Wasserwerk Coswig Wasserwerk Coswig: Am Computer alles ablesbar
Coswig/MZ. - Noch vor dem Oberlandesgericht musste die Stadt nachweisen, dass sie das Gelände bereits 1898 von privaten Eigentümern kaufte. Es war stets im Besitz von Coswig. Bis 1902 erfolgte die Versorgung der Bewohner mit Trinkwasser durch eine Röhrenwasserleitung aus einer Quelle zwischen Wörpener und Möllensdorfer Landstraße. Das Wasser floss in offene Tröge an mehreren Standorten. Es reichte für die stark angewachsene Einwohnerzahl nicht mehr aus. Verschiedene Probebohrungen fanden bei Wörpen einen Grundwassersee, der sich durch die etwa 50 Meter höhere Lage zu Coswig besonders zur Anlage einer Wasserleitung eignete.
Die ersten beiden Vorratsspeicher fassten 200 Kubikmeter. Der gewölbte Eingang trägt die Jahreszahl 1902. Bis 1926 genügte allein das Gefälle zum Transport nach Coswig. Mit ansteigendem Verbrauch wurden dann doch Pumpen notwendig. Da erst 1942 ein Anschluss an das Stromversorgungsnetz erfolgte, wurden sie von einem Junkers-Doppelkolbenmotor angetrieben.
1938 wurde das Werk erweitert. 1946 musste in der Puschkinstraße noch ein Hilfswasserwerk eingerichtet werden. Mit dem VEB Chemiewerk entstand ein Großverbraucher, der bald ein eigenes Wasserwerk erforderte. Im Laufe der Jahre übernahm es die Versorgung eines Teils der Stadt. 1990 wurde nach neuen Möglichkeiten gesucht, die Trinkwasserversorgung der Stadtbewohner und einiger umliegender Dörfer zu gewährleisten.
Nach vielen Beratungen entschloss man sich zum Neubau am Standort Wörpen. Dort waren die besten Voraussetzungen für eine ökonomische und ökologisch günstige Wasserbereitstellung. Nun wurde das technisch beste Verfahren gesucht. Aus dem etwa vier Quadratkilometer großen Grundwassersee wird aus vier Brunnen, die 30 Meter tief sind, das Grundwasser gepumpt. Es befindet sich bereits in acht Meter Tiefe. Durch das Regenwasser im Einzugsbereich wird der Wasserspiegel immer wieder ergänzt.
In den umliegenden Orten, bis nach Senst, wurden zur Kontrolle des Wasserstandes Pegelstandsmesser installiert. Die vierzehntägigen Messergebnisse werden regelmäßig an die Untere Wasserbehörde gemeldet. Versorgt werden Coswig, Klieken, Buro, Zieko und Buko mit mittelweichem Wasser, das allen Ansprüchen genügt.
Das Grundwasser aus den Brunnen hat unterschiedliche Qualität. Vor allem enthält es Eisen. Im alten Wasserwerk erfolgte die Enteisung durch Luftzufuhr über Kaskaden. Der abgesetzte Eisenschlamm wurde in den Wörpener Bach geleitet.
Heute gibt es moderne Filteranlagen. Das Rohwasser wird zuerst belüftet, dann in riesigen Filtern enteist und auch von Mangan gesäubert. Der Eisenfilter wird jeweils nach 56 Stunden gespült, in 16 Stunden setzt sich der Schlamm ab. In den Wörpener Bach gelangt nur klares reines Wasser. Der Manganfilter wird nach 116 Stunden gespült. Beide Stoffe sind dann im Wasser nicht mehr messbar.
Der Lärm der Pumpen machte während des Besuchs die Verständigung ziemlich schwierig. Bei der Besichtigung der Vorratsspeicher war es leiser. In zwei Behältern befinden sich jeweils 360 Kubikmeter Trinkwasser. Es ist so klar, dass es durch die kleinen Beobachtungsfenster gar nicht mehr gesehen wird. Diese Menge wird ständig gehalten. Sollte es zu einer Havarie oder einem plötzlichem Stromausfall kommen, reicht die Menge aus, bis ein Notstromaggregat die Versorgung übernimmt. Die gesamte Anlage arbeitet vollautomatisch. Auftretende Störungen werden sofort per Handy gemeldet.
Am Computer sind Förderung und Verbrauch stets ablesbar. Im Moment des Besuchs lag diese Menge bei 74 Kubikmetern. Nachts schaltet die Elektronik die Anlage zweimal ab, weil kaum Verbrauch anliegt.
Am Ortseingang Coswig wird noch der Druck reduziert, ehe das Wasser in den Haushalten bequem entnommen werden kann. Die Coswiger Bewohner und die angeschlossenen Gemeinden könnten sicher sein, dass sie mit einwandfreiem Trinkwasser versorgt werden, das ökologisch sinnvoll gefördert, gefiltert und geliefert wird, wurde während der Besichtigung versichert.