Unterricht mit Oma und Opa
DESSAU/MZ. - Schulleiterin Sabine Kus und die Geschäftsführerin des Regionalverbandes Elbe-Saale der Volkssolidarität, Belinda Biging, haben am Mittwoch eine Patenschaftsvereinbarung unterzeichnet, mit der eine Zusammenarbeit der Schule mit den Senioren festgeschrieben wurde. "Die generationsübergreifende Arbeit steht seit den 90er Jahren immer mehr im Mittelpunkt unserer Arbeit", erklärt Belinda Biging den Hintergrund. Inzwischen habe ihr Verband die Trägerschaft über Kindereinrichtungen und Jugendklubs übernommen und strebe eine Kooperation auch mit Schulen an. "Wir wollen die Generationen wieder mehr zusammenführen."
Mit diesem Ziel trifft die Volkssolidarität voll und ganz die Intentionen von Schulleiterin Sabine Kus. "Die Jugend könnte so viel von den Alten lernen, wenn sie deren reichen Erfahrungsschatz für sich nutzen würde." Genau dies wollen die Jungen und Mädchen der Grundschule, aber auch deren Lehrer und die Eltern künftig tun.
Der Sachkundeunterricht beispielsweise könnte bald unheimlich spannend werden, wenn nämlich Senioren erzählen, wie sie früher gelebt oder als Kinder gespielt haben. Beim vorweihnachtlichen Backen gibt es mit Sicherheit Plätzchen, deren Rezept die Mutti nicht kennt. Auch die Arbeitsgemeinschaft kreatives Gestalten dürfte wertvolle Bereicherung erhalten, wenn die Senioren der Interessengemeinschaft Handarbeit ihre Fertigkeiten im Häkeln, Stricken, Sticken an die Kinder weitergeben. "Auch viele Lehrer können das heute nicht mehr", weiß Sabine Kus. "Es ist also auch für uns spannend." Im Umkehrschluss könnten auch die Alten von den Jungen lernen. Den Umgang mit dem Computer beispielsweise. Dafür würden sie gerne das PC-Kabinett der Schule nutzen und sich von den Schülern anleiten lassen.
Die Schulleiterin möchte auch die Erziehungskompetenz der Eltern mit Hilfe der Senioren stärken. "Sie gingen ganz anders an die Erziehung ihrer Kinder als die Eltern von heute", weiß Sabine Kus. "Das Miteinander der Generationen in der Familie funktioniert heute nicht mehr, aber die ältere Generation verfügt auch in diesem Bereich über einen wertvollen Erfahrungsschatz, den junge Eltern nutzen sollten." Die Eltern ihrer Schüler hätten bereits großes Interesse an diesem Thema signalisiert.
Nicht zuletzt soll den Kindern mit dieser Form der Zusammenarbeit auch die Achtung vor der älteren Generation wieder näher gebracht werden. "Die ist verloren gegangen in den letzten Jahren", so die Schulleiterin. Helga-Maria Schoch, Beiratsvorsitzende des Stadtverbandes der Volkssolidarität, wiederum sieht auch einen großen Nutzen für die Senioren: "Die Kinder werden uns jung machen."
Die Vertragsunterzeichnung am Mittwoch war die vierte dieser Art für den Regionalverband Elbe-Saale der Volkssolidarität. Ähnliche Kooperationen gibt es mit der Förderschule Calbe und zwei Grundschulen in Zerbst. Weitere sollen folgen, so Belinda Biging.