Tag der Forschung Tag der Forschung: Schweißpunkt hielt tonnenschweres Auto
Köthen/MZ. - Kann man ein 1,8 Tonnen schweres Auto an einem einzigen Schweißpunkt aufhängen? Diese Frage wurde Dienstagnachmittag bei einem spektakulären Versuch auf dem Parkplatz vor dem Technologiezentrum am Hubertus beantwortet.
Um es kurz zu machen: Ja, das ist möglich. Und um dem Ganzen noch den besonderen Kick zu geben, wurde durch den zwölf Millimeter messenden, nicht mal pfenniggroßen Schweißpunkt ein sechs Millimeter großes Loch gebohrt. So schwebte der gebrauchte Ford Scorpio, den der Köthener Abschleppdienst Lehmann für das Experiment gebracht hatte, an zwei dünnen Blechplatten, die nur durch diesen einen Schweißpunkt miteinander verbunden waren, in der Luft. Viele Zuschauer verfolgten die Vorführung und bedachten sie mit reichlich Beifall, obwohl am Ende der Wagen doch noch auf den Boden krachte und Schaden nahm. Das Seil der Haltevorrichtung, an dem sich das geschweißte Blech befand, war gerissen. Was seine Ursache darin hatte, dass beim Schaukeln des Autos die Belastung für das Material wohl zu stark wurde.
Der Versuch war nur ein Beispiel für die vielfältigen Forschungsthemen, die an der Hochschule Anhalt bearbeitet werden. In diesem konkreten Fall ging es um ein Projekt, das vom Fachbereich Maschinenbau gemeinsam mit dem Volkswagen-Konzern realisiert wurde. Wie Prof. Dr. Kurt Koppe erläuterte, gibt es für den Leichtbau in der Automobilbranche neben dem Einsatz von Aluminium jetzt auch ein Konzept für den Einsatz hochfester, dünner Bleche. Schwierigkeiten hätten jedoch die Verbindungstechniken bereitet. In Zusammenarbeit mit VW gelang es den Köthener Forschern in rund dreijähriger Arbeit, eine neue, hochfeste Verbindungstechnik auf der Basis des Punktschweißens zu entwickeln. Mit dem Verfahren, so Prof. Koppe, sei es möglich, die Steifigkeit des Fahrzeuges und damit die Crashfestigkeit enorm zu erhöhen. "Damit verbessert sich die Sicherheit für die Autoinsassen, was insbesondere für kleinere Autos wichtig ist", sagte Koppe.
Zahlreiche Gäste waren Dienstag der Einladung der Hochschule zum "Tag der Forschung" gefolgt. Die Veranstaltung, so Rektor Prof. Dieter Orzessek, dient der Präsentation der vielfältigen Forschungsleistungen der Hochschule ebenso wie dem Entwickeln neuer Ideen und dem Anbahnen neuer Kontakte. "Nicht jedes Unternehmen kann sich die Ausstattung leisten, über die wir in unseren Pools und Labors verfügen. Dieses Potenzial stellen wir zur Verfügung, wir wollen Partner für die regionale Wirtschaft sein", sagte der Rektor. Die Hochschule habe in diesem Jahr 5,3 Millionen Mark Drittmittel erwirtschaftet, mit denen 48 Arbeitsplätze im Bereich der Forschung finanziert werden können. Auch an den zehn An-Instituten werden mit Drittmitteln Forschungen betrieben. Nach Orzessek gehört die Hochschule Anhalt damit zu den leistungsstärksten Einrichtungen ihrer Art, was jedoch kein Ruhekissen sein soll. "Wir wollen noch mehr in die Auftragsforschung kommen", so der Rektor.
Die Türen zu den Labors waren für die Gäste weit geöffnet. Eine multimediale Präsentation gab Einblick in die anwendungsorientierte Forschung, zudem fanden Workshops statt. Außerdem wurde Dienstag das zehnjährige Bestehen der Hochschule mit einer Festveranstaltung begangen. Die MZ berichtet noch.