Hexenkessel der Stadthalle
Der MTV Wittenberg ist mit einem Paukenschlag zurück in der Volleyball-Regionalliga. Der Vizemeister Schulzendorf wird 3:1 bezwungen. Tim Becker erhält die Ehrung als bester Spieler.

Wittenberg/MZ. - Die 153 Zuschauer feiern den MTV Wittenberg nach dem Sensationserfolg in der Volleyball-Regionalliga gegen den Vizemeister Schulzendorf mit minutenlangen Standing Ovations. „Die Stimmung ist gerade bei einem ersten Spiel von extremer Bedeutung“, sagt MTV-Trainer Ulf Jonas. Moderator Werner Roß bezeichnet die Stadthalle sogar als einen „Hexenkessel“. Und Jonas glaubt, dass dies auch den Top-Favoriten der Liga beeindruckt hat.
Schenke holt ersten Punkt
„Dabei sah es 30 Minuten vor dem Spiel – als ich in der Halle angekommen bin – noch ziemlich mau aus“, sagt Uwe Nähter. Der Mann, jahrelang Regionalausschusschef Nordost, betont, dass sogar viele Teams in der dritten Liga nicht solche Fans als Unterstützung im Rücken haben. Der Experte traut dem MTV schon vor der Begegnung einiges zu. „Ich rechne mit einem knappen Sieg für den MTV“, liegt er nah am Ergebnis. Näther glaubt nicht, dass der Aufsteiger etwas mit dem Kampf um den Klassenerhalt zu tun hat. Der MTV werde sich im Mittelfeld platzieren, tippt der neutrale Gast. Jonas ändert sein Saisonziel aber nicht. Priorität habe der Kampf gegen den Abstieg, betont er. Nach sieben Jahren Landesoberliga-Tristesse ist der MTV – „Ich hätte nicht gedacht, dass das so lange dauert“, so Näther – zurück in der Regionalliga. Benny Schenke sorgt beim 1:0 mit einem Schmetterball für den ersten Punkt der Saison. Das ist der Auftakt zu einem packenden ersten Satz.
Beim 11:9 hat sich der MTV erstmals einen kleinen Vorsprung erarbeitet. Schulzendorf kontert und geht 13:11 und 15:12 in Führung. Der MTV gleicht beim 18:18 wieder aus. Doch es sieht für den MTV nicht wirklich gut aus. Der Titelfavorit steuert auf den Satzgewinn zu, liegt 20:18 und 22:20 vorn. Jonas nimmt eine Auszeit, um nach einem starken Auftakt zu retten, was noch zu retten ist. Doch Schulzendorf lässt sich zunächst nicht beeindrucken und ist 23:21 und 24:22 vorn. Dann passiert Unfassbares: Der MTV wehrt zwei – und beim Stand von 24:25 – auch den dritten Satzball ab. Dabei verwandelt MTV selbst den ersten Satzball zum 27:25 und zum 1:0.
Im zweiten Durchgang geht Schulzendorf sofort 4:0 in Führung. Trotz zweier Auszeiten kann der MTV nicht wirklich eine Aufholjagd starten. Nur beim 4:5-Anschluss keimt etwas Hoffnung auf. Aber letztlich haben die Gäste keine Probleme. Dabei wird der erste Satzball – so das offizielle Ergebnis – zum 25:21 verwandelt.

Allerdings unter Druck wackelt der Vizemeister. Bester Beweis dafür ist der dritte Satz. Der verläuft bis zum 15:15 ausgeglichen. Dann setzt sich der MTV auf 19:15 ab. Prompt unterläuft Schulzendorf ein Aufstellungsfehler. So erhalten die Gastgeber einen Punkt zugesprochen und führen 20:15. Doch der Favorit gibt sich noch nicht geschlagen, schafft den 21:22- und 22:23-Anschluss. Doch der MTV geht 2:1 in Führung mit 25:22.
Publikum erhebt sich
Im vierten Satz wechselt die Führung ständig. Beim 15:12 und 18:15 hat sich der MTV aber einen kleinen Vorsprung erarbeitet. Doch Schulzendorf gleicht zum 18:18 aus, führt plötzlich 21:19 und steuert dem Tiebreak zu. Doch Jonas nimmt eine Auszeit und reißt so das Steuer wieder herum. Es gelingen im wichtigen Moment vier Punkte in Folge zum 23:21. Die Fans und selbst der Moderator stehen längst. Schulzendorf kann auf 23:24 verkürzen. Der MTV setzt aber den 25. Punkt zum 3:1-Sieg nach 93 Minuten.
Neu in der Regionalliga ist die Wahl der besten Spieler. Die Entscheidung treffen die Trainer. Sie müssen jeweils einen Volleyballer des gegnerischen Teams benennen. Jonas votiert für Mark Kaiser. Und Schulzendorfs Ronny Wentzke entscheidet sich für Zuspieler Tim Becker. „Das ist etwas Neues für mich“, sagt der 27-Jährige, der sich vor dem Match nicht mit einer möglichen Favoriten- oder Außenseiterrolle beschäftig hat. „Mir ging es darum, das Beste zu geben“, sagt er. Und das hat auch das Team getan. „Alle haben ihre Aufgaben erfüllt“, sagt Jonas.