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Weihnachten auf Sizilien Weihnachten auf Sizilien: Roßlauer Eiscafé-Besitzer Antonio Palermo erinnert sich an Kindheit

Von Detmar Oppenkowski 07.12.2019, 11:00
Antonio Palermo, der in Roßlau ein Eiscafé betreibt, reist zur Weihnachtszeit in seine sizilianische Heimat.
Antonio Palermo, der in Roßlau ein Eiscafé betreibt, reist zur Weihnachtszeit in seine sizilianische Heimat. Thomas Ruttke

Roßlau - Wenn Antonio Palermo über den Zauber der Weihnacht spricht, dann reist man mit ihm nicht nur in die Tage seiner Kindheit, sondern auch 2.650 Kilometer in den Süden. Denn der italienische Eismacher, der seit genau 20 Jahren ein Eiscafé in Roßlau betreibt, stammt ursprünglich aus dem sizilianischen Örtchen Grotte in der Provinz Agrigent.

Dort hat Palermo Dutzende Tanten, Onkel, Cousinen, Cousins, Nichten, Neffen … „Wir sind eine Großfamilie“, sagt er und meint: „Daher ist man an Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen nicht im kleinen Kreis, sondern immer mit 20, 30 oder 40 Verwandten zusammen.“

Neben „la famiglia“, also der Familie, ist das Fest durch die katholischen Traditionen und die italienische Küche geprägt. Und so wird die Vorweihnachtszeit bereits am 8. Dezember mit dem kirchlichen Feiertag „Festa dell'Immacolata Concezione“ (Mariä Empfängnis) eingeläutet. „An diesem Tag werden die Häuser traditionsgemäß für die festliche Zeit geschmückt.“

„In meiner Kindheit haben wir uns vielmehr auf den 6. Januar gefreut“

Eine Woche später, am 13. Dezember, wird das Fest der Santa Lucia gefeiert. Sie wurde auf Sizilien geboren und gilt als Botin des Lichtes. „Und weil die Heilige Lucia immer den Armen zu essen gab, bekommen italienische Kinder kleine Geschenke an diesem Tag.“

Am 24. Dezember wird in den Familien der Heilige Abend mit einem Festmahl eingeläutet. Am späten Abend gehen die meisten Sizilianer zur Christmette. Erst danach wünscht man sich „Buon Natale“, also ein frohes Fest. Eine weitere Besonderheit ist: Die Kinder bekommen ihre Geschenke nicht vom Weihnachtsmann, sondern vom Christuskind „Bambinello Gesù“.

Doch für Antonio Palermo, der Jahrgang 1967 ist, ist das relativ neu. „In meiner Kindheit haben wir uns vielmehr auf den 6. Januar gefreut.“ Das ist der Tag, an dem „Befana“ anlässlich der Erscheinung des Herren kommt. „Die gute Hexe reitet der Sage nach auf einem Besen über die Dächer und verteilt an die braven Kinder kleine Geschenke. Die weniger braven erhalten kleine Kohlestücke ins Bett gelegt.“ Damit zieht sich die Weihnachtszeit von Anfang Dezember bis Anfang Januar. „Die Kinder freut es, denn sie bekommen mehrmals Geschenke.“

Italienische Kochkunst an den Weihnachtsfeiertagen

Doch zurück zu den Weihnachtsfeiertagen, die am 25. Dezember beginnen und in deren Mittelpunkt die „La Cucina Italiana“, also die italienische Kochkunst, steht. Allerdings gibt es kein spezielles Gericht an den Feiertagen. Während hierzulande die Weihnachtsente und Gänsebraten auf den Tisch kommen, werden die Menüs im Land, in dem die Zitronen blühen, nach Geschmack der jeweiligen Familien individuell zubereitet.

Doch welche Leckereien gibt es denn eigentlich bei den Palermos? „Die sizilianische Küche ist eine der vielseitigsten Regionalküchen in Italien. Sie ist geprägt von den reichhaltigen Erträgen der Landwirtschaft und des Fischfangs und von den Einflüssen fremder Kulturen in der Geschichte Siziliens“, sagt Palermo und meint: „Vereinfacht lässt sich die Küche beschreiben mit Pasta, pesce e pasticceria, also Nudeln, Fisch und Süßspeisen.“

Doch Antonio Palermo möchte nicht für alle Sizilianer sprechen. „Bekanntlich essen wir nicht, um zu leben, sondern wir leben, um zu essen.“ Für ihn persönlich gehören aber Lamm und Lasagne sowie Teigrollen mit Ricotta (Cannoli) und gefüllte Reisbällchen (Arancine) zum Festtagsschmaus, der in einem etwas anderen Ambiente als in Deutschland serviert wird.

Was macht eigentlich Antonio Palermo am bevorstehenden Weihnachtsfest?

„Denn während die Tannenbäume erst in den vergangenen Jahrzehnten fester Bestandteil der Weihnachtsfeierlichkeiten geworden sind, haben die Krippenspiele auf Sizilien eine lange Tradition.“ Sie sollen auf den heiligen Franz von Assisi zurückgehen. Obwohl sie in ganz Italien beliebt sind, wird Sizilien hinsichtlich der Pracht seiner „Presepi“ (Weihnachtskrippen), die in den meisten Häusern und Kirchen zu finden sind, von kaum einer anderen Region übertroffen. „Die Krippen auf Sizilien sind so wie das Leben, also heiter, lebensnah und bunt.“

Bleibt noch die Frage: Was macht eigentlich Antonio Palermo am bevorstehenden Weihnachtsfest? „Ich werde wieder die 2.650 Kilometer von Roßlau nach Grotte reisen, um meine große Familie zu besuchen und mit ihr die schönste Zeit des Jahres zusammen zu verbringen.“ Das allerbeste Geschenk habe er allerdings schon bekommen. „Denn ich bin am 22. November zum zweiten Mal Großvater geworden.“ Elena-Maria heißt der jüngste Familienzugang bei den Palermos. (mz)

Der Gelatiere Antonio Palermo kam 1990 von Italien nach Deutschland. Seine Stationen waren unter anderem Wolfsburg und Kleinkühnau. In der Roßlauer Hauptstraße hat der sizilianische Eismacher 1999 sein Eiscafé Palermo eröffnet.

Bekanntheit hat der 52-jährige Gastronom mit seinem Zitrone-Minz-Ingwer-Eis erlangt. Es gewann 2018 den Titel „Gelato to go“. 30 unterschiedliche Eissorten stellt Antonio Palermo selbst in Roßlau her. Seine Lieblingssorte ist übrigens Pistazie-Zitrone.