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Zeitreise durch Dessau Zeitreise durch Dessau: Ein Stück Stadtgeschichte als Kalender für das neue Jahr

Von Annette Gens 12.10.2017, 14:04
Der Dessauer Marktplatz vor 1890. Man sieht rechts das Pfeifferhaus mit seinem markanten Dach. Das Haus ist bis heute erhalten.
Der Dessauer Marktplatz vor 1890. Man sieht rechts das Pfeifferhaus mit seinem markanten Dach. Das Haus ist bis heute erhalten. Privat

Dessau-Roßlau - Die Perspektive ist  dieselbe. Nur wurden die Ansichten  in verschiedenen Jahrhunderten festgehalten. Bei dem einen handelt es sich um ein Aquarell, auf dem der Kühnauer See zu sehen ist und   Kirche und  Schloss von Großkühnau  mitten in einer gepflegten Parklandschaft eingebettet sind.

Etwas rauer  zeigt sich die Landschaft heute. Leider verdecken große Bäume die Sicht auf das Schloss, das gerade saniert wird. Ganz ehrlich: Früher sah es einmal romantischer aus.
Dessau im Wandel der Zeit ist alljährlich der Kalender überschrieben, den die Dessauer Druckerei Rupa-Druck seit 2002 in jedem Jahr herausgibt.

Die neueste Auflage mit dem Kalendarium für 2018 weckt einerseits Erinnerungen an alte Dörfer, die lange schon eingemeindet sind oder an viele historische Stadtansichten.

Der Kalender zeigt aber auch gelungene Sanierungen in Dessau: Zum Beispiel bereichert der Zwölfgeschosser am Hauptbahnhof mit seinen futuristischen Balkonen, die an Bienenwaben erinnern, das Stadtbild. Da mag man das Bild gar nicht betrachten, das zeigt, wie der Block noch vor zwei Jahren ausgesehen hat.

Alte, historische und teils noch nicht veröffentlichte Ansichten der Stadt

Insgesamt 500 Kalender von Rupa-Druck werden wieder um die Welt geschickt. Herausgeber Thomas Pausch wurde kürzlich schon aus England gemahnt. Wann endlich ist der Kalender fertig? „Ich weiß auch, dass er in verschiedene Länder der Welt geschickt wird“, freut sich Pausch, Chef von Rupa-Druck, über das ungebrochene Interesse.

Genau dieses Interesse stachelt auch die Autoren Hans-Joachim Mellies und Ernst Steinsberger an, immer nach alten, historischen und teils noch nicht veröffentlichten Ansichten zu suchen und so die Erinnerung an die Schönheit und den kulturellen Reichtum der Stadt wachzuhalten. Hobby-Fotograf Thomas Möhring zeigt in seinen Abbildungen jeweils das Pendant, den Ist-Zustand von Dessau.

Mitunter kann man aus historischen Ansichten lernen. Wo zum Beispiel stand einst das Zerbster Tor und gibt es  dafür auch heute noch einige Anhaltspunkte? Im Juli-Blatt des Kalenders wird man fündig.  Gezeigt werden die  katholische Kirche Peter & Paul und auch das besagte Tor, das in der Nähe der Kirche stand. „Noch heute ist  ein schilderhaltender Bär auf dem Hausgiebel über der Bäckerei Weise an dem alten Standort zu sehen“, so wird erklärt.

Auch aktuelle Ereignisse in Dessau-Roßlau werden im Kalender zu sehen sein

Dass im Kalender auch auf aktuelle Ereignisse eingegangen wird, versteht sich von selbst. Vor wenigen Wochen erst wurde die neue Mulde-Brücke ihrer Bestimmung übergeben. Das moderne Bauwerk steht im Kontrast zur alten Mulde-Brücke mit den Brückenhäuschen des Baumeisters Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. 

Die Brücke wurde jedoch schon in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts abgerissen.
Es macht Spaß, sich durch verschiedene Dessauer Zeitepochen zu blättern. Man sieht zum Beispiel das Rathaus in seinem Bauzustand vor 1890 oder den Wörlitzer Bahnhof.

Dort befindet sich heute das Umweltbundesamt und damit einer der modernsten und innovativsten Bauten Deutschlands. Und man wird nachdenklich, schaut man auf das Titelblatt. Neben der Dessauer Schultheiß-Brauerei ist dort eine alte Ansicht der Zuckerraffinerie zu sehen.

1871 gegründet, wurde dort Jahrzehnte später Zyklon B produziert. Das Produkt soll  zur Durchgasung von Mühlen, Schiffen, Kühlhäusern und zur Entlausung in Massenunterkünften hergestellt worden sein. Es wurde aber auch  ab  1942 – hauptsächlich im KZ Auschwitz-Birkenau –  zum Massenmord benutzt. (mz)

Den Kalender „Dessau im Wandel der Zeit 2018“ kann man unter anderem bei Rupa-Druck, Friedrich-Naumann-Straße 11, in der Dessauer Tourist-Information, Zerbster Straße, oder im Pressezentrum Kanski, Zerbster Straße, erwerben. Er kostet 10 Euro.