Das Feld ruht, der Bauer nicht Was Landwirte wie Bauer Kruse aus Rodleben auch in den Wintermonaten auf's Feld zieht
Zum Winterbesuch bei Heinrich Kruse, der auch im Februar jede Menge zu tun hat und in dieser Woche mit den Bodenproben beginnt.

Rodleben/MZ - Dass Viehzüchter ihre Tiere tagtäglich füttern und versorgen müssen, ist unstrittig. Was aber machen die Ackerbauern im tiefsten Winter, wenn die Felder still und kahl dahindämmern? „Wir haben gut zu tun“, winkt Heinrich Kruse die Laien-Frage kategorisch beiseite.
Und wie zum Beweis beginnt in dieser Woche die Beprobung der Böden auf den Kruse-Äckern. Zwischen 40 und 50 Proben will der Chef des Familienbetriebes entnehmen und in ein großes Labor im Harz schicken. Es geht um die Bestimmung des Nährstoffgehaltes des Bodens, um die richtige Düngung vor der Bestellung der Felder bestimmen zu können: Richtig düngen heißt zielgenau düngen mit eingerechneter Ertragserwartung unter Einhaltung umweltschonender Vorgaben. Wieviel Stickstoff, Kalium, Phosphor, Magnesium und Kalk hat der Boden oder braucht er noch?
„Der Düngerpreis ist derart explodiert, wie ich es in all den Jahrzehnten nicht erlebt habe“
Hier muss aktuell genau gerechnet werden. „Denn der Düngerpreis ist derart explodiert, wie ich es in all den Jahrzehnten nicht erlebt habe“, sagt Kruse. Er ist eben 76 Jahre geworden und seinem 19. Lebensjahr Landwirt. Kostete eine Tonne Stickstoffdünger 2021 noch 170 Euro, ist aktuell mit 600 Euro pro Tonne mehr als das Dreifache hinzublättern. Und Heinrich Kruse braucht insgesamt 150 Tonnen. Also wird gerechnet und geplant bis ins Detail. Büroarbeit ist also gerade im Winter die Basis für den Kreislauf auf dem Feld. Nur jetzt ist Gelegenheit, aufzuarbeiten, was im Herbst nach der Ernte liegenblieb.

Dazu kommt die Arbeit in der Werkstatt am Maschinenpark. Schlepper, Kartoffelvollernter, Heuwender und Mähbalken sind zu reparieren und fit zu halten für de nächsten Einsätze. „Wir sind zwei Mann in einem gut technisierten und mechanisierten Betrieb, aber ohne Können und Erfahrung des Menschen funktioniert auch der nicht“, sagt Kruse. Mitarbeiter Stefan Tewardt ist seit 1988 schon auf dem Kruse-Hof dabei. Und als der Chef nach der Deutschen Wiedervereinigung aus Mussum bei Bocholt in Nordrhein-Westfalen in den Osten nach Rodleben ging, folgte er.
Mit dem Erträgen vom Vorjahr war Kruse eigentlich recht zufrieden
Der Hof in der Bernsdorfer Heide baut Weizen, Gerste, Roggen, Raps und Zuckerrüben als Hauptkulturen an. Dazu kommen kleinere Felder für Hafer und Kartoffeln. Mit dem Erträgen vom Vorjahr war Kruse eigentlich recht zufrieden - auch weil nach zwei Dürrejahren 2018 und 2019 nun ordentliche Niederschläge fielen. In der Hauptvegetationszeit Mai und Juni half steter gleichmäßigen Regen. Insgesamt gab es am Standort „Hof Kruse“ voriges Jahr 642 Millimeter Niederschlag. Oder anders ausgedrückt 642 Liter pro Quadratmeter und Jahr. Und saftige Felder.