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Zukünftiger Architekt Zukünftiger Architekt: Student der Hochschule Anhalt präsentiert Idee für Lücke in Dessauer Goethestraße 25

Von Danny Gitter 26.06.2020, 14:50
Die problematische Lücke in der Goethestraße. Jetzt läge eine gute Lösung vor.
Die problematische Lücke in der Goethestraße. Jetzt läge eine gute Lösung vor. Thomas Ruttke

Dessau - Auf den ersten Blick klingt das Angebot sehr attraktiv: 391 Quadratmeter in bester Citylage bietet die Stadt Dessau-Roßlau schon seit längerem für 40.664 Euro zum Verkauf und zur Bebauung in der Goethestraße 25 an. Der auf den einzelnen Quadratmeter herunter gerechnete Preis von 104 Euro ist mithin sogar etwas günstiger als Bauland in Ziebigk oder Kleinkühnau.

Beatriz Möller, Professorin für Architektur an der Hochschule Anhalt, vermutet, die Gründe zu kennen, warum es kaum Interessenten für das Baugrundstück in der Goethestraße 25 gibt. „Für viele Bauvorhaben hat es mit seiner geringen Breite und hohen Tiefe einen ungünstigen Schnitt“, konstatiert die Professorin.

Wer etwa ein Mehrfamilienhaus, mit einem ordentlichen Treppenaufgang und Hausflur plant, der wird nach Ansicht der Fachfrau bei der individuellen Raumgestaltung - dann mit langen, schlauchartigen Zimmern - schnell an ästhetische und funktionale Grenzen stoßen.

„Mut zur Lücke“ sollten 15 zukünftige Architekten in einem Projekt beweisen

Doch Möller hat die Herausforderung, selbst scheinbar unbebaubare Grundstücke wie das in der Goethestraße in Dessau-Nord mit funktionalen und ästhetisch anspruchsvollen Gebäuden zu versehen, nie ganz losgelassen. „Mut zur Lücke“ sollten unter ihrer Anleitung 15 zukünftige Architekten in einem Projekt im Wintersemester 2018/19 beweisen. Dieser Herausforderung stellte sich auch Tobias Rümmler.

Derzeit bereitet der Masterstudent der Architektur sich auf seinen Abschluss vor und kann schon einen Architekturpreis in seiner Vita vermerken. Sein Entwurf für eine mögliche Baulückenschließung in der Goethestraße 25, den er zusammen mit seinem Kommilitonen Markus Passeck eingereicht hat, wurde von der Architektur-Fachzeitschrift „Wettbewerbe aktuell“ im vorigen Jahr zur besten Semesterarbeit gekürt. Rümmler und Passeck könnten sich vorstellen, mit einem luxuriösen Stadthaus die Baulücke in Nord zu schließen.

Entwurf als Grundlage zur Realisierung des  Baulückenschlusses?

„Diese Nutzung schien uns die beste Lösung“, so Rümmler. Nachdem die Grundidee stand, hatten er und sein Kommilitone ein paar Wochen Zeit, das Ganze inhaltlich mit Leben zu füllen. Das Ergebnis sind über 300 Quadratmeter Wohnfläche, verteilt vom Kellergeschoss bis zum dritten Obergeschoss, mit einem sich anschließenden, großzügigen Gartengrundstück.

Für Rümmler sind damit viele Vorteile vereint. „Potenzielle Bauherren, die den Entwurf als Grundlage zur Realisierung ihres Baulückenschlusses verwenden würden, hätten den Komfort einer Villa im Grünen, mitten in der Stadt.“ Wichtig ist dabei für Rümmler und Passeck auch die Abschirmung des Gebäudes zur Straße hin, bei der die Privatsphäre so geschützt ist, dass den Bewohnern ein Ausblick verschafft wird, ohne dabei selbst gesehen zu werden. Mit einer vorgehängten Holzfassade im Fassadenschnitt soll das gelingen. „Drinnen ist es durch einen durchgängigen Lichtschacht trotzdem hell genug“, versichert Rümmler.

Wie immer am letzten Juni-Wochenende findet auch 2020 am Wochenende, 27. und 28. Juni, der Tag der Architektur statt. Für Dessau-Roßlau gibt es momentan noch kein Angebot. Doch dafür einige in der Region: Besichtigt werden können der Spiegelsaal im Schloss Köthen, jeweils von

10 bis 17 Uhr sowie die Kirche St. Georg in Zörbig, Ortsteil Cösitz, am Sonntag, von 10 bis 15 Uhr.

Infos unter www.ak-lsa.de

Tobias Rümmler wäre nicht abgeneigt das Projekt mit einem Investor selbst umzusetzen

Auch sonst lässt der Entwurf kaum Wünsche offen. Von der Haustechnik im Keller über eine offene Küche, ein Atrium und eine Terrasse im Erdgeschoss bis hin zu verschiedenen Bädern, Schlaf- und Wohnräumen in den oberen Etagen.

„Natürlich müsste noch alles in Einklang unter anderem mit dem Baurecht, Brand- und Schallschutz sowie der Gestaltungssatzung für Dessau-Nord, gebracht werden“, sieht Rümmler noch viel Arbeit bis zu einer möglichen Realisierung seines Entwurfs. Ab da übernehmen die Architekturbüros.

Wenn ein potenzieller Käufer sich die Realisierung seines Entwurfs vorstellen könnte, wäre Rümmler, der bald zugelassener Architekt ist, nicht abgeneigt, das auch persönlich zu übernehmen. Auf jeden Fall wäre es für den 24-Jährigen aus dem Burgenlandkreis eine große Ehre, architektonische Spuren in seiner Studienstadt zu hinterlassen. Gern auch würde er an einem zukünftigen Tag der Architektur interessierte Besucher durch das von ihm erdachte Gebäude führen, sofern der potenzielle Eigentümer damit einverstanden wäre. Für seine Professorin Beatriz Möller wäre dann auch der praktische Beweis angetreten, dass selbst schwierigste Baulücken tatsächlich sinnvoll mit Leben gefüllt werden können. (mz)

So könnte das Haus aussehen.
So könnte das Haus aussehen.
Danny Gitter