Ungewöhnliche Karriere Ungewöhnliche Karriere: Sie wollte nie so groß werden
Dessau/MZ. - Sie weist auf ihr großes Einsatzbuch und fügt hinzu: "Und davon haben wir in den vergangenen Jahren viele gehabt."
Am 15. Oktober 1992 war es, als für Anneliese Schlosser ein neuer Lebensabschnitt begann, genau ein Jahrzehnt ist das nun her. Mit der Gründung der "Häuslichen Kran- "Eines Abends sagte ich mir: Jetzt mach ich es." Anneliese Schlosserken- und Altenpflege" betrat sie ein Terrain, auf welchem sie auch vorher tätig war, jedoch in anderer Ausrichtung. "Zwischen 1972 und 1991 habe ich das Amt der Gemeindeschwester in Dessau-Alten ausgeübt", erinnert sich Anneliese Schlosser. Als ihr Berufszweig dann abgeschafft wurde, wechselte sie zunächst zum DRK. "In die Selbstständigkeit traute ich mich noch nicht", gibt sie zu. Aber da waren die vielen, über Jahre aufgebauten Kontakte zu ihren Patienten. "Ich weiß es noch genau", denkt Schlosser zurück, "eines Abends sagte ich mir: Jetzt mach ich es." Seminare und Weiterbildungen folgten, das gute Herz einer Krankenschwester musste um einen Unternehmer-Kopf erweitert werden. An jenem 15.Oktober begann sie offiziell. "Ich hatte natürlich meinen alten Patientenstamm, doch gewann bald auch neue."
Die Arbeit, vor allem die nun zusätzliche im Büro, überrannte sie. 1994 stellte sie deswegen die erste Mitarbeiterin ein. "Das war die schönste Zeit, als wir zu zweit waren", meint Schlosser. Ihr Service, der neben der ärztlichen Seite auch Pflegecharakter hat, sprach sich herum. Nahezu jedes Jahr gab es Neueinstellungen, heute zählt ihr Team zehn Mitarbeiterinnen. "Früh Besuche, mittags Büro, nachmittags und abends Besuche", fasst sie ihren eigenen Tagesablauf zusammen. Zeit für Hobbys bleibt da nicht. "Kein Wunder, ich kann einfach nicht nein sagen", meint Anneliese Schlosser. Zukunftsängste hat sie nicht. "Ich glaube, der Bedarf an Pflege nimmt in dieser Region stetig zu", meint sie, "trotzdem, reich werden Sie mit diesem Job nicht." Man merkt ihr sofort an, dass sie andere Gründe hat, jeden Tag bis zu 15 Stunden unterwegs zu sein.
"Ich bin mit Leib und Seele Krankenschwester." Ihre zwei Kinder und vier Enkel sieht sie daher nur wenig. Da im Juli auch noch ihr Lebenspartner starb, wohnt sie nun allein in ihrem Haus. "Abends, wenn ich nach Hause komme, ist das schon komisch", sagt sie. "Da habe ich den ganzen Tag so viel Menschen um mich, und dann ist es auf einmal ganz still."