Wirtschaft Wirtschaft: Auf Pantoffeln umgesattelt
Aken/MZ. - Deshalb auf großem Fuß zu leben, sei jedoch nicht drin, meinen sie. Sie setzen eher auf die kleinen Schritte in der Marktwirtschaft und darauf, dass kleine und große Füße sich in ihren Produkten wohlfühlen. Bei den Schwestern heißt es einfach nur: hereingeschlüpft. Denn dem Frauenduett gehört die Köthener Hausschuhe GbR in Aken. Bereut haben sie ihre Entscheidung nicht. "Wir können davon leben, und das ist in Ordnung", meint Frau Triebel, und Schwester Grit nickt.
Angefangen hat das Geschäft mit den Teppichleisetretern bereits 1947. Damals gründete ihr Großvater Josef Neubert seine gleichnamige KG. Die Kassenschlager waren einst Hausschuhstiefel, und Frau von Welt steckte ihre Füße in Sandalen. Und so verwunderte es nicht, dass Sohn Wolfgang künftig in den Fußstapfen des Vaters wandelte. Neubert junior qualifizierte sich 1965 zum Ingenieur für Lederverarbeitungstechnik. Neuberts Schuhprodukte wurden eines Tages VEB Bernia Schuhprodukte und nach der Wende - nach überstandenen Tiefen - startete 1991 die Köthener Hausschuhe GbR auf dem Markt durch. Es sei nicht einfach gewesen, erzählen sie. Da gab's so manche bange Stunde. "Viele Großhändler brachen weg, dann haben wir begonnen, Einzelhändler zu gewinnen." 2500 gehören mittlerweile zu den Stammkunden. Darüber freuen sich die Schwestern. Klar, dass auch Vater Wolfgang und Mutter Monika in der Werkstatt nicht fehlen dürfen. Hier wird gestanzt, werden Nähte geschweißt, Schäfte genäht, farbenfrohe Stoffe verarbeitet. Per Hand, versteht sich. Neben drei fest Angestellten sind es - je nach Saison - bis zu zehn Mitarbeiter, die hier leisen Sohlen den richtigen Schliff verpassen.
Derzeit legen sich hinter verborgenen Türen alle für die Herbst / Winter-Kollektion in der Dessauer Straße in Aken ins Zeug. Zwischen 20 bis 25 verschiedenen Artikeln können die Kunden in der kalten Jahreszeit auswählen. Wenn Daniela Triebel die Muster für die künftigen Einschlüpf-Highlights entwirft, dann, so erzählt sie, gleiche hier alles einem Schlachtfeld. Etwas, woran sich mittlerweile jedoch jeder gewöhnt habe. Etwa 50 000 Hausschuhe verlassen jährlich die Elbestadt. 200 sind es am Tag. Bis nach Österreich gehen sie auf Reisen.
Natürlich zieren eigene Schöpfungen auch die eigenen Füße - ob Pantoffel oder Pantolette, ob im Puschel-Look oder schlichtem Filz. Und heute, so hoffen Grit Krause und Daniela Triebel, wird in ihren "Hausschlappen" so manche Überraschung stecken. Denn schließlich ist ja Nikolaustag. Der einzige Tag, an dem Mann seiner Frau wirklich etwas in die Schuhe schieben darf. Oder in den Pantoffel.