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Wissenschaftliche Bibliothek in Zerbst Wissenschaftliche Bibliothek in Zerbst: Mikro-Fotografie schützt unersetzliche Bücher

12.01.2003, 20:18

Zerbst/MZ/völ. - Besonders hervorzuheben sind 30 Unikate einer Handschriftensammlung, seltene Drucke, wie die 74 Inkunabeln (Drucke bis einschließlich 1500) und die umfangreiche Sammlung von Leichenpredigten des 16. bis 18. Jahrhunderts. Diese wertvollen Bestände zu erhalten und zu schützen, ist eine der wichtigsten Aufgaben, die die Bibliothek zu erfüllen hat.

Nachdem das Hauptaugenmerk in den vergangenen Jahren auf die Buchpflege und Bestandserhaltung, auf Buchbindearbeiten und Restaurierung gelegt wurde, konnte jetzt auch mit der Sicherheitsverfilmung begonnen werden. Dabei werden die wertvollen Originale auf Mikrofilm abgelichtet, um sie vor Verlust und Überbeanspruchung durch häufige Benutzung zu schützen.

Die Sicherheitskopien, die laut Herstellerangabe 300 Jahre haltbar sind, werden an einem anderen Ort aufbewahrt, dienen als Besitznachweis und können bei eventueller Zerstörung des Originals an dessen Stelle treten. Dadurch bleibt der Inhalt für die Nachwelt erhalten.

Arbeitskopien der Mikrofilme stehen in der Bibliothek in Zerbst, Weinberg 1, für die Benutzer zur Verfügung. Die Originale können in den Regalen bleiben und werden dadurch geschont. Da die Bibliothek selbst nicht über ein Mikrofilm-Lesegerät verfügt, hat der Benutzer die Möglichkeit, die Kopie zu entleihen und in einer mit entsprechender Technik ausgerüsteten Institution einzusehen.

Für die Mikroverfilmung haben Landkreis und Land Fördermittel zur Verfügung gestellt. Bisher hat eine Berliner Firma 44 Bände des Altbestandes verfilmt.

Weil die zu verfilmenden 30 Handschriften, 13 der Inkunabeln und ein gedrucktes Unikat (Faustbuch) aus Sicherheitsgründen nicht außer Haus gebracht werden konnten, stellte die Firma ihre Technik im Leseraum der Bibliothek auf. 11 164 Aufnahmen haben die Mitarbeiter um Detlef Knäfel aus Berlin mit Akribie und großem Fleiß in 14-tägiger Kleinarbeit angefertigt. Dabei war sorgfältigster Umgang mit den Originalen oberstes Gebot.

Für die nächsten Jahre ist die Verfilmung des gesamten Bestandes an Inkunabeln und der viel genutzten Leichenpredigtensammlung geplant. Auch der "Himmelsglobus" der Gebrüder Valk aus dem Jahre 1700, ein besonders wertvolles Unikat, soll auf diese Weise gesichert werden. Dieser Globus ist ein gefragtes Objekt für Ausstellungen. Zur Eröffnung der ständigen Ausstellung "Gemeinsam sind wir Anhalt - Reformation und Bildung" im Dezember im Museum der Stadt Zerbst war er neben weiteren Kostbarkeiten der Francisceumsbibliothek dort zu sehen. Zurzeit befindet er sich bis zum März 2003 in Dessau im Johann-Bau in der Sonderausstellung über das Philanthropin "Lauter nützliche Erkenntnis", die vom Museum für Stadtgeschichte gestaltet wurde. Im April 2003, pünktlich zu den Feierlichkeiten des 200-jährigen Jubiläums, wird der wertvolle Himmelsglobus wieder an seinem angestammten Platz in der Francisceumsbibliothek zu sehen sein.