Totes Reh am Biethe-Sportplatz Totes Reh am Biethe-Sportplatz: Wolf rückt näher an Stadt ran

Dessau-Rosslau - Der Fund eines vermutlich von einem Wolf gerissenen Rehs am Wochenende in Nähe des Biethe-Sportplatzes neben dem Industriehafen Roßlau hat die Debatte um die Rückkehr des Großraubtieres in deutsche Wälder und Fluren erneut befeuert. Dass ein Wolf so dicht an der Stadt auftaucht, hatte den Dessau-Roßlauer Kreisjägermeister Michael Mitsching erstaunt und zur Vorsicht bei Streifzügen in der Natur raten lassen. Es gehe schließlich um das größte Raubtier in Deutschland.
Dass es sich um einen Wolfsriss handelt, ist für den erfahrenen Weidmann höchstwahrscheinlich. „Wir haben so viele vergleichbare Spuren, Beißzustände und Kampfplätze gesehen, um noch zu zweifeln“, spricht Mitsching für die Jägerschaft. So habe sein Kollege Gerhard Paul von der Jägerschaft Mittlere Elbe-Vorfläming im Jahr 2016 bereits 40 Wolfsrisse in benachbarten Jagdgebieten um Wittenberg oder Zerbst dokumentiert.
Probe bringt Klarheit
Über die Online-Meldung der MZ hat auch Martin Trost, Wolfsexperte im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, vom neuerlichen Vorfall erfahren. Seit 2008 Hinweise über die Wiederansiedlung des Wolfes in Sachsen-Anhalt vorlagen, wird die Heimkehr des grauen Jägers intensiv überwacht und im Wolfsmonitoring erfasst. Im Berichtsjahr 2014/15 wurden an zehn Standorten 64 Tiere gezählt.
„Der Wolf aber ist viel auf Achse“, weiß Peter Oestreich von der Referenzstelle Wolfsschutz im Biosphärenreservat Mittelelbe, die mit dem Landesamt eng kooperiert. Hier erfolgt überdies die Rissbegutachtung an Nutztieren. In dieser Mission war Peter Oestreich auch am 30. Januar unterwegs, als auf den Bruchwiesen zwischen Meinsdorf und Streetz die Herde von Schäfer Klaus Altenbruch angegriffen wurde. Zwei Alttiere und zwei Lämmer starben.
Proben wurden geschickt zum Senckenberg-Institut für Wildgenetik mit Sitz in Gelnhausen. „Jetzt ist klar: Es war ein Wolf“, so Oestreich am Montag auf MZ-Anfrage. Der Geschädigte könne nun beim Landesverwaltungsamt Entschädigung beantragen. Welchem Rudel der Wolf angehört, darüber soll die DNA-Analyse Auskunft geben. Die genetische Analyse übernimmt auch das Institut Gelnhausen. „Jetzt lassen wir uns überraschen“, gab die Referenzstelle Wolfsschutz den Auftrag.
Risse an Wildtieren werden nicht begutachtet. Die beräumen und dokumentieren allein die Jäger. (mz)