Tag der offenen Tür im Jagdschloss Haideburg Tag der offenen Tür im Jagdschloss Haideburg: Wenn das Forstamt ruft

Dessau/MZ - Fürst Franz, der Aufklärer. Fürst Franz, der Pragmatiker. „Zu seiner Zeit sollte sich nie weiter, als einen halben Tagesritt entfernt ein Ausschank befinden“, erzählte die Gästeführerin Petra Kristin als kleine Anekdote am Rande einer Führung zum Tag der offenen Tür im Jagdschloss Haideburg. So kam es, dass das 1782/83 erbaute Landhaus und die Oberförsterei eine Ausschankgenehmigung erhielten. Schließlich wollte sich der Landesvater stärken, bevor es raus zur Jagd in die Mosigkauer Heide ging oder nachdem die Arbeit erledigt war.
Es sind Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit, von der im Dessauer Süden heute nur noch das Jagdschloss und die Erweiterungsbauten geblieben sind. Seit acht Jahren schreiben das Dessauer Betreuungsforstamt und der Landesforstbetrieb die Geschichte des Gebäude-Ensembles weiter. Genau so lange wird das Schloss zu einem Publikumsmagneten, wenn zum Tag der offenen Tür geladen wird. Auch am Sonnabend tummelten sich wieder Menschenmassen auf dem Gelände, luden viele Aktionen zum Mitmachen und Staunen ein. Egal, ob es um eine Waldolympiade mit Spaß und Wissenswertem für die ganze Familie, eine Brennholzversteigerung für die, die am Sonnabend schon an den Winter dachten, oder um das Baumklettern für Mutige ging. Wer wollte, konnte auch einfach mal die Seele baumeln lassen bei einer Rundfahrt mit einer historischen Postkutsche durch die Mosigkauer Heide.
Im Jahr 2006 bezogen das Betreuungsforstamt Dessau und die Landesforstbehörde Anhalt das sanierte Jagdschloss in Haideburg. Von hier aus werden vom Betreuungsforstamt waldpädagogische Angebote für Kinder konzipiert und durchgeführt. Ziel ist die Sensibilisierung für den Umgang mit der Natur und speziell mit dem Lebensraum Wald. Zudem sind auch der Waldschutz, Waldbrandschutz und die Ausbildung des forstwirtschaftlichen Nachwuchses wichtige Aufgabengebiete. Der Landesforstbetrieb Anhalt plant und führt vom Jagdschloss Haideburg aus die Bewirtschaftung des Landesforstbestandes in der Umgebung von Dessau-Roßlau, im Fläming bis zur Dübener Heide aus. Fünf Forstbetriebe gibt es in Sachsen-Anhalt. 140.000 Hektar Waldbesitz werden im ganzen Bundesland bewirtschaftet. Für 37.000 Hektar ist der hiesige Landesforstbetrieb zuständig. (dgi)
Langeweile war am Sonnabend ein Fremdwort rund um das Jagdschloss. Das Wort des Tages hieß Nachhaltigkeit. „Wir wollen den Besuchern mit diesem Aktionstag auch nachhaltiges Handeln näher bringen“, erklärte Michael Weniger, der Leiter des Betreuungsforstamtes, ein wichtiges Anliegen und verwies auf eine Sonderausstellung, die sich mit dem Klimawandel und der Zukunft des Waldes auseinandersetzt.
Erst einmal wirkt sich der Klimawandel paradoxerweise recht positiv auf die heimischen Wälder aus. Mehr Kohlendioxid bedeutet zunächst mehr Dünger und längere Vegetationsperioden. Doch schnell können sich die Effekte des Klimawandels ins Negative umkehren. Mehr Regen und mehr Hochwasser waschen langfristig die Nährstoffe aus den Böden. Es wird gleichzeitig aber auch trockener. Waldbrände nehmen dadurch zu. Neue Schädlinge fühlen sich hier heimisch.
Empirische Belege gibt es noch nicht
Einer, der besonders in den letzten Jahren auch hier in der Region für Aufregung sorgte, ist der Eichenprozessionsspinner. „Ganz neu ist das Phänomen allerdings nicht“, schränkte Katharina Lindner ein. Die Biologin untersucht aktuell in einem Forschungsprojekt für die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt die Ausbreitung des Schädlings in Deutschland. „Schon im Mittelalter, als es ziemlich warm war, bevölkerten Eichenprozessionsspinner vermutlich hiesige Regionen“, sagte Lindner. Ob der Klimawandel Einfluss auf die Verbreitung des Schädlings hat? Empirische Belege dafür gibt es noch nicht. Fakt ist lediglich, dass die Raupe, deren Härchen bei Allergikern stärkste Hautreaktion- en auslösen können, besonders in trockenen Gebieten vorkommen.
Große Teile Deutschlands, vor allem Mittelgebirge mit häufigem Niederschlag, sind von einer Plage verschont. „Es gibt auch Regionen, in denen ein Rückgang vermutet wird“, berichtete die Biologin. Dessau-Roßlau gehört offiziell noch nicht dazu. Hier wurden die Eichenprozessionsspinner erstmals vor drei Jahren gemeldet. In der Bekämpfung hat sich trotzdem viel getan. „Wir haben dafür viel Geld in die Hand genommen“, sagt der Stadtförster Guido Siebert. 2014 war deshalb ein ruhiges Jahr.

