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Kuscheln für den Unterricht Warum im Bildungszentrum Dessau Ziegen und Kaninchen ganz besondere Bewohner sind

Von Sylke Kaufhold 12.07.2021, 10:21
 Maria Helmecke  mit den Ziegen Gustav und Odin sowie  Julien Strugalle mit Kaninchen Pepper im Tiergehege.
Maria Helmecke mit den Ziegen Gustav und Odin sowie Julien Strugalle mit Kaninchen Pepper im Tiergehege. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau/MZ - Maria Helmecke hat ihr Herz an vier Ziegen verloren. Die Vierbeiner leben auf dem Gelände des Bildungszentrums Dessau in der Weststraße, wo die 20-Jährige eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert.

Die junge Frau wohnt im hauseigenen Internat der Schule. „Ich bin viel bei den Tieren, füttere sie und versuche sie zu zähmen“, erzählt sie. Auch wenn es ihr selbst nicht so gut gehe, sei sie da und beobachte die Tiere. „Das beruhigt mich.“ Auch vier Kaninchen und zwei Meerschweinchen gehören zum Tierbestand der Schule. Der in erster Linie eine pädagogische Aufgabe hat.

Denn Tiere bieten viele Anknüpfungspunkte für die Arbeit von Erziehern, Kinderpflegern, Ergotherapeuten, die in der Weststraße ausgebildet werden. „Die Bedeutung von Tieren für die Entwicklung der Kinder oder in der Therapie nimmt zu, dem wollen wir als Schule entsprechen“, erklärt Thekla Paschmionka, Lehrerin am Bildungszentrum Dessau.

„Hier können wir ausprobieren, wie man eine Therapiestunde mit den Tieren gestalten könnte“

Julien Strugalla gefällt das sehr gut. Der angehende Ergotherapeut lernt die tiergestützte Therapie im unterricht kennen und freut sich, dass er die praktische Anschauung vor der Tür hat. „Hier können wir ausprobieren, wie man eine Therapiestunde mit den Tieren gestalten könnte.“ Der 20-Jährige, der ebenfalls im Wohnheim wohnt, sieht die Tiere als großen Vorteil der Schule. „Das kann nicht jede vorweisen.“

Wie Maria verbringt auch er viel Freizeit bei den Tieren. Im Nachbargehege der Ziegen. „Ich finde Kaninchen besser, sie sind knuffiger und flauschiger und man kann sie hochheben.“ Auch für Julien haben die Vierbeiner eine beruhigende Wirkung. „Wenn viel Stress ist, komme ich her und werde ruhiger. Es ist also auch für uns Therapie“, sagt er.

Beide Schüler sehen die Tiere aber auch als Bereicherung ihrer Ausbildung. „Ich finde es richtig gut, dass wir die Tiere in den Unterricht einbeziehen“, findet Maria Helmecke - und kann sich die Arbeit mit Tieren auch später in ihrem Beruf sehr gut vorstellen.

Für das Bildungszentrum in Dessau sind Tiere nichts Neues

Für das Bildungszentrum in Dessau sind Tiere indes nichts Neues. Bereits 2002 kamen Ziegen im Rahmen eines Kinderprojekts des Instituts für soziales Lernen ins Haus. Die Schüler zeigten, so Paschmionka, von Fanfang großes Interesse an den Tieren, so dass sie den Bestand vergrößerten. Allerdings verschwanden Kaninchen und Meerschweinchen vor zwei Jahren über Nacht. Danach blieb das Außengehege ungenutzt.

Bis zum Frühjahr dieses Jahres. Schüler der Ergotherapieausbildung, unterstützt vom Hausmeister, machten sich daran, das Kaninchengehege zu erneuern und gegen „Räuber“ abzusichern.

Zwei Löwenkopf-Kaninchen und zwei Meerschweinchen wurden zugekauft und bilden mit den verbliebenen älteren Böckchen eine muntere Gemeinschaft. Die vier Neuen sollen noch in dieser Woche Namen bekommen. Dafür werden die Vorschläge der Schüler ausgewertet.

Nicht nur die Tiere fühlen sich wohl auf dem Gelände in der Weststraße

Die Arbeit mit Tieren und in der Natur soll am Bildungszentrum wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Wie Thekla Paschmionka erklärt, seien für das kommende Schuljahr zusätzliche Kursangebote „Tiere in der pädagogischen Arbeit“ und „Ein Garten für Kinder“ geplant. Dort können die Auszubildenden die Grundkenntnisse und Befähigung erlernen.

Kontakte zu Einrichtungen, die ebenfalls mit Tieren arbeiten, wie dem Alpakahof Vockerode oder dem Freigut Garsena in Könnern, sollen wieder intensiviert werden. Kindertagesstätten oder Grundschulen der Stadt sind eingeladen, Projekte durchzuführen.

Nicht nur die Tiere fühlen sich wohl auf dem Gelände in der Weststraße. Auch für die Schüler ist es ein grüner Lern- und Lebensort mit Ruheinseln im Grünen, Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten und einem Blumenmeer. „Hier kann man es gut aushalten“, finden auch Maria und Julien, die im zweiten und ersten Ausbildungsjahr sind.