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Vom Vater Begeisterung für Flugzeugtechnik geerbt

Von CLAUS BLUMSTENGEL 19.03.2009, 19:51

DESSAU/MZ. - Zur Sammlung gehören Betriebsanleitungen für Flugzeugmotoren der Firmen Junkers, Daimler, Benz, Argus und Maybach, die heute als Rarität geltende Standard-Biografie "Hugo Junkers - der Mensch und das Werk" von Richard Blunck, eine Autobiografie des Jagdfliegers Ernst Udet, eine Biografie des Jagdfliegers Manfred von Richthofen, Unterlagen über die Junkers-Flugzeugwerke, Bücher des Generaldirektors der Dessauer Continental-Gas-Gesellschaft, Wilhelm von Oechelhäuser, und vieles mehr.

Der Vorsitzende des Fördervereins "Technikmuseum Hugo Junkers" bedankte sich bei Fee-Rita Duchac herzlich für die Übergabe der Sammlung. "Es ist für uns ein sehr interessanter Bestand, der jetzt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird", stellte er fest. Ebenfalls dankte Kuras Hans-Georg Landes vom Fliegerklub Hugo Junkers, der den Kontakt zur Tochter Conrad Polters hergestellt hatte, die heute in Oranienbaum wohnt.

"Ich möchte nicht, dass diese Unterlagen verloren gehen", begründete Fee-Rita Duchac die Übergabe. Dass die Bücher und Dokumente jetzt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, sei im Sinne ihres Vaters. "Ich halte das Technikmuseum ,Hugo Junkers' für die richtige Stelle dafür", meinte die 76-Jährige.

Als Kind und Jugendliche interessierte sie sich nicht so sehr für Puppen, Handarbeiten oder fürs Kochen; denn ihr Vater hatte seine einzige Tochter mit seiner Technikbegeisterung angesteckt. Heute sammelt sie originalgetreu nachgebaute Modelle historischer Flugzeuge und kennt die Typbezeichnungen aus dem Effeff. Schon 1909 hatte ihr Vater kleine, selbst gebaute Flugzeuge auf dem Kühnauer Exerzierplatz starten lassen. Als er später mit einem Gleit-Doppeldecker in den Sanddünen bei Aken erste "Luftsprünge" absolvierte, hielt man die Idee von einem Segelflug ohne Motor allgemein für "Irrsinn". Auch Polters Förderer Wilhelm Oechelhäuser warnte ihn: "Lass das sein, du nimmst Schaden an Leib und Leben!"

Wie Fee-Rita Duchac erzählte, waren ihre Großeltern bei Oechelhäusers Continental-Gas-Gesellschaft beschäftigt. Als der Großvater in Folge eines Arbeitsunfalls starb, finanzierte Oechelhäuser die Ausbildung Conrad Polters und seiner fünf Geschwister.

Conrad Polter wurde Entwicklungsingenieur und war als Prüfer und Abnehmer in den Junkers-Flugzeugwerken tätig. "Mutter hatte oft Angst um ihn", erinnerte sich Duchac. Bei den Abnahmeflügen neuer Maschinen habe es viele gefährliche Situationen gegeben. Gut erinnern kann sie sich auch daran, dass ihre Eltern während des Faschismus einer jüdischen Bekannten bei der Flucht mit ihren Kindern nach Schweden geholfen haben. Nach dem Bombenangriff auf Dessau sei ihr Vater mit einem Meister der Gasgesellschaft in die Keller gekrochen und habe unter Explosionsgefahr undichte Gasleitungen abgeschottet. "Das war ein Himmelfahrtskommando", blickt sie zurück.