Mord an Yangjie LiYangjie Li in Dessau: Eltern danken mit bewegendem Brief

Dessau-Roßlau - Es ist tiefe Anteilnahme, die Yangjie Lis Vater diesen Brief schreiben ließ. Die Familie der ermordeten Studentin will kurz vor ihrer Abreise zu denen sprechen, die mitfühlen und beiseite stehen. „Meine Tochter hat uns so plötzlich verlassen. Das hat uns psychisch und physisch zerstört“, schreibt der Vater.
„Als ihre Eltern fehlen uns jegliche Worte, diese Verletzung zu beschreiben. Jeden Tag waschen wir unser Gesicht mit Tränen.“ Wenn Verwandte und Freunde ihre Zuneigung zeigen, schmerze es besonders. „Eure Liebe und Fürsorge bleiben für immer in unserem Herzen, Eure Freundlichkeit werden wir nie vergessen.“
Über 11.000 Euro Spenden
Yili Lu und Rudolf Lückmann, Betreuer der Familie in Dessau, hatten den Brief am Freitag im Rathaus auf chinesisch und deutsch verlesen. Danach schwiegen alle im Saal. Es war eine traurige Stille im Raum, in dem es zuvor noch um genau diese Anteilnahme ging. Der Verein der chinesischen Gastronomie in Deutschland hatte im Namen von fünf chinesischen Verbänden einen Scheck über 5 500 Euro überreicht.
Eingeladen waren die Vertreter von Stadtratspräsident Lothar Ehm (CDU). Damit steht das Spendenkonto für die Familie der getöteten Studentin bei über 11 000 Euro. Mit dem Geld soll unter anderem die Bestattung bezahlt werden. Weil auf die Eltern weitere Kosten zukommen, bleibt das Konto noch bis Ende Juni geöffnet.
Evangelische Landeskirche Anhalt als Zahlungsempfänger, Konto:
Eine Spendenquittung kann bei Bedarf ausgestellt werden.
„Wir wollen mit der Spende unser Beileid ausdrücken, auch wenn das die Schmerzen nicht annähernd lindert“, sagte Yuang Ching Hu, Vorsitzender des Gastronomievereins. „Aber sie sollen zusätzlich zu diesem unfassbaren Leid nicht noch materiell geschädigt sein.“ Er war die 430 Kilometer aus Hagen aber auch gefahren, weil die Lage beruhigt werden soll.
So sind die Reaktionen in China nach dem Mord
Denn viele Chinesen in Deutschland haben die Ereignisse nicht nur aufgewühlt, sondern wütend gemacht. Der Auftritt des Oberstaatsanwalts, die Vorwürfe an die Eltern des Tatverdächtigen, die beide Polizisten sind. Am Sonntag sollen in Berlin und Köln Gedenken stattfinden, weitere sind am 11. Juni geplant. Der Tenor im Internet dazu: Das Vertrauen in den deutschen Rechtsstaat ist erschüttert.
Die chinesischen Vertreter befürchten Proteste, die den deutsch-chinesischen Beziehungen schaden könnten. „Wir rufen zur Ruhe auf. Es darf keine Protestaktionen auf dem Rücken dieses furchtbaren Mordes geben. Wir haben Vertrauen in die Justiz und wollen, dass die guten Beziehungen zwischen Deutschland und China bestehen bleiben“, sagte Hu.
Vermächtnis von Yangjie Li
Das sei auch die Überzeugung der Eltern von Yangjie Li, so Lückmann. „Ihre Tochter ist nach Deutschland gekommen, weil sie das Land gemocht hat, weil es weltoffen und schön ist. Sie war hier glücklich. Ihr Vermächtnis ist Freundschaft.“ Die Familie kehrt an diesem Wochenende nach China zurück und wird dort ihr einziges Kind beerdigen.
Die Eltern und vier weitere Angehörige waren vor zwei Wochen in Dessau angekommen. Ihr Betreuerteam der Hochschule Anhalt blickt auf eine sehr emotionale Zeit. „Ich will keine Lobeshymnen auf uns. Wir sind nur die, die versucht haben zu helfen. Wir sind nur am Rande der Hölle vorbei und haben einen kurzen Blick hinein getan. Die Eltern gehen da durch“, sagt Lückmann, Das Mitgefühl der Dessau-Roßlauer sei da sehr wichtig gewesen. „Jedes Lächeln und jeder Händedruck war wertvoll.“
Wie es für die Eltern in ihrer Heimat weiter geht, ist schwer einzuschätzen. Es sei darüber gesprochen worden, ob sie ihren Wohnort in der ostchinesischen Henan-Provinz wechseln müssen. Vieles ist noch zu regeln, vor allem formale Dinge wie eine Prozesskostenhilfe. Die Hochschule will die Familie weiter begleiten. (mz)