Tierschutzverein "Pfötchen" in Dessau Tierschutzverein "Pfötchen" in Dessau: Hunger kennt keine Feiertage

Dessau - Jeden Freitag fährt Roselies Gleißner von Priorau nach Dessau in die Daheimstraße 51. Die Futtermittelausgabe des Tierschutzvereins Pfötchen ist ihr Ziel. Hier stehen für den Foxterrier-Mischling der Ruheständlerin immer ein paar Dosen als Futterbeihilfe bereit. Nur eine kleine Rente hat die Priorauerin, nachdem sie nach der Wende nicht wieder so richtig Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassen konnte. „Ich finde es gut, dass es solche Hilfe gibt“, sagt sie. Denn ohne den Pfötchenverein könnte die Rentnerin ihren Hund nicht ausreichend ernähren.
149 weiteren Tierbesitzern geht es so ähnlich wie der Priorauerin. Sie alle stehen in der Kartei der Futtermittelausgabe. Aus Dessau-Roßlau und der näheren Umgebung kommen die sozial Bedürftigen meist regelmäßig freitags von 14.30 bis 17 Uhr in die Daheimstraße, um sich für ihre Hunde, Katzen, Nager und Vögel zu bevorraten. Auch Feiertags, wie Karfreitag. „Den Tieren ist es egal, welches Wetter draußen ist, ob Ostern oder Weihnachten vor der Tür steht. Der Hunger kennt keine Feiertage“, sagt Daniela Koppe, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Pfötchen. Mit ein paar Mitstreitern hat sie vor sieben Jahren die Tierfuttermittelausgabe aus der Taufe gehoben. Seitdem haben bedürftige Tierbesitzer und ihre Vierbeiner jeden Freitag, 52 Mal im Jahr, einen festen Anlaufpunkt. Doch war es gestern ein besonderer Freitag.
Angesichts des bevorstehenden Osterfestes gab es eine kleine Überraschung für Mensch und Tier. Schokolade für die Zweibeiner, Kausticks für Hunde und Katzen. Auch aus den Regalen in der Futtermittelausgabe konnte fast aus dem Vollen geschöpft werden. „Traditionell war auch dieses Jahr kurz vor Ostern das Spendenaufkommen wieder sehr gut“, bilanziert Koppe und dankt allen, die in den 12 Spendenboxen im gesamten Stadtgebiet kleine und große Gaben hinterlassen haben. Auch Senioreneinrichtungen, in denen der Verein regelmäßig Streichelstunden mit Hunden von Vereinsmitgliedern anbietet, zeigen sich im Gegenzug mit Spenden großzügig. Vereinzelt lassen auch Gewerbetreibende der Tierfuttermittelausgabe Spenden zukommen.
Das hilft in der Summe, um gut über das Jahr zu kommen. Mit dem Januar und Februar liegen kleine Durststrecken im Spendenaufkommen hinter dem Verein. Mit der Sommerurlaubszeit steht die nächste bevor. Doch bisher hat Pfötchen e.V. mit seinen Futterbeihilfen 150 hungrige Mäuler immer stopfen können. Für jeden, der aus der Kartei ausscheidet, rückt immer jemand nach. „Die Dunkelziffer der Bedürftigen ist wahrscheinlich noch höher, weil Mancher auch aus Scham unser Angebot nicht annimmt“, vermutet Koppe. (mz)