Schon 2019 verschwand eine Plane Unbekannte stehlen das Bild „Sonntagmorgen“ aus den Dessauer Kunstpromenaden

Dessau/MZ - Das Original hing dort, wo es hängen sollte: in der Zerbster Straße 19, wo gerade die 12. BrauArt-Ausstellung läuft, die dort ihr Ausweichquartier bezogen hat. Doch so mancher Besucher vermisste die Kopie des Gemäldes. Wo die denn sei, erkundigten sie sich bei der Malerin Astrid Salewski während der Vernissage.

Die wusste von nichts. Dass jemand die große Bauzaun-Plane aus der Freiraum-Galerie „Kunstpromenaden“ mit der Kopie ihres „Sonntagmorgen“ betitelten Gemäldes hatte mitgehen lassen, hörte sie am Dienstag zum ersten Mal. „Vielleicht war es ein Kunstliebhaber“, vermutet die Dessauerin eher amüsiert denn verstimmt. Und ganz bestimmt sei das kein von ihr eingefädelter Werbeversuch gewesen, um auf die Ausstellung aufmerksam zu machen.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine großformatige Kunstkopie aus den „Kunstpromenaden“ gestohlen wird. 2019, zur ersten Auflage, ließ jemand die „Wumme“ von Till Neuenfeldt mitgehen, ein Linolschnitt, der einzig und allein eine Pistole zeigte. Vier Wochen blieb die Bauplane verschwunden, dann entdeckte sie die Polizei bei einer Wohnungsdurchsuchung aus ganz anderem Grund. Das Bild diente als Teppich, hatte ein paar Kaffeeflecke abbekommen.
Auf einen solchen Zufallsfund will Kuratorin Henriette Funke jetzt nicht warten. Die „Projektschmiede“, Organisatorin der vom Bauhaus-Museum aufgebauten „Kunstpromenaden“, hat einen neuen Druck in Auftrag gegeben, denn in der bis Mitte September laufenden Ausstellung soll kein Loch klaffen.
Bei den „Kunstpromenaden“ zeigen vor allem lokale Künstler ihre Werke, aber auch einzelne Auswärtige. Die manchmal kleinformatigen Arbeiten werden auf Planen im Format 2,50 mal 2 Meter kopiert, die dann auf Bauzäune gespannt werden. Jeweils drei Zaunelemente werden im Dreieck aufgestellt. In diesem Jahr sind 29 Künstler dabei; das Motto der Ausstellung lautet „unlock“.

Salewskis Öl- und Acrylgemälde „Sonntagmorgen“ zeigt eine fiktive Szene in „Hamburg oder einer anderen Großstadt“, wie die Malerin erklärt. Vier Personen sitzen auf einer Bank in zwei Gruppen: rechts zwei alte Damen, zu ihren Füßen eine Gießkanne (was andeutet, sie könnten auf dem Weg zum Friedhof sein). Neugierig und amüsiert beäugen sie die beiden anderen Personen. Erst bei näheren Hinsehen zeigt sich, dass in den Highheels und engen Kleidern keine Frauen stecken.
Noch bis zum Sonntag sind dieses und andere Bilder von Astrid Salewski sowie Arbeiten von Dieter Bankert und Juliane Naumann in der BrauArt-Galerie in der Zerbster Straße zu sehen - im Original.
Hinweise zum Diebstahl oder Verbleib der Kunstplane sind erbeten an: [email protected].