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Wildschwein-Ärger im Schenkenbusch Wildschwein-Ärger in Dessau: Die Nerven der Kleingärtner am Schenkenbusch liegen blank

Von Heidi Thiemann 31.10.2017, 09:00
Wildschweine ziehen durch Dessauer Gärten - bei Barbara Krause in der Anlage „Am Schenkenbusch“ haben sie die Rosenbeete vollkommen zerstört.
Wildschweine ziehen durch Dessauer Gärten - bei Barbara Krause in der Anlage „Am Schenkenbusch“ haben sie die Rosenbeete vollkommen zerstört. Lutz Sebastian

Dessau - „Die Nerven liegen blank bei uns im Schenkenbusch“, sagt Adelbert Trau. Der 66-Jährige berichtet von massiven Wildschweinschäden in der Kleingartenanlage. Die liegt im Süden der Stadt zwischen der Siedlung „Schäferbreite“ und dem Waldbad.

Und die Anlage „Am Schenkenbusch“ ist wie der benachbarte Kleingartenpark, zu dem die Anlagen „Am Waldbad“, „Schäferbreite“ und „Muldestrand“ gehören, stark betroffen von seit Wochen anhaltenden Verwüstungen durch die Tiere.

Die Lust, ihren Kleingarten zu erhalten, ist vielen vergangenen

„Wir gehören hier im Süden der Stadt zum Naherholungsgebiet“, sagt Trau. Doch von Erholung kann im Moment keine Rede sein. „In manchen Gärten waren die Wildschweine schon sieben Mal. Die Gartenfreunde sind entmutigt.“ Viele von ihnen haben die 1982 eröffnete Anlage mit aufbebaut.

Auch Trau, ehemaliger Hauswart bei der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft, ist von Anfang dabei. Doch die Lust, ihren Kleingarten zu erhalten, ist vielen jetzt vergangenen. „Sie resignieren“, erklärt Trau. Und kann es ihnen nicht verdenken. Denn die Wildschweine gehen sozusagen auf „Trüffeljagd“.

Die Trüffel, das sind Tulpen- und Narzissenzwiebeln. Auf ihrer Suche nach Nahrung durchbrechen die Wildschweine Hecken und auch Zäune. Was sie hinterlassen, sind frisch umgegrabene Gärten - die Arbeit vieler Jahre und Jahrzehnte werden über Nacht zunichte gemacht.

„Mancher hat Angst, da überhaupt seinen Garten zu verlassen“

Die Tiere fallen wie im benachbarten Kleingartenpark über den Taubegraben in die Anlage ein. „Sie verstecken sich dort im Gebüsch“, sagt der Kleingärtner. Da es jetzt zeitiger dunkel wird, sind die Tiere aber schon gegen 17 Uhr in der Anlage gesichtet worden.

„Mancher hat Angst, da überhaupt seinen Garten zu verlassen“, berichtet er über die Unruhe, die „Am Schenkenbusch“ herrscht. Die Tiere - es sollen etwa zehn Stück samt Keiler, Sau und Nachwuchs sein - sollen sich am Taubegraben bereits eine Suhle gebaut und also häuslich eingerichtet haben.

„Das kann“, sagt Trau, „doch nicht so weitergehen.“ Auf der einen Seite, erklärt er, „will man die Kleingartenanlagen unterstützen und erhalten, doch auf der anderen Seite lässt man uns im Stich“.

Die Wildschweine dringen bis an die Häuser vor, sind auch an Schulwegen anzutreffen

Wenn es nach den Kleingärtnern ginge, könne die Anlage ruhig für einen Tag geschlossen werden, damit Jagd auf die Tiere gemacht werden kann, sagt Trau. Auch Piet Bauermeister, Vereinsvorsitzender der „Schäferbreite“, hatte gegenüber der MZ Ende September diesen Vorschlag geäußert, damit den Verwüstungen ein schnelles Ende gesetzt werden kann.

Doch Drückjagden in bewohnten Gebieten verbieten sich, unterstrichen damals schon Carsten Sauer, Pressesprecher der Stadtverwaltung, und auch Forstdirektor Kurt-Werner Balke vom Bundesforst. Denn auch in der ehemaligen Roßlauer Garnison ist die Wildschweinplage groß, gibt es immer wieder Beschwerden von Anwohnern und die Aufforderung, hier tätig zu werden.

Die Tiere dringen bis an die Häuser vor, sind auch an Schulwegen anzutreffen. Aber im bewohnten Gebiet zu jagen, so Balke, „dafür gibt es keine Genehmigung seitens der Behörde, da der Gebrauch von Schusswaffen dort per Gesetz verboten ist“. Für Anwohner sei dies viel zu gefährlich. Und selbst im Sonderjagdbezirk Garnison „muss mit höchster Vorsicht gejagt werden, da dort von früh bis spät Waldbesucher unterwegs sind“.

Drückjagden bis zum Jahresende angesetzt

Von Ende Oktober bis Jahresende hatten sowohl die Stadt als auch die Bundesforst mehrere Drückjagden angekündigt. Am Freitag war im Törtener Bereich eine solche Jagd von der Jagdgenossenschaft Mildensee-Waldersee-Törten vorgesehen, ebenfalls soll dort am 8. Dezember Jagd auf die Schwarzkittel gemacht werden.

Der Landesforstbetrieb hat ebenso Drückjagden angesetzt - am 16. Dezember im Törtener Bereich und in der Mosigkauer Heide (Haideburger Bereich) am 9. Dezember. Auch im Wald östlich von Roßlau, so die Information vom Bundesforst, würden mehrere Gesellschaftsjagden durchgeführt. (mz)