Tourismus Dessau Tourismus Dessau: Erlebnisführung in Strommuseum

Dessau/MZ - Am Anfang war das Gas. Wilhelm Oechelhaueser und sein Junior lebten mit ihrer „Deutschen Continental-Gas-Gesellschaft“ in Dessau gut davon. Das 1856 im Gasviertel gebaute Gaswerk war eine Gelddruckmaschine. Bis 1881 auf der Pariser Elektrizitätsausstellung Thomas Alva Edison seine Glühbirne vorstellte. „Der Sohn von Oechelhaueser erkannte schnell das Potenzial von Elektrizität“, erzählt Rolf Richter, Mitglied in der Interessengemeinschaft öffentliche Energieversorgung und einer der ehrenamtlichen Betreuer des Strommuseums in der Kornhausstraße 147.
Die kulturellen Leuchttürme im Reiseland Sachsen-Anhalt bilden die Tourismuskooperation „Stadtsprung. Städte zwischen Harz und Elbe“. Neben Halberstadt, Halle, Magdeburg, Naumburg und Wernigerode zählen dazu Dessau-Roßlau und Quedlinburg. Unter dem Motto „Weltkultur zwischen Harz und Elbe erleben“ bietet die Initiative attraktive Tagesausflüge an. Am Sonnabend stand das Strommuseum im Blickpunkt.
Die touristische Kooperation „Stadtsprung“ hat in sieben sachsen-anhaltischen Städten am Sonnabend zu Erlebnisführungen an „Geheime Orte“ geladen. Wobei das Strommuseum als solches kein geheimer Ort, höchstens ein Geheimtipp ist. Die Besucher konnten in eine Welt aus Kabeln, Transformatoren, Elektrogeräten eintauchen und merkten schnell: Stromversorgung hat nur noch wenig gemein mit den Anfängen vor 127 Jahren.
Es war jene Glühbirne, die Oechelhaueser junior und Oskar von Miller dazu bewog, in Dessau die „elektrische Centrale“, das erste öffentliche Elektrizitätswerk der Stadt zu bauen. „Dessau war damit einer der Vorreiter“, sagte Richter. In Berlin ließ der Kaiser 1884 das erste Elektrizitätswerk bauen. In Dessau folgte 1886 das zweite. Das Dessauer Theater, das Stadtschloss und das Fürstenpalais waren die ersten Abnehmer von Strom.
Glühbirnen und Lampen von Anno Dunnemals
Der Strom kam aus einem 62 PS Gasmotor. Schnell stieß der an seine Grenzen. Die „Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft“ brauchte einen Tüftler, der die Technik weiter entwickelte und fand ihn mit Hugo Junkers, der später Industriegeschichte schrieb. Bald ging das Kraftwerk in Dessau-Süd in Betrieb. Immer mehr städtische Haushalte waren an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Aus einst 110 Volt Gleichstrom wurden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 15.000 Volt Wechselstrom. Verteilt über Umspannwerke und Trafostationen kommen davon noch 230 Volt in den Haushalten an.
Es ist weniger der Prozess, wie der Strom von der Quelle zum Abnehmer kommt, der für Laien interessant ist, als vielmehr die Sammelleidenschaft der Betreuer des Strommuseums. Glühbirnen und Lampen von Anno Dunnemals bis heute zeigen, welche unterschiedliche Qualität Licht im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Am Sonnabend verglichen die Besucher Halogenlampen, LED-Leuchten und stromfressende 500-Watt-Leuchten. Mit teils abenteuerlichen Messmethoden wurde anfangs versucht, den Verbrauch zu messen. Von Elektrolyt- über Pendelzähler bis hin zu modernen Stromzählern ist im Museum Geschichte zu sehen. An diesem Ort wird deutlich, dass das Leben ohne Strom heutzutage nicht vorstellbar wäre.