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Wahl der Dezernenten Wahl der Dezernenten: Gröger und Focke am Ruder

Von Steffen Brachert 26.09.2001, 18:14

Dessau/MZ. - Als sich vorn die Gratulanten drängten, hielt sich Hans-Georg Otto vornehm zurück: "Ich sehe ihn jeden Tag", erklärte der Oberbürgermeister und stellte sich abseits. "Ich mache den Letzten." Blumensträuße türmten sich im Ratssaal, ehe Otto an der Reihe war und das tat, was alle taten: dem Wahlsieger Wolfgang Focke Glück wünschen - und sich beiden eine gute Zusammenarbeit.

Wolfgang Focke und Karl Gröger bleiben weitere sieben Jahre Dezernenten der Stadt Dessau: Die nach einer Vorauswahl einzigen Bewerber wurden am Mittwoch vom Stadtrat in ihren Ämtern bestätigt. Während der alte und neue Sozialdezernent Wolfgang Focke mit 30 von 40 Stimmen sicher gewählt wurde, hatte Karl Gröger bange Minuten zu überstehen. Im ersten Wahlgang verpasste der Baudezernent die notwendige Mehrheit von fünfzig Prozent aller Stimmen. 19 Abgeordnete waren für ihn, 17 dagegen - 21 Stimmen hätte Gröger benötigt. Erst im zweiten Wahlgang, als nur noch mehr Ja- als Nein-Stimmen notwendig waren, wurde Gröger mit 22 Ja- und 18-Nein-Stimmen mit knapper Mehrheit in seinem Amt bestätigt.

"Achtzig Monate harter und interessanter Arbeit liegen hinter mir", hatte Gröger vor dem Wahlgang auf eine Amtszeit zurückgeblickt, in der sein Dezernat 526 von insgesamt 1 246 Beschlussvorlagen in den Stadtrat einbrachte. "Es ist eine Arbeit, die Freude und Spaß macht." Es sei aber auch eine Arbeit, die längst noch nicht abgeschlossen ist. "Die größten Herausforderungen stehen erst noch an", bekannte Gröger: Bis zum Jahr 2010 gibt es in Dessau 6 900 Wohnungen zu viel. Dessaus Innenstadt ist neu zu gestalten. "Dafür werden Konzepte entwickelt, die ich umsetzen will." Gröger versprach ein Dienstleister für Bürger und Wirtschaft zu sein, mehr Verantwortung auf die Amtsleiter abzugeben, um sich mehr strategischen Dingen widmen zu können. Und Gröger kündigte auch an, dass in seinem Baudezernat keiner mehr vertröstet wird. "Niemand wird mehr das Amt verlassen, ohne eine Antwort bekommen zu haben, was aus seiner Anfrage oder seinem Antrag wird."

Auch Wolfgang Focke, immerhin seit 1991 Sozialdezernent der Stadt, bat, Angefangenes weiter machen zu dürfen. "Ich habe mir meine guten Voraussetzungen erarbeitet", sagte der 57-Jährige. "Ich bin gerüstet mit der Entschlossenheit und der Überzeugung, Projekte fortsetzen und abschließen zu können." Dazu zählt neben der Umsetzung aktueller Bundesgesetze, die ständig neue Herausforderungen setzen, auch der weitere Ausbau des Städtischen Klinikums. 300 Millionen Mark Fördergelder flossen in den vergangenen Jahren nach Alten - das dies keine Selbstverständlichkeit war, unterstrich Focke, führendes Mitglied im Krankenhausausschuss des Landes, nachdrücklich.

Dass sich mit Gröger und Focke nur zwei Bewerber dem Dessauer Stadtrat vorstellten, hatte Ralf Schönemann zuvor noch einmal hart kritisiert. "Ist es eine Wahl?" fragte der PDS-Fraktionschef, der die ganze Verfahrensweise, zwei neue Dezernenten für Dessau zu finden, bemängelte. "Es war schwer, allen Bewerbern eine faire Chance zu geben." Mit der Kritik konnte Oberbürgermeister Otto aber nicht viel anfangen.