Beratung mit dem Ortschaftsrat Vier Varianten und einen Favoriten - Diesen Kompromiss gibt es in Sachen Zerbster Brücke in Roßlau
Dessau-Roßlaus Stadtverwaltung hat nach einem Prüfauftrag vor Ortschaftsräten vier Varianten für eine bessere Durchlässigkeit an der Zerbster Brücke in Roßlau vorgestellt. Der Favorit ist eindeutig. Wie es nun weiter geht.
Rosslau/MZ. - Auf der Suche nach Lösungen für Bürger und Gewerbetreibende im Kontext von Sperrung und Umleitung für die marode Zerbster Brücke im nördlichen Stadtteil von Dessau-Roßlau zeigt sich seit Donnerstagabend ein Silberstreif am Horizont.
Im internen Arbeitsgespräch von Vertretern der Stadtverwaltung und des Ortschaftsrates favorisieren beide Seiten jetzt die Freigabe der Brücke in beide Fahrtrichtungen für den Pkw-Verkehr. Der Lkw-Verkehr würde dann grundsätzlich auf die Umleitungsstrecke gelenkt.
Die Entscheidung über die Neuregelung und Terminsetzung trifft die Stadt in der nächsten Woche. Dieses Fazit zog Katrin Kuhnt nach dem nicht öffentlichen Treffen im Ratssaal Roßlau. In der Stadtverwaltung Dessau-Roßlau leitet Kuhnt im Dezernat I das Referat des Oberbürgermeisters.
Eine Brückenprüfung hatte am 22. Januar stattgefunden - der „Worst Case“ blieb vorerst aus
„Nicht der allerschlimmste Fall für eine sofortige Sperrung, aber weiterhin kritische Schäden“: Zu diesem Ergebnis sei die Brückenprüfung vom 22. Januar gekommen. Die fortschreitenden weiteren Abplatzungen aber waren für den Gutachter Anlass für die Empfehlung, die Lasten auf der rund 90-jährigen Brücke möglichst zu minimieren. Demgegenüber war Anfang Februar auch der Vorschlag laut geworden, die Brücke wieder für den Pkw-Verkehr in beiden Fahrtrichtungen zu öffnen. Aus dem Vorschlag von Ortschaftsräten und Stadträten wurde ein Prüfauftrag an die Verwaltung.
Die Zielvorgabe also war klar. Alle betroffenen Fachämter und Behörden wurden mit ihrer Expertise einbezogen und stellten nun vier mögliche Varianten der Verkehrsführung auf der Zerbster Brücke zur Diskussion vor, wie Katrin Kuhnt darlegte.
Variante 1- wie aktuell praktiziert, nur Pkw und Lkw in Richtung Dessau, wird ohne vertiefende Diskussion zur Kenntnis genommen.
Variante 2 - Erweiterung von Variante 1 um den Pkw-Verkehr in Richtung Zerbst. Ausgeschlossen bliebe hier nur der Lkw-Verkehr in Richtung Zerbst, der per Verkehrszeichen umgeleitet würde. Mit dieser Option hatte der eine oder andere Ortschaftsrat vielleicht geliebäugelt - aber dagegen sprechen starke Bedenken seitens der Baufachleute und Statiker. In diesem Fall nämlich müsste die ohnehin stark belastete Mittelfuge am Brückenkörper zusätzliche Schwingungen des Begegnungsverkehrs aufnehmen. Zu diesem kommt es momentan dank des ampelgeregelten Einbahnstraßenverkehrs gar nicht mehr. Variante 2 also kann sich gegen das Veto der Statiker nicht durchsetzen.
Variante 3 - Pkw-Verkehr in beiden Fahrtrichtungen. Der Lkw-Verkehr wird durch flankierende bauliche Maßnahmen ausgeschlossen. Diese „Maßnahmen“ sollen Höhen- und Breitenbegrenzungen der Fahrspur sein, die „Brummis“ nicht auf die Brücke lassen. Für die Laster besteht dann „Umleitungspflicht“.
Die erforderlichen baulichen Veränderungen werden in den Ämtern jetzt noch intensiv nachgeprüft. Denn Rettungsfahrzeuge und Feuerwehren sollen im Notfall die Zerbster Brücke überqueren können. „Wir müssen da noch wichtige Hausaufgaben machen, denn schließlich sollen ja auch die Busse vom öffentlichen Personennahverkehr durchkommen“, betont Kuhnt. Ansonsten findet die Variante 3 beidseitig die meiste Zustimmung.
Variante 4 wird als Möglichkeit aufgeführt, erhält aber wenig Unterstützung. Das wäre ein Zweirichtungsbetrieb für Pkw, wechselseitig mit Ampel geregelt. Der Schwerverkehr soll dann allein per Verkehrszeichen ausgeschlossen werden. Nach Einführung der neuen Regelung solle die Polizei verstärkt deren Einhaltung kontrollieren und Verstöße ahnden. Allerdings handelt es sich nicht um eine kurzfristige, sondern monatelange Einschränkung.
Parallel zur Einführung der neuen Verkehrsregelung sucht die Stadtverwaltung Dessau-Roßlau das Gespräch mit der Deutschen Bahn
Parallel zur Einführung der neuen Verkehrsregelung sucht die Stadtverwaltung zugleich das Gespräch mit der Deutschen Bahn über eine Sperrpause für die Montage einer Notsicherung unter der Brücke. Die dafür nötige Vollsperrung sollte ursprünglich am 22. Januar beginnen, war aber kurzfristig abgesagt worden. Nächste Woche nun beraten Stadt und Bahn über einen neuen Sperrpausen-Termin.
Als konstruktiv und gut bewerten Roßlauer Ortschaftsräte die Runde vom Donnerstagabend, „Alle Beteiligten waren kompromissbereit und wir sind froh, dass wir zu diesem Ergebnis gekommen sind“, sagt Jörn von der Heydt, der stellvertretende Roßlauer Ortsbürgermeister. Mit gleicher Energie und Geschlossenheit müssten jetzt die Behelfsbrücke und der Ersatzneubau vorangetrieben werden. Die ersten Beschlüsse dazu kommen im März vor den Rat.