Übung Übung: Lecks am Kesselwagen abgedichtet
Köthen/MZ. - 17.10 Uhr: Das erste Feuerwehrfahrzeug fährt auf das Köthener Güterbahnhofsgelände. Blaulicht zuckt über den finsteren Platz. Ein Unfall ist passiert - ein Fahrzeug hat einen Kesselwagen der Bahn gerammt, Flüssigkeit tritt aus, der Kraftfahrer hat sich unverletzt retten können. Mehr wissen die Feuerwehrleute nicht.
Sie wissen aber, was jetzt zu tun ist. Kommandos erschallen, die Kameraden sitzen von ihren Fahrzeugen ab, öffnen Klappen und Luken - hektische Betriebsamkeit, doch wohl organisiert. Zwei Kameraden steigen schnell in Schutzanzüge und nähern sich mit Lampen und Schlauch dem Unglücksort. Dort sehen sie: Es brennt nichts, aus dem Kesselwagen tritt eine Flüssigkeit durch einen länglichen Schlitz aus, das Unfallfahrzeug ist leer. Aber: Die orange Warntafel des Kesselwagens verrät, dass hier Gefahrengut transportiert wird. Über Funk geht die Meldung an den Einsatzleiter - übermittelt wird die Kennzeichnung des Wagens: Gefahrenklasse 58, die austretende Flüssigkeit hat die Nummer 2014. Der Einsatzleiter beordert seine Kameraden hinter die errichtete Absperrung zurück.
Was da am Mittwochabend am Köthener Güterbahnhof passierte, war zum Glück nur eine Übung. "Den Ausbildungszug der Deutschen Bahn haben wir bereits vor einem Jahr angefordert", erklärt Köthens Feuerwehrchef Frank Thiele, der nur als Beobachter anwesend war. Der Zug ist im gesamten Bundesgebiet unterwegs und dient zur Schulung für Havarien mit austretendem Gefahrengut. Die Hauptrolle spielt der rote Leckagewagen im Zentrum des Zuges. Daran kann das praktische Abdichten geübt werden. Der Wagen hält typische Rissformen bereit, die von den Feuerwehrleuten erkannt und abgedichtet werden müssen.
17.30 Uhr: Inzwischen wissen die Feuerwehrleute, worum es sich bei der austretenden Flüssigkeit handelt - aus ihren Unterlagen ist ersichtlich: Nummer 2014 bedeutet Wasserstoffperoxid als wässrige Lösung. Der Stoff ist ätzend, und es besteht erhöhte Brandgefahr. Zwei Minuten später schlagen die Kameraden im Schutzanzug einen Keil in den Schlitz - nur noch ein leichter Strahl kommt aus dem Kessel. Der fängt sich im herbeigeschafften Auffangbehälter. Kameraden aus Merzien kühlen mit ihren Schläuchen die neben dem Havaristen befindlichen Eisenbahnwagen. Zur Kälte des Abends gesellt sich nun ein Wassernebel, der sich, vom Wind angetrieben, über dem Platz breit macht.