Zucker für Reiter, Ross und Karosse
Dessau/MZ. - Dann leuchten da noch Farben von den Wänden, poppig vielleicht und doch gebrochen, doch gezügelt, aber jugendlich in jedem Fall. So sollte man meinen. Herbert Patzelt wurde 1930 in Dessau geboren. Heute lebt und malt er in Ferch. Zur Ausstellungseröffnung, beim Besuch in der Heimat, gehen die Gedanken zurück. Erinnerungen, die sich eingegraben haben. Der Bombenangriff auf Dessau. Das zerstörte Haus der Eltern. Und heute? Enttäuschung nach dem Aufbruch und Wut.
Patzelt wurde Theatermaler am Landestheater Dessau, später Malsaalvorstand am Hans-Otto-Theater in Potsdam. Nach dem Studium an der Fachschule für angewandte Kunst in Magdeburg ging er zum Fernsehen. Bis 1961 war er beim Deutschen Fernsehfunk Adlershof tätig, dann bei der DEFA in Babelsberg. Vor wenigen Tagen lief im MDR-Fernsehen "Das zweite Gleis". Schwarzweiß, und nun leuchten die Farben frohgemut, wie es scheint, leicht süßlich vielleicht, aber mit Beigeschmack.
Pferde, Felder, Menschen, Autos: Natur und Kultur zeigen sich im gleichen, verwaschen poppigen Timbre. Da parkt die versammelte Mobilität in einem Balanceakt zwischen beklemmender Leere und Gefälligkeit. Scheinwerferlichter erhellen nichts, bleiben aufgesetzte Farb- und Formspiele. Die parkenden Autos verweisen auf Menschen. Die fließen anderswo perspektivisch überreizt, dicht gedrängt und doch beziehungslos übers Bild. Sie bleiben Erscheinungen an der Oberfläche, mit und ohne Gesicht gesichtslos, hübsch und kühl, Statisten ohne Hauptfigur, Bewegung ohne Ziel.
Auch die Pferde kriegen Zucker. Rosafarben, bonbonfarben leuchtet ein Pferdeschweif. Die Farben galoppieren und die Tiere bewegen sich apart. Grafische Elemente treffen auf malerische Gesten. Auch Blüten sind gezuckert. Und dann brechen aus grauen Grund Farben auf, ebenso temperiert, aber höchst fragil. Da lohnt sich auf den ersten Blick ein zweiter, der die leuchtende Gefälligkeit akzeptiert und weiter sucht. Einige Aquarelle werden gezeigt. Landschaften und Parkansichten aus Wörlitz. Hier schimmert wieder ein süßlicher Schein im Blick des Theatermalers auf die theatralischen Naturkulissen seines und unser aller Fürsten Franz.