Zerbster Heimatfest I Zerbster Heimatfest I: Nicht zu langsam, nicht zu schnell
Halle/MZ. - Denn in und rund um Zerbst drehte sich am Wochenende alles um das 47. Reit- Spring- und Fahrturnier, das im Rahmen des Heimat- und Schützenfestes ausgetragen wurde. 240 Reiter und Fahrer, unter anderem aus Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Bremen und Niedersachsen, tummelten sich mit 510 Pferden und Ponys an den vier Turnierplätzen.
In der Magdeburger Straße fanden die Prüfungen im Dressurreiten statt, am Schlossgarten waren die Hindernisse für das Springen aufgebaut. Insgesamt 59 Gespanne zeigten ihr Können am Boneschen Teich, in den Ziegenbergen und am Sonntag auch im Schlossgarten. Das Gespann Fahren stellte in diesem Jahr eine Besonderheit dar. Denn neben den üblichen Prüfungen ermittelten die Pferdefreunde auch ihren Landesmeister.
In drei Disziplinen traten die Gespanne an. "Am Freitag musste alles schön aussehen", verwies Karin Hätsch aus Förderstedt auf das Dressurfahren am ersten Turniertag. Sie ging den Organisatoren der Veranstaltung, dem Reit- und Fahrverein "St. Laurentius" Zerbst e. V., zur Hand, sorgte für einen reibungslosen Ablauf hinter den Kulissen und stellte die Ergebnislisten fürs Gespann Fahren auf, die im Internet abrufbar waren.
Während die Gespanne beim Dressurfahren eine bestimmte Anzahl an Gangarten und Figuren mit der richtigen Technik vorführen mussten, zählte am Sonnabend das richtige Maß an Schnelligkeit. Rings um den Boneschen Teich galt es, einen 5,5 Kilometer langen Hindernisparcours zu fahren. Die Schwierigkeit lag darin, dass eine bestimmte Fahrzeit nicht über- aber auch nicht unterschritten werden durfte. Ansonsten gab es Strafpunkte. "Man durfte die Pferde also nicht überfordern, was gerade bei der Hitze ein Problem wäre. Aber die Gespanne dürfen auch nicht zu langsam sein", erklärte Karin Hätsch die Regeln.
Die Hindernisse bestanden meistens aus mehreren Toren, die in der richtigen Reihenfolge passiert werden sollten. Gelang das nicht, stieg auch hier die Strafpunkte-Skala. Diese schnellte auch beim Verlieren einer Peitsche, beim Fahren ohne Kopfbedeckung oder beim Herunterfallen eines Fahrers in die Höhe.
Am Sonntag im Schlossgarten mussten die Gespanne den dritten Teil ihrer Prüfung absolvieren. Auf dem Platz hatten die Helfer Kegel aufgestellt, auf die je ein Ball gelegt wurde. Das Gespann musste zwischen zwei Kegeln hindurchfahren, wobei der Abstand zwischen diesen nur 30 Zentimeter breiter war als der Wagen des Gespanns. Gelang es, die Bälle auf den Kegeln zu lassen, so war die Fahrt erfolgreich.
"Das Pferd ist eigentlich ein Herdentier, und in der Natur ist seine einzige Verteidigungsmöglichkeit die Flucht", erklärt Karin Hätsch, selbst Reiterin seit ihrem zwölften Lebensjahr. Diese Fluchttiere dazu zu bringen, zu "arbeiten", sie vor einen Wagen zu spannen, sei nicht einfach. "Darüber werden ganze Bücher geschrieben", sagt sie. Ab dem zweiten Lebensjahr sei es sinnvoll, die Tiere an das Anspannen zu gewöhnen.
Am Wochenende wurden nur Tiere, die älter als vier Jahre sind, zum Turnier zugelassen. "Das Heimatfest und das Reit- und Fahrturnier bilden eine Einheit. Wir setzen damit eine Historie fort", erklärt Achim Heyer vom Verein St. Laurntius die Bedeutung dieses traditionellen Reiter- Wochenendes.
Rund 5 000 Besucher konnten die Veranstalter in diesem Jahr verzeichnen, darunter nicht nur Schaulustige aus Zerbst und Umgebung, sondern auch Fachleute. "Die Teilnehmer haben unter extremen Witterungsbedingungen agiert. Wir können sehr zufrieden sein", lobt Heyer.