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Waldersee Waldersee: Eine ganze Ortschaft in Feierlaune

Von CARLA HANUS 22.08.2010, 16:45

WALDERSEE/MZ. - Die einen verfolgen das Geschehen auf der Bühne beziehungsweise der Tanzfläche, andere schwatzen bei Kaffee und Kuchen im Festzelt. Und auch im Rathaus bei der Puppenausstellung und ein Stockwerk darunter in der Heimatstube drängen sich die Besucher, gucken, plaudern, freuen sich, einander zu sehen.

Waldersee feiert. Es ist das nunmehr achte Fest nach dem Hochwasser 2002, das den Stadtteil von Dessau überflutet hatte. Über 1 000 Haushalte waren damals betroffen, viele Häuser standen mehrere Wochen unter Wasser. "Wir sind wieder aufgetaucht" hieß deshalb das Motto des ersten Festes ein Jahr nach der Katastrophe. Und was sich schon damals abzeichnete, Waldersee präsentiert sich dem Besucher heute schöner denn je.

Darauf weist am Sonnabend auch eine Scheckübergabe inmitten des Festprogramms hin. 500 Euro überreicht Manfred Bähr, Vorstand der Volksbank Dessau-Anhalt, an Ortsbürgermeister Lothar Ehm und den Vorsitzenden des Walderseer Bürger- und Heimatvereins Gerald Herbst. Bähr sieht darin eine Anerkennung für "ein so schönes Dorf", das sich im April dieses Jahres erfolgreich zum zweiten Mal am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" beteiligt hat, und freut sich, dass sein Geldinstitut die weitere Verschönerung des Ortes unterstützen kann.

Das Geld werde für die Umgestaltung und die Pflege des Umfelds der Jonitzer Kirche verwendet, sagt Gerald Herbst. Unter anderem soll eine zweite Eibe für den Platz am Kriegerdenkmal gekauft werden. Eine erste Eibe hatten die Walderseer 2007 mit Hilfe der Sparkasse erworben, als die Ortschaft zum ersten Mal beim Landeswettbewerb dabei war und wie in diesem Jahr auch zur Siegerehrung dafür eine Erinnerungstafel und 100 Euro erhalten hatte.

Ob es eine dritte Teilnahme am Wettbewerb geben wird, das wissen Herbst und Ehm noch nicht. Aber sie sind überzeugt, dass ihr Dorf tatsächlich Zukunft hat. Erst kürzlich habe ihn ein junges Paar angesprochen, ob es hier eine Wohnung mieten könne, erzählt Ehm. Die jungen Leute hätten gehört, dass in Waldersee eine gute Stimmung herrsche, freut sich Ehm.

Das bestätigen auch drei Walderseerinnen, die sich im Schatten des Zeltes Eis essend unterhalten. "Wir haben uns ganz schön zusammengerauft", stellt Inge Engelmann zufrieden fest und meint: "Früher, also vor dem Hochwasser, waren wir nicht so in Feierlaune." Dem schließt sich Elvira Kadyk an.

Sie erinnert an die Kaffeetafel, die es im vorigen Jahr an der Kreisstraße gegeben hat und die sich über mehrere Kilometer erstreckte. Sie erzählt vom gemeinsamen Grillen mit den Gärtnern der Kleingartenanlage An der Igellache und dass sie Silvester zusammen feiern werden, vom Förderverein Freiwillige Feuerwehr und von Sportvereinen und davon, dass sie noch immer mit den Kindergärtnerinnen ihrer Kinder befreundet ist, obwohl der Nachwuchs schon groß ist. "Und zu dieser Gemeinschaft kommt die schöne Umgebung", ergänzt Edith Bardiszewski. "Wir haben alles, was ein Ort so braucht", ist Inge Engelmann überzeugt, denn auch Schule und Kindergarten, Apotheke, Physiotherapie, Frisör, Sparkasse und ein Einkaufszentrum hat Waldersee. "Lediglich eine Lokalität für Feiern fehlt", bemängelt sie.

Aber das könnte sich ja ändern, wenn das Leader-Projekt von Ralf Schönemann verwirklicht ist. Aus der ehemaligen Küche des VEB Elmo, dem noch früheren Belvedere, entsteht ein Veranstaltungssaal, der bis zu 100 Gästen Platz bieten kann. Dieses Vorhaben war übrigens eines, das der Bewertungskommission des Schönstes-Dorf-Wettbewerbs vorgestellt wurde.

Auch Lydia König und Heidrun Schubert, bekannt als Schwester Heidi, die beim Walderseefest in der Heimatstube zu tun haben, schwören auf ihren Heimatort. "Wir haben alles zusammen", sagen sie, "und dazu noch Weltkulturerbe." Das macht Waldersee aus und vielleicht auch mal zum Wettbewerbssieger.