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Ziebigker Firma Hans Barth Ziebigker Firma Hans Barth: Grünes aus Venezuela und Thailand

Von Thomas Schaarschmidt 17.01.2002, 19:00

Dessau/MZ. - Sie sehen völlig unscheinbar aus, die hellen Kartons. Sie könnten von überall kommen. Spätestens aber nach dem Öffnen muss man stutzig werden. Alles in den Kisten ist in Zeitungen eingewickelt. Nicht in irgend welche Zeitungen, diese hier wirken fremd in Sprache und Fotos. Kein Wunder, sie stammen aus Asien, und das, was in ihnen noch verborgen ist, auch.

"Das ist unsere wöchentliche Lieferung aus Singapur", erklärt Matthias Barth und holt eine grünlich schimmernde Pflanze aus der ersten Packung heraus, "die kommt jede Woche." Sein Vater Hans steht daneben und nickt: "Bei uns ist eben die Welt zu Hause." Und zwar eine ganz spezielle: die der Wasserpflanzen.

Knapp 5 000 Quadratmeter sind es, die für Hans Barth seit nunmehr fast 50 Jahren die Welt bedeuten. Genau zwischen Mühlweg und Ruhrstraße nahe dem Kornhaus befindet sich seine Wasserpflanzengärtnerei: die Firma Hans Barth Dessau. "Mein Großvater hat hier an dieser Stelle in den 20er Jahren eine Gärtnerei gegründet, mein Vater übernahm sie dann und ich führe sie nunmehr in 3. Generation weiter", erzählt Hans Barth. War die Firma zu Beginn ein normaler gemischter Gartenbaubetrieb, so begann unter Hans Barth die Spezialisierung. "Ich mochte von Kind auf Aquarien und die Pflanzen darin, so dass wir dies in das Sortiment aufgenommen haben", erinnert sich Barth. Vor fünfzig Jahren war das, und wenig später schon war Barths Firma quasi die Nummer 1 der DDR. Denn es gab nur sie. "Die ganze Republik hat bei uns eingekauft." Vorrangig natürlich der Großhandel. Anfang der 70er Jahre begann der Export ins andere Deutschland und Skandinavien. Der Betrieb blieb privat, trotzdem waren die Verbindungen zur Verwaltung gut. "Wenn mal die Kohlen zum Heizen knapp waren, ist meine Frau ins Rathaus marschiert", blickt Hans Barth zurück.

Nach der Wende änderte sich auch zwischen Mühl- und Ruhrstraße einiges. Zwei Gewächshäuser wurden neu gebaut, die "Angstphase", wie Hans Barth die erste Zeit der Unsicherheit nennt, überwunden. Um der neuen Konkurrenz aus Holland und Dänemark zu begegnen, wurde die Philosophie geschärft. "Wir haben immer wieder von Liebhabern neue Pflanzen bekommen und diese dann bei uns herangezogen und angeboten. Dazu haben wir mit der Kultivierung von Unterwasserpflanzen eine Nische nahezu allein besetzt."

Den i-Punkt aber setzt Hans Barth selbst - die Züchtung von eigenen Sorten. Eine Pflanze trägt sogar Barths Namen. Knapp 400 Zoohandlungen zählen heute deutschlandweit zu den Kunden, dazu wird nach Japan, Italien und Österreich exportiert. 15 Mitarbeiter sind in den ständig auf 25 bis 26 Grad warmen Gewächshäusern tätig, 150 verschiedene Arten und Sorten können erworben werden. Importe kommen aus der ganzen Welt. "In manchen Becken gedeihen Pflanzen aus Venezuela neben anderen aus Thailand oder Madagaskar, diese Vielfalt macht uns aus", sagt Hans Barth, der auch mit bald 70 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt. Einem deutschen Freund, der vor Jahren nach Sri Lanka ging, hilft er beim Aufbau einer dortigen Firma mit seinem Know-How.

Sein Dessauer Geschäftsführer Oliver Krause will in Zukunft vor allem das Marketing stärken und auf die Stärken des Unternehmens setzen: "So eine Art Betrieb ist sehr arbeits- und kostenintensiv. Die Konkurrenz aus dem Ausland hat teilweise viel größere Anlagen, da muss man schon spezielle Dinge wie wir anbieten können." Der Markt ist so groß nicht. In Deutschland ist die Firma aus der Muldestadt nur eine von drei Wasserpflanzenanbietern. Wer also ein Aquarium besitzt, sollte sich die Pflanzen darin genau ansehen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie Hans Barth auch schon einmal gesehen hat. In Dessau-Ziebigk.