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Wiendorfer Kiesgrube Wiendorfer Kiesgrube: Bürger wehren sich gegen die Pläne

Von Carsten Steinborn 10.04.2002, 14:25

Wiendorf/MZ. - Die Bürger in

Wiendorf sind aufgebracht. In der Kreisverwaltung Bernburg wird zurzeit ein Antrag der Bernd Esser GmbH (Gerlebogk) zur Rekultivierung der Kiesgrube am Dorfrand Richtung Gerlebogk bearbeitet. Und der Antrag hat, so erklärte Umweltamtsleiter Ralf Felgenträger auf einer Sitzung des Gemeinderates, gute Chancen, genehmigt zu werden.

Doch der Gemeinderat hat bereits im Jahr 2000 die Rekultivierung abgelehnt, weil Klärschlamm verwendet werden soll. Dieses Votum hat der Rat am 18. Februar erneuert. "Wenn unser Beschluss nichts gilt, sind wir nur ein Kasperle-Theater", sagt Gemeinderat Udo Isensee. Zugleich wurden vom Heimatverein Unterschriften im Dorf gegen die Pläne gesammelt. 90 Prozent der Bürger sprachen sich dabei gegen den Einsatz von Klärschlamm zur Rekultivierung aus. Isensee schlägt indes vor, dass nur der alte Erdaushub aus den Zeiten des Kiesabbaus verwendet wird. So sei es von den früheren Betreibern der Kiesgrube auch geplant gewesen, bestätigt Einwohner Gerhard Fritsch. Aber die sind längst pleite.

Doch wenn keine planungsrechtlichen Argumente vorliegen, so die Kreisverwaltung, kann der Beschluss des Rates durch den Kreis "ersetzt" werden. Am Mittwoch war Landrat Ulrich Gerstner (SPD) vor Ort, um sich von den Wiendorfern ihre Sorgen schildern zu lassen. Zugleich besichtigte er das Terrain, das nur etwa 200 Meter von den Wiendorfer Teichen entfernt liegt. Wer in der Nähe baut, müsse für den Bau seiner Klärgrube hohe Auflagen des Kreises erfüllen, weiß Isensee.

"Ein sensibles Gebiet", sagt Christine Perschel. Zugleich verweist die Gemeinderätin auf die reichhaltige Flora in der Kiesgrube. Darunter seien auch fünf Arten, die auf der Roten Liste stehen. Sie kann gar nicht glauben, dass das Naturschutzamt des Kreises die Rekultivierung der Grube mit Klärschlamm genehmigt haben soll.

Natürlich wisse man, dass nur Klärschlamm verwendet werden darf, der vorher kompostiert wurde, sagt Isensee. Aber die Gegner der Rekultivierung glauben nicht, dass sich die Esser GmbH an alle Auflagen halten wird. Sie zeigten dem Landrat am Mittwoch Fotos von einer Mischanlage für Klärschlamm von der Esser GmbH zwischen Ilbersdorf und Könnern. "Soll so eine genehmigte Anlage aussehen?" kritisiert Frau Perschel.

Diese Anlage sei vor etwa 14 Tagen still gelegt worden, erklärt Gerstner. Und er nennt auch den Grund. Die Firma habe die Auflagen zum Betreiben der Mischanlage nicht eingehalten. Dazu habe es massive Hinweise von der Stadtverwaltung Könnern gegeben. Die Esser GmbH müsse nun mit einem Bußgeld rechnen.

Aber das, so Gerstner, dürfe bei der Genehmigung oder Ablehnung der Rekultivierungspläne in Wiendorf keine Rolle spielen. Er müsse lediglich darauf achten, dass seine Behörde korrekt entscheide. Und dabei weiß Gerstner auch um die Brisanz des Themas. "Egal wie wir entscheiden, einer wird uns verklagen", sagt er.

Notfalls vor das Verwaltungsgericht zu ziehen, dazu sind die Wiendorfer bereit. Dass es Widerstand geben würde, so Isensee, musste der Esser GmbH schließlich bekannt werden. Denn obwohl der Rat im Jahr 2000 die Rekultivierungspläne ablehnte, habe die Firma noch Grundstücke im Bereich der Kiesgrube gekauft. Eine andere Firma aus Könnern habe sich genau aus diesem Grund aus Wiendorf zurück gezogen.

Und noch einen Trumpf wollen die Wiendorfer ziehen. Im Genehmigungsverfahren seien bisher nicht die Besitzer der Nachbargrundstücke gefragt worden. Das sei schon ein planungsrechtlicher Einwand, den man bei einer Anhörung der Gemeinde in der Kreisverwaltung noch vorbringen will. Zumal selbst das Grubengelände mehrere Eigentümer hat. Eine von ihnen ist Doris Dux. Auch sie ist eine ganz vehemente Gegnerin der Rekultivierungspläne und verfolgt die Aktivitäten der Esser GmbH in der Kiesgrube mit Argwohn.