Städtisches Klinikum in Dessau Wie ein kleines Schirmchen fürs Herz Patienten vor Schlaganfällen schützen soll
Das Kardiologenteam am Städtischen Klinikum in Dessau führt eine neue OP-Methode ein. Mit dieser Hilfe wird die etablierte Schlaganfallversorgung am Altener Krankenhaus komplettiert.

Dessau-Roßlau/MZ - Premiere am Städtischen Klinikum. Dort wurde vor wenigen Tagen erstmals bei einem Schlaganfallpatienten durch ein Kardiologenteam ein Loch in der Herzscheidewand, ein sogenanntes Persistierendes Foramen Ovale (PFO), mit einem implantieren Schirmchen verschlossen.
„Ein PFO ist eine Öffnung zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens, die durch zwei Bindegewebslappen gebildet wird“, erklärt Dr. Georg Fürnau, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II am Städtischen Klinikum. „Die Öffnung ist vor der Geburt wichtig, damit sauerstoffreiches Blut der Mutter durch den Körper des ungeborenen Kindes zirkulieren kann, da die Lunge des Kindes im Mutterleib noch nicht durchblutet ist“ sagt er. Nach der Geburt verwachsen die beiden Lappen und das PFO wird zu einer soliden Wand, da der Blutfluss von rechts nach links jetzt nicht mehr benötigt wird.
Blut tritt direkt aus der venösen Blutstrombahn in die arterielle über
Fürnaus Erklärungen zufolge verschließt sich jedoch bei etwa 25 bis 30 Prozent der Menschen das PFO nicht. Durch den fehlenden Verschluss verbleibt ein Tunnel, der sich bei Druckveränderungen auf der rechten Herzseite öffnen und schließen kann. In bestimmten Situationen, wenn der Druck im rechten Vorhof höher als im linken ist, kann sich das PFO für einen kurzen Moment öffnen und das Blut tritt direkt aus der venösen Blutstrombahn in die arterielle über.
Wenn hierbei kleine Blutgerinnsel mitschwimmen, können diese in die Schlagadern zum Gehirn oder zu anderen Organen gelangen. Das kann somit zu einer Blockade des Blutflusses - zur Thromboembolie in dem betroffenen Organ - und damit zur Sauerstoffunterversorgung, also zum Infarkt, führen.

Das Loch zwischen den den beiden Vorhöfen kann mit einem rund 30-minütigen Eingriff geschlossen werden
Dr. Sybille Spieker, Chefärztin der Klinik für Neurologie am Städtischen Klinikum Dessau, klärt in diesem Zusammenhang auf, dass bei 40 bis 50 Prozent der Patienten mit sogenannten kryptogenem Schlaganfällen keine Ursachen erkennbar und ein PFO diagnostiziert werden kann. Mit einem rund 30-minütigen minimal-invasiven kardiologischen Eingriff sei es möglich, dieses Loch bei schlagendem Herzen zu schließen, so sagt sie. „Der Operateur bringt bei diesem Eingriff einen Katheter über die Leistenvene durch das zu verschließende PFO in den linken Herzvorhof des Patienten. Im Gegensatz zu einer klassischen Herz-OP muss in diesem Fall nicht der Brustkorb geöffnet werden“, verweist Chefarzt Fürnau.
Der Patient ist dadurch in den allermeisten Fällen schnell wieder mobil und kann in der Regel nach einer Nacht unter Überwachung in der Klinik wieder nach Hause entlassen werden. Auch zeigten Studien, dass die Behandlung eines PFO-Verschlusses mittels eines Kathetereingriffs einer etwaigen medikamentösen Therapie bei Patienten mit kryptogenem Schlaganfall überlegen ist.
„Freuen uns Schlaganfallversorgung am Städtischen Klinikum komplettieren zu können“
Fürnau bringt als ehemaliger Leiter des Programms für PFO-Verschlüsse an seiner ehemaligen Klinik eine große Expertise in diesem Bereich mit. Der gebürtige Grazer kam zum 1. März dieses Jahres als Chefarzt ans Städtische Klinikum nach Dessau. Zuvor arbeitete er als Oberarzt und Leiter des Herzkatheterlabors im Universitären Herzzentrum Lübeck.
„Wir freuen uns mit dieser nun in Dessau neu eingeführten OP-Methode die etablierte Schlaganfallversorgung am Städtischen Klinikum komplettieren zu können“, sagte der Ärztliche Direktor, Joachim Zagrodnick nach der erfolgreichen Premiere.