1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Zuversicht bei Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg wächst mit sinkenden Corona-Zahlen

Positive Entwicklung Zuversicht bei Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg wächst mit sinkenden Corona-Zahlen

Die Arbeitsagentur sieht eine deutliche Erholung des Arbeitsmarktes im Zuge der Pandemielockerungen. Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Zahl der offenen Stellen steigt wieder.

Von Sylke Kaufhold 18.07.2021, 12:00
Torsten Narr, Chef Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg
Torsten Narr, Chef Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau-Roßlau/MZ - Vom „Ende des Tunnels“ hat der Chef der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg, Torsten Narr, beim blick auf die Halbjahresbilanz des regionalen Arbeitsmarktes gesprochen. Grund seines Optimismus’ ist der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr, dem ersten Coronajahr. Die Lockerungen der Pandemiebeschränkungen hätten sich spürbar ausgewirkt. „Der Markt ist wieder angesprungen.“

Die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk hatte im Juni 2020 mit 9.366 einen Höchststand erreicht. Ein Jahr später ist die Zahl wieder gesunken und bewegt sich laut Narr auf das Vorkrisenniveau zu.

Deutlich zurückgegangen aber ist im Pandemiejahr 2020 die Zahl der Beschäftigten im Helferbereich

Viele Unternehmen hätten während der Krise an ihren Arbeitskräften festgehalten und konnten dies dank der Sonderregelung zum Kurzarbeitergeld durchhalten. „Das hat Druck vom Arbeitsmarkt genommen, so dass die Arbeitslosigkeit unterm Strich nicht gravierend gestiegen ist“, sagte Torsten Narr.

Deutlich zurückgegangen aber ist im Pandemiejahr 2020 die Zahl der Beschäftigten im Helferbereich. Die ungelernten Arbeitskräfte seien von den Unternehmen nicht über die Kurzarbeit gehalten worden, so der Agenturchef. So lag der Anteil der Arbeitslosen ohne Berufsabschluss bei 38,6 Prozent.

Deutliche Auswirkungen zeigte die Pandemie auch in der Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit. Die war bis Anfang 2020 dank der wirtschaftlichen Entwicklung stetig gesunken. Seit Pandemiebeginn steigt sie wieder. So zählen aktuell über 40 Prozent der Arbeitslosen im Agenturbezirk Dessau-Roßlau-Wittenberg zu den Langzeitarbeitslosen, weil sie seit einem Jahr und länger keiner Beschäftigung nachgehen.

Das Instrument der Kurzarbeit nutzten im Jahr 2020 zahlreiche Betriebe

Das Instrument der Kurzarbeit nutzten im Jahr 2020 zahlreiche Betriebe. Die Spitze wurde in der Region im April mit 2.700 gemeldeten Betrieben und 17.650 Beschäftigten in Kurzarbeit registriert. Zum Jahresende - also mitten im zweiten Lockdown - waren 1.400 Unternehmen in Kurzarbeit mit 8.500 Beschäftigten.

Die Branchen widerspiegeln die Regelungen der Eindämmungsverordnungen. So hatten im Dezember 2020 Unternehmen der Gastronomie, des Einzelhandels, der persönlichen Dienstleistungen, der Beherbergung am meisten Kurzarbeit angemeldet. Mit 1.090 betroffenen Beschäftigten steht die Gastrobranche an der Spitze, gefolgt vom Einzelhandel (870 Kurzarbeiter).

Als erfreulich bezeichnete Torsten Narr auch den Blick auf die gemeldeten freien Stellen

Dass die Region „relativ glimpflich durch die Krise gekommen ist“, begründete der Agenturchef mit der Wirtschaftsstruktur. Die sei breit aufgestellt, fokussiere sich beispielsweise nicht nur auf den Tourismus wie im Harz. Die Stadt Dessau-Roßlau gehöre sogar zu den Städten, in denen die meisten Beschäftigten - 38 Prozent - in nicht betroffenen Branchen arbeiten. Eine Stadt vieler Behörden und des Umweltbundesamtes, eines starken Gesundheitswesens und vieler Alten- und Pflegeeinrichtungen zu sein, habe sich als Vorteil herausgestellt.

Als erfreulich bezeichnete Torsten Narr auch den Blick auf die gemeldeten freien Stellen. Eine Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im Mai habe gezeigt: Die Existenzängste der Betriebe nehmen mit Zunahme der Coronalockerungen und sinkender Inzidenzwerte deutlich ab. Vor allem auch Kleinstbetriebe mit bis zu neun Beschäftigten blicken demnach wieder optimistischer in Zukunft. Das mache sich auch im Einstellungsverhalten der Betriebe bemerkbar.

Die Zahl der Insolvenzen ist laut Narr coronabedingt bisher nicht gestiegen.