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Teichwirtschaft Deetz Teichwirtschaft Deetz: Harter Traumjob am fischreichen See

Von Grit Lichtblau 02.05.2004, 18:13

Deetz/MZ. - Hannelore Sachse huscht in Jeans und blau-weiß-gestreiftem Fischerhemd über den Hof ihrer Teichwirtschaft. Es ist 1. Mai und in Deetz wieder einmal Hoffest.

Die umtriebige Fischwirtin hat alle Hände voll zu tun, läuft von Stand zu Stand, begrüßt Bekannte und schaut nach dem Rechten in ihrem Verkaufswagen. Dann ist doch ein Moment Zeit zum Durchatmen, Zeit für eine kleine Bootsfahrt auf dem Deetzer Teich. Der wurde im Jahr 1576 vom Dessauer Herzog künstlich angelegt und kam mehr als hundert Jahre später in den Besitz der Familie Sachse. Zu DDR-Zeiten enteignet, übernahm Hannelore Sachse 1992 den Hof, nachdem sie sich noch zur Fischwirtin hatte ausbilden lassen. Ursprünglich ist sie gelernte Handelskauffrau und hat 20 Jahre im Backwarenkombinat Dessau als Hauptbuchhalterin gearbeitet. Während die 58-Jährige dies erzählt, schwimmen ein paar Schwäne in der Mai-Sonne am Boot vorüber.

Ein Traumjob, könnte man meinen. Aber 16 Stunden am Tag arbeiten; wer will das schon? Da müssen die Fische geräuchert werden, jene im Teich brauchen regelmäßig Getreide als Futter, und dann muss die Unternehmerin ihre Ware vermarkten. Und das bedeutet, mit dem Verkaufswagen von Dorf zu Dorf zu ziehen.

Zehn bis 15 Tonnen Hechte, Forellen und Karpfen tummeln sich momentan im Deetzer Teich. Bis 30. Oktober müssen sie vor allem eines: kräftig wachsen. Zum Abfischen möchte Hannelore Sachse einen prall gefüllten Fischteich entleeren. Deshalb wünscht sie sich auch Regen. Noch fehlen zehn Zentimeter bis der See ganz voll ist.

"Die müssten nur zwölf Kilometer Rohrleitungen von der Rappbode-Talsperre in den Westfläming verlegen", sagt die Fischwirtin, "dann hätten wir keine Wasserprobleme mehr. Aber das haben unsere Herren Politiker bislang zu verhindern gewusst." Man merkt ihr an: Dies ist ein Reizthema. Hier geht es um ihre Existenz. Mit einem halb vollen See könne man keine vernünftige Teichwirtschaft betreiben. Allerdings sei sie mit dem jetzigen Wasserstand einigermaßen zufrieden. Das traumhafte Frühlingswetter lässt die Sorgen verfliegen, zumal eine alte Bekannte auftaucht.

Brigitte Thermann aus Zerbst kennt Hannelore Sachse noch aus Jahrzehnte zurückliegenden Handballzeiten, und sie ist voller Hochachtung über die Arbeit der Fischwirtin. Hannelore Sachse ist schon wieder gefragt, ein kurzes Tschüss, und schon ist sie in der Menge der Hoffestbesucher verschwunden.

Die kamen am Sonnabend wie immer zahlreich. Und viele von ihnen wird Hannelore Sachse in sechs Monaten wohl wieder begrüßen - dann zum Landgang durch den Deetzer Fischteich.