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„Würde keinen Spaß machen“ Wieder kein Karneval: Dessau-Roßlaus Jecken sagen sämtliche Veranstaltungen ab

Von Daniel Salpius Aktualisiert: 07.01.2022, 12:19
Vor allem den Nachwuchs etwa in den Tanzgruppen trifft die Absage des Karnevals hart.
Vor allem den Nachwuchs etwa in den Tanzgruppen trifft die Absage des Karnevals hart. Symbolbild: imago

Dessau-Rosslau/MZ - Schunkeln, singen und tanzen - das gehört untrennbar zur fünften Jahreszeit. Nach den aktuellen Corona-Vorschriften, die bei Innenveranstaltungen mit über 50 Personen neben 2G-Plus-Zugangsregel noch 1,50 Meter Abstand, Maskenpflicht und Tanzverbot vorschreiben, ist karnevalistische Heiterkeit somit auch in dieser Session kaum möglich.

Die vier großen Karnevalsvereine Dessau-Roßlaus WCC, MCC, Gelb/Rot und RKC sehen das genauso und haben daher am Mittwoch gemeinsam die Reißleine gezogen. „Wir haben zusammen entschieden, all unsere geplanten Saalveranstaltungen nicht durchzuführen. So leid es uns tut für unsere Gäste und Mitglieder“, sagte Rolf Rätzer, der Präsident des Waldeser Carneval Club Dessau (WCC). Karneval gehe nun einmal nicht mit Maske und Abstand, „das würde keinen richtigen Spaß machen“.

Eintrittskarten und Plakate waren schon gedruckt, die Orden für 2022 schon gefertigt, an die 300 Karten verkauft

Die Jecken haben sich diesen Entschluss nicht leicht gemacht. „Wir sind am 11.11. sehr optimistisch in diese Session gestartet“, so Rätzer. Er habe fest daran geglaubt, dass nach der bereits 2020/2021 ausgefallenen Session Saalveranstaltungen wieder möglich sein werden. „Im November wäre es bei 2G ja auch noch ohne Maske gegangen. Die Zeichen standen gut.“

Rene Kranhold (Große KG Gelb/Rot), Ingo Schmidt (Roßlauer Karneval Club), Rolf Rätzer (Waldeser Carneval Club Dessau) und Birgitt Gaida (Mitteldeutscher Carneval Club Dessau) (v. l.) haben am Mittwoch im Brauhaus gemeinsam alle Saalveranstaltungen abgesagt.
Rene Kranhold (Große KG Gelb/Rot), Ingo Schmidt (Roßlauer Karneval Club), Rolf Rätzer (Waldeser Carneval Club Dessau) und Birgitt Gaida (Mitteldeutscher Carneval Club Dessau) (v. l.) haben am Mittwoch im Brauhaus gemeinsam alle Saalveranstaltungen abgesagt.
Foto: Daniel Salpius

Entsprechend waren Eintrittskarten und Plakate schon gedruckt, die Orden für 2022 schon gefertigt. Die Vereine hatten jeweils dreistellige Kartenvorbestellungen für die geplanten Sitzungen. Die Erste Große Dessauer Karnevalsgesellschaft Gelb/Rot hatte laut Präsident Rene Kranhold sogar schon fast 300 Karten verkauft. Bis zuletzt hatten die Vereine daher auf Besserung gehofft. Doch die Vertragspartner, etwa die Stadtwerke, die Heima Menü GmbH, die Firma i:tecs sowie gebuchte Kapellen und Bands, brauchten jetzt eine Entscheidung und die hieß Absage.

Wer zuversichtlich war, dass es zumindest im Freien doch wieder einmal „Dessau Helau“ und „Roßlau Hinein“ heißen könnte, hat sich getäuscht. „Unser traditioneller Karnevalsumzug ist ebenfalls gecancelt“, bestätigte Rätzer. Der Umzug wird seit 1998 immer am Sonntag vor Rosenmontag durchgeführt, war aber bereits im vergangenen Jahr wegen Corona ausgefallen. Der Grund in diesem Jahr: Auch im Freien würden Regeln gelten und die seien auf den Wagen oder einer Bühne vor dem Rathaus nicht einzuhalten, erklärte Birgitt Gaida vom MCC-Mitteldeutscher Carneval Club Dessau. Um außerdem auf dem Markt Zäune aufzustellen und Zugangskontrollen durchzuführen, fehle überdies das Geld.

Karneval einfach nachholen im Sommer? Das kommt für die Vereine trotz allem nicht infrage

Leid tut den Vereinen die Absage aller öffentlichen Veranstaltungen besonders für den eigenen Nachwuchs. Schon zum zweiten Mal finde nichts statt, da gebe es in den Nachwuchsgruppen natürlich Schwund, erzählt Rätzer und ist besorgt. Schließlich wollten sich die Tanzgruppen nach all dem Training auch auf der Bühne zeigen. Darüber hinaus seien die Erwartungen an diese Session besonders groß gewesen. „Unsere Tänzer haben mehr trainiert, denn je. Sie waren so optimistisch“, bedauerte auch Kranhold. Alles seien zudem äußerst diszipliniert gewesen und hätten alle Regeln strikt eingehalten.

Karneval einfach nachholen im Sommer? Das kommt für die Vereine trotz allem nicht infrage. Die närrische Zeit sei nun einmal zwischen 11.11. und Aschermittwoch. „Wir wollen den Karneval nicht übers Jahr tragen“, so Kranhold. Dennoch haben die Vereine vor, die verschiedenen Gruppen im Sommer bei Festen in der Stadt auf die Bühnen zu bringen. „Etwa beim Leopoldsfest, so es denn stattfinden kann“, sagte Rätzer, der mit seinem WCC außerdem ein Kinderfest plant.

Ein Jeck wäre kein Jeck, wenn er nicht trotz aller Probleme positiv in die Zukunft blicken würde. Weiberfastnacht und Rosenmontag würden ja vereinsintern trotzdem begangen. „Ich denke, dass wir die Pandemie 2022 hinter uns lassen“, so Rätzer. Und da die großen Karnevalssitzungen jetzt ausfallen, „fangen wir schon mit den Planungen für eine fetzige Session im nächsten Jahr an. Und dann fliegt hier die Luft weg!“, verspricht der WCC-Präsident.