Zauberwald im Krötenhof
Dessau/MZ. - Wer zur ZAG-Prüfung antritt, dem wird es nicht leicht gemacht. Vierzehn Fragen hat der Prüfling zu beantworten. Diese zum Beispiel: Gegen welchen Drachen musste Viktor Krum während des Trimagischen Turniers kämpfen? a) Schwedischer Kreuzschnäuzler, b) Chinesischer Feuerball, c) Ungarischer Hornschwanz. (Auflösung am Ende des Artikels).
Der Anblick muss Lehrer in blankes Entzücken versetzen. Da brüten Acht- bis Siebzehnjährige schweigend über dem Fragebogen, grübeln, raufen sich die Haare und suchen Antworten auf Fragen aus dem Harry-Potter-Universum. Es wird nicht geschwatzt, nicht herum gealbert. Es wird hart gearbeitet in der ersten Etage des Krötenhofs. Die dortige "Harry-Potter-Nacht" am Freitag zog hunderte Besucher an. Nicht nur Kinder, sondern ebenso Väter und Mütter, die keineswegs immer nur als geduldige Begleiter ihres Nachwuchses die Villa durchstreiften und an den Wettbewerben teilnahmen.
Fackeln am Wegesrand
Da gilt es etwa, im Wintergarten der Dessauer Hogwarts-Schule Alraune einzutopfen: Zwei Frauen knien vor Töpfen, Gehörschutz angelegt (wegen des Wehgeschreis der Alraune). Auf ein Signal beginnen sie Sand in die Töpfe zu schaufeln, bis die von Rettichen gedoubelten Alraune fest stehen. Die Siegerin lässt keinen Zweifel: Sie werde das Buch zuerst lesen, da müsse sich ihre Familie mit abfinden.
Der Krötenhof ist zur Harry-Potter-Nacht, die die Wartezeit bis zum Erscheinen des siebten und letzten Bandes "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" verkürzen soll, kaum wiederzuerkennen. Der Weg zum Eingang führt durch einen von Kerzen und Fackeln erleuchteten Zauberwald, Nachttiere schreien und eine Zauberin fragt nach der Parole. Gleich am Eingang der Villa steht der Tisch. Verborgen unter einem schwarzen Tuch und bewacht von einem riesenhaften Wildhüter liegen dort Stapel des letzten Bandes. Vier Stunden sind es noch, bis der Verkauf beginnen darf. Und wer Glück hat, die Prüfungen hervorragend absolviert, wird am Ende sogar eines der Bücher gewinnen können.
Schon die erste Station hält eine Herausforderung parat. Eine Minute Zeit bleibt, um mit einem Stift den Weg durch ein Labyrinth zu zeichnen. Kein Problem? Doch. Denn das Labyrinth und die eigenen Bewegungen sind lediglich als Spiegelbild zu erkennen. Gleich nebenan muss ebenfalls in einer Minute ein Potter-Puzzle gelegt werden, bevor die nächste Herausforderung wartet: Es gilt, in Snapes Zaubertränke verschiedene Getränke zu identifizieren. Für Kinder hält man Bekanntes parat, ältere Zauberschüler müssen sich darauf gefasst machen, Exotisches vorgesetzt zu bekommen.
Am Eingang zu Snapes Laden stehen zwei Mädchen, schwarz gekleidet, spitze Hüte auf dem Kopf wie viele an diesem Abend. Auf ihren Schultern sitzen Vanille und Schoko, eine weiße und eine graue Ratte. Das Vestibül und die Bar (wo es unter anderem Grindelohs, Fischbrötchen, gibt) hängen voller Spinnweben. Auf dem Weg nach oben warnen zwei Knirpse, sich auf der Toilette vorzusehen - dort heule gar schaurig der dreiköpfige Hund. Blaues Licht huscht durch die Quidditch-Arena: Mit einem Strohbesen gilt es stilgerecht einen Quaffel ins Tor zu schießen - eine Aufgabe, an der die meisten scheitern. Größer sind die Chancen, den Schnatz zu fangen. Doch selbst, wer kaum Punkte machen kann an diesem Abend - halb so schlimm. Der letzte Satz des neuesten Harry Potters war für ein paar Stunden Programm in Dessaus Hogwarts-Schule: Und alles war gut.
Des Rätsels Lösung
Auflösung der Frage aus der ZAG-Prüfung: Viktor Krum, Schüler des Durmstrang-Instituts und begnadeter Quidditch-Spieler, muss beim Trimagischen Tirnier gegen einen Chinesischen Feuerball antreten. Antwort B wäre also richtig gewesen.