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Von Sydney nach Dessau Von Sydney nach Dessau: Claudia Perren ist neue Bauhaus-Direktorin

Von Steffen Brachert 01.08.2014, 12:49
Claudia Perren stellt sich und ihre Ideen im Bauhaus-Gebäude vor. An ihrer Seite: Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh
Claudia Perren stellt sich und ihre Ideen im Bauhaus-Gebäude vor. An ihrer Seite: Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh Lutz Sebastian Lizenz

Dessau-rosslau/MZ. - Claudia Perren, die neue Chefin der Stiftung Bauhaus Dessau, will das Bauhaus stärker als internationales, lebendiges und offenes Haus etablieren und Forschung und Lehre ausbauen. Das hat die aus Ost-Berlin stammende Architektin zu ihrem Amtsantritt angekündigt. „Wir wollen die historischen Bauhaus-Ideen aktualisieren, um die Bauhaus-Geschichte fortzuschreiben“, sagte Perren. „Wir wollen mit Bildungseinrichtungen auf der ganzen Welt kooperieren.“

Labor der Zukunft

Ob Dortmund oder Dessau, Sydney, Shanghai, London oder Tallinn: Schüler, Studenten und kreative Köpfe von überall her sollen in Dessau lernen und lehren. Das Bauhaus könne nach Ansicht von Perren nur „Archiv der Moderne“ und „Labor der Zukunft“ sein, wenn man sich auf einer internationalen Plattform bewege. Dass dies zuletzt öfter an den Finanzen scheiterte, schreckte Perren nicht. „Vielleicht waren die Business-Modelle nicht die richtigen.“

Perren ist in der 95-jährigen Geschichte des Bauhauses die erste Frau an der Spitze und zugleich Nachfolgerin von Philipp Oswalt, dessen Vertrag nach einem Zerwürfnis mit Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) über den Standort des künftigen Bauhaus-Museums nicht verlängert wurde.

Oswalt hatte das Bauhaus im Februar verlassen und war zurück an die Universität Kassel gegangen.

Australische Hitze in Dessau

Einen Monat später hatte sich der Stiftungsrat einstimmig für Perren ausgesprochen. Die 41-Jährige war zuletzt an der Universität in Sydney tätig und ist mit ihrem Mann und zwei Kindern inzwischen nach Dessau gezogen. „Ich habe die Hitze aus Sydney mitgebracht“, sagte Perren, die in einer hitzigen Zeit an das Bauhaus kommt. Nicht nur der sommerlichen Temperaturen wegen.
Zwei besondere Herausforderungen bekam Perren von Kultusminister Dorgerloh, zugleich Stiftungsratsvorsitzender des Dessauer Bauhauses, mit auf den Weg: den Bau eines neuen Bauhausmuseums in Dessau sowie die Konzeption und Umsetzung eines Programms, mit dem das Land Sachsen-Anhalt im Jahr 2019 den 100. Bauhaus-Geburtstag feiert.

Weshalb es in Dessau in dieser Woche zu Diskussionen kam, lesen Sie auf der folgenden Seite.

Um den geplanten Standort des Bauhausmuseums im Dessauer Stadtpark hatte es in dieser Woche viele Diskussionen gegeben. Sachsen-Anhalts Landesrechnungshof hat den Standort als „städtebaulich ungeeignet“ bezeichnet und zugleich auf drohende Mehrkosten von fast fünf Millionen Euro verwiesen. Die 26 000 Stücke zählende Sammlung des Dessauer Bauhauses brauche „nicht nur eine angemessene, sondern eine herausragende Präsentation“, sagte Perren, mühte sich sonst aber, sich aus dem Standortstreit herauszuhalten. „Ich habe heute meinen ersten Arbeitstag.“

Ziel ist Museum bis 2019

Dorgerloh verteidigte die Entscheidung des Stiftungsrates für den Stadtpark, für die Mitte der Stadt. „Wir können den Standort sehr gut vertreten. Alle Planungen sind darauf ausgerichtet“, sagte der Kultusminister und bekräftigte den Kostenrahmen für das Museum. „Es stehen 25 Millionen Euro zur Verfügung.“ Die Frage eines Journalisten, ob Perren jetzt nur die Erfüllungsgehilfin seiner Planungen sei, wies Dorgerloh zurück. „Es gibt einen Punkt, an dem Entscheidungen zu treffen sind.“ Ziel ist es, dass Dessau im Jahr 2019 ein Museum hat. Als Erfüllungsgehilfin kam Perren bei ihrer Vorstellung nicht herüber.

Beirat vor der Neuberufung

Im September soll der Stiftungsrat das Raumprogramm für das geplante Museum beschließen. Vielleicht sogar noch in diesem Jahr soll der Museumsneubau weltweit ausgeschrieben werden. Zeitnah soll auch wieder ein wissenschaftlicher Beirat für das Bauhaus berufen werden. Der alte war aus Solidarität mit Perrens Vorgänger Oswalt im November 2013 geschlossen zurückgetreten.
Nachträgliche Überzeugungsversuche wird es nicht geben. Perren kündigte einen kompletten personellen Neuanfang im Beirat an - und schloss auch eine Zusammenarbeit mit Vorgänger Oswalt aus. Perren verwies auf einen „Zeit“-Artikel aus dem Mai, in dem Oswalt das Bauhaus als tot bezeichnet hatte. „Ich weiß nicht, ob das mit ihm Sinn macht.“

Die neue Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Claudia Perren, steht am 01.08.2014 vor dem Eingang zum Bauhaus-Gebäude in Dessau-Roßlau.
Die neue Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Claudia Perren, steht am 01.08.2014 vor dem Eingang zum Bauhaus-Gebäude in Dessau-Roßlau.
dpa Lizenz
Die neue Bauhaus-Direktorin Claudia Perren.
Die neue Bauhaus-Direktorin Claudia Perren.
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