Taxis in der Krise Taxis in Dessau-Roßlau in der Krise: Kunden fehlen Kurzarbeit - "Ich bewundere alle die durchhalten"

Dessau - „Ich bewundere alle Unternehmer, die so mutig durchhalten in dieser schweren Zeit“, erklärt Ralf Theumer vom Dessauer Taxiverband Muka. Die Corona-Krise macht auch vor der Taxibranche nicht Halt.
Die Menschen bleiben zu Hause. Vor die Tür gehen die meisten höchstens zum Einkaufen, Arbeiten oder Spazieren. Ein Taxi braucht es da nicht unbedingt. Viele Aufträge sind weggebrochen. Die Fahrer klagen über hohe Umsatzeinbußen und trotzdem machen sie irgendwie weiter.
Viele Taxiunternehmen haben Fahrer in Kurzarbeit geschickt
„Ich mache vielleicht noch etwa 30 bis 50 Euro Umsatz am Tag“, sagt Andre Holzapfel von „Joho Taxi“. Seine Angestellten musste er gezwungenermaßen in Kurzarbeit schicken. Er selbst fährt noch. Auch wenn nun alles anders ist. Von sechs Fahrzeugen sind derzeit noch zwei im Fahrbetrieb - manchmal auch nur eins.
Normalerweise ist das Taxiunternehmen gut ausgelastet. So übernehmen sie etwa Fahrten für größere Reisen, fungieren als Buslinie oder übernehmen den Hol- und Bringedienst für Menschen mit Behinderung. „Im Moment fällt alles weg“, berichtet Holzapfel. Stattdessen wird das Taxi hauptsächlich für die Fahrt zum Krankenhaus genutzt.
Ähnliches berichtet auch Mirko Krummhaar, Chef der Firma „Otto Glathe Taxi“. Die aktuelle Situation beschreibt er als sehr „eingeschränkt“. Lediglich ein Taxi hat er derzeit noch im Einsatz. Von seinen 13 Mitarbeitern befinden sich elf in Kurzarbeit. Durch die Corona-Krise hat er jetzt bereits etwa 85 Prozent an Einbußen. Aber: „Wir fahren weiter, noch überleben wir ja“, sagt Krummhaar. Wohin die Fahrten gehen? Es ist wie bei seinen Kollegen: zum Arzt, ins Krankenhaus und wieder nach Hause. „Das Vergnügen fehlt. Etwa 95 Prozent der Fahrten mache ich zum Krankenhaus.“
Taxifahrer sind auch nicht sorgenfrei und kämpfen selbst gegen mögliche Ansteckungen
Taxifahrer sind dabei auch selbst gefordert. Die Fahrer haben unmittelbaren Kontakt zu ihren Fahrgästen. Dadurch besteht eine erhöhte Ansteckungsgefahr für den Fahrer. Das Tragen eines Mundschutzes während einer Autofahrt ist jedoch verboten. Da hilft nur der Selbstschutz: Der Platz neben dem Fahrer bleibt nach Möglichkeit frei.
Fast jeder Fahrer ist mit Desinfektionsmittel ausgestattet. Die Griffe der Fahrzeugtüren werden mehrmals täglich gereinigt. Aber ein Taxi bleibt in erster Linie ein Transport- und Beförderungsmittel: „Das bekommt man nie ganz steril, wir sind schließlich auch keine Arztpraxis“, erklärt Ralf Theumer. Er bittet aber auch die Fahrgäste um Rücksichtnahme.
Taxi-Unternehmen sehen ein Miteinander in der Stadt
Im Stadtgebiet gibt es derzeit etwa 35 Taxen. Diese verteilen sich auf neun Taxiunternehmen in Dessau-Roßlau. Jedes Unternehmen lebt von Aufträgen. Doch statt weiter im Konkurrenzkampf zu stehen, herrscht in dieser Zeit auch ein besonderes Miteinander: „Wir beraten uns wöchentlich über die aktuelle Situation und schauen dann, wer vielleicht gerade Hilfe braucht“, erklärt Ralf Theumer vom Taxiverband Muka. Er ist selbst als Taxifahrer unterwegs. Auch er hat durch die Corona-Krise sehr zu kämpfen. „Die Treffen und Partys für die jüngeren Leute sind ja weggebrochen und wir verdienen nun mal hauptsächlich durch Veranstaltungen“, so Theumer.
Bund und Länder diskutieren am Mittwoch über den Fortlauf der Ausgangsbeschränkungen und der Kontaktsperre. Öffnen Bars, Restaurants und Kinos wieder ihre Türen, profitiert auch die Taxibranche davon. Denn je länger die Beschränkungen gelten, desto weniger Anrufe werden beim Taxifahrer eingehen. Aber ans Aufgeben denkt hier niemand. Die Taxis rollen weiter durch die Stadt. (mz)