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"Wildwirth" folgt auf Ogkler "Wildwirth" folgt auf Ogkler: Mildenseer ab Januar einziger Wildfleischer in der Region rund um Dessau-Roßlau

Von Heidi Thiemann 16.11.2019, 11:00
Andreas Wirth ist „Der Wildwirth“. Der Mildenseer verarbeitet und vermarktet Wildfleisch und Wildprodukte wie beispielsweise Wurst. Jeden Freitag ist Verkaufstag in der Oranienbaumer Straße 38.
Andreas Wirth ist „Der Wildwirth“. Der Mildenseer verarbeitet und vermarktet Wildfleisch und Wildprodukte wie beispielsweise Wurst. Jeden Freitag ist Verkaufstag in der Oranienbaumer Straße 38. Thomas Ruttke

Dessau-Roßlau - „Viele kennen mich noch nicht“, sagt Andreas Wirth. Doch der Mildenseer ahnt, das wird sich schlagartig ändern. Wirth ist nicht nur Wildveredler und -vermarkter, sondern wird in der Region bald der einzige sein.

Denn wie Harald Wetzel vom Verein Regionalmarke Mittelelbe am Mittwoch sagte, habe die Wörlitzer Fleischerei Ogkler ihr Gewerbe für die Fleischerei und die Anhaltische Wildkammer aus Altersgründen zum 2. Januar 2020 abgemeldet. „Damit fällt auf Regionalmärkten der einzige Wildanbieter weg.“ Deshalb freue ihn, dass Andreas Wirth nun eine Lücke schließe.

Dabei ist Wirth, dem mit seiner noch nicht einmal ein Jahr bestehenden Firma die „Regionalmarke Mittelelbe“ verliehen wurde, eigentlich Dachdecker von Beruf. Von 2004 bis 2016 hatte der Mildenseer seinen eigenen Betrieb geführt. Doch aufgrund eines schweren Unfalls vor zwölf Jahren, so erzählt er, musste er schließlich aufgeben. „Dann habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht“, hat er heute gut lachen. Wirth hat sich weitergebildet, in verschiedenen Fleischereien mitgearbeitet, um sich das Handwerk noch besser anzueignen. Halbe Sachen sind seine Sache nicht.

Freitags öffnet der Direktvermarkter seinen Hofladen in der Oranienbaumer Straße 38

Doch leicht war es nicht, die Pläne zu verwirklichen. Seine Hausbank etwa habe nicht an den Erfolg geglaubt, sagt er. Und erst einmal müsse er ein Jahr beweisen, dass er alleine alles stemmen kann. „Erst ab dem zweiten Jahr darf ich jemanden einstellen.“

Auch Wetzel weiß um die Schwierigkeiten und lobt den Mut des Mildenseers. Nächstes Jahr holt der einen Fleischer in seine Firma, die er „Der Wildwirth“ genannt hat. Denn inzwischen, gibt er zu, schaffe er kaum noch, Schwarz-, Reh- und Damwild alleine zu verarbeiten. Die Familie helfe viel. Verkauft werde auf Vorbestellung, „ich brauche sieben Tage Vorlauf“.

Freitags öffnet der Direktvermarkter seinen Hofladen in der Oranienbaumer Straße 38. Dann gehen Leber- und Rotwurst im Glas, geräucherte Wildknacker oder Schinken über die Ladentheke, auch frische Roster, Steaks oder Fertiggerichte wie Wildrücken in Pfefferrahmsoße.

Das Wild, das Wirth aufbereitet, schießt er zum großen Teil selber

Das Wild, das Wirth aufbereitet, schießt er zum großen Teil selber. „Fünf Tage die Woche geht’s auf die Jagd“, sagt er. Sein Revier ist der Spitzberg. Doch längst reicht das nicht mehr aus. Denn auch Hotels und Restaurants wie „Sieben Säulen“ in Dessau und „Zieglers“ in Wörlitz setzen auf Wirths Produkte. Zudem will Stefan Wallwitz vom KiekinPott in Zerbst sie mit vermarkten. „Er will sie auch auf die Grüne Woche nach Berlin mitnehmen“, freut sich der 45-Jährige.

Doch um den steigenden Bedarf zu stillen, braucht der Wildwirth genügend Wild aus der Region. Mit Stadt und Landesforst ist er im Gespräch, um in deren Wäldern erlegte Tiere aufzukaufen.

Künftig werden die Produkte von Wirth auch auf Märkten zu erhalten sein. Ein Bekannter von ihm, erzählt er, wolle sie mit seinem Verkaufsmobil auf Märkten von Potsdam über Wittenberg bis Leipzig und Halle verkaufen. Gegenwärtig mache der sich bei einem Existenzgründerlehrgang fit. Losgehen soll es im kommenden Jahr. (mz)

Die Linbec UG aus Köthen hat für das Produkt Biologische Stallhygiene ebenfalls die „Regionalmarke Mittelelbe“ verliehen bekommen. Linbec ist ein Partner für probiotische, innovative und gesunde Futtermittel, sagt Firmenchef Eyk Loettel. Mittlerweile nutzen hauptsächlich 50 Kunden in Nordrhein-Westfalen das Produkt.

Milchsäurebakterien und ein Kräuterauszug werden den Tieren vorrangig in der Schweinemast und in Geflügelställen über das Trinkwasser beziehungsweise über regelmäßiges Besprühen verabreicht. Durch die Probiotika würden Schadkeime verdrängt. Es gebe Ställe, die seit einem Jahr auf die Gabe von Antibiotika verzichten können, so Loettel.

Die Regionalmarke wird seit 2010 verliehen. Mittlerweile gibt es über 40 Mitglieder und Markennehmer, die mit über 300 Produkten „Frisch.Gut.Von hier“ auftrumpfen können. Seit kurzem zählt auch die Imkerei Schubert aus Oranienbaum dazu.

Harald Wetzel zeigt ein Regionalmarke-Siegel.
Harald Wetzel zeigt ein Regionalmarke-Siegel.
Thomas Ruttke