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Studieren in Dessau-Roßlau Studieren in Dessau-Roßlau: So sehen ausländische Studenten die Stadt

Von Danny Gitter 18.07.2016, 10:36
Dundubiswana Jinka (r.) und Marco Aperti verabschieden sich nach ihrem Studium aus Dessau.
Dundubiswana Jinka (r.) und Marco Aperti verabschieden sich nach ihrem Studium aus Dessau. Lutz Sebastian

Dessau - Es ist geschafft. Drinnen in der Bauhaus-Aula nahmen am Freitag 140 Absolventen aus 35 Ländern der englischsprachigen Studiengänge Dessau International Architecture (internationaler Architekturstudiengang der Hochschule Anhalt) und Monumental Heritage (Denkmalpflege) ihre Zeugnisse und ihre Urkunden entgegen. Draußen flogen die Doktorhüte der Masterabsolventen in die Luft.

Auch Dundubiswana Jinka aus dem indischen Bangalore und Marco Aperti aus dem italienischen Brescia freuten sich, mit ihrem Abschluss in der Tasche einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen und zu zwei Jahren Studium in Dessau Bilanz zu ziehen.

Von der Millionenstadt in die Kleinstadtidylle

Für sie war die Ankunft in der Bauhausstadt im Herbst 2014 ein regelrechter Kulturschock. Es war das erste Mal, dass Dundubiswana Jinka ihre indische Heimat verließ. Schweren Herzens ließ sie ihre Freunde und Familie in Bangalore zurück, um in Dessau-Roßlau zu studieren. Einen ersten Architekturabschluss hatte die heute 26-Jährige bereits an ihrer Heimatuniversität erworben. „Um erfolgreich als Architektin zu arbeiten, war das zu wenig“, erinnert sie sich.

Sie wollte mehr erfahren, ihren Horizont erweitern. Ein Studium im Ausland lag nahe. „Und war da in ihrer Ausbildung nicht oft die Rede vom Bauhaus?“, dachte sie sich und bewarb sich für ein internationales Architekturstudium in Dessau. Es mache bestimmt im Lebenslauf etwas her, dort zu studieren, wo die weltberühmte Architektur-, Design- und Kunstschmiede noch heute ihre Spuren hat, war sie überzeugt. Umso glücklicher war ich, als ich eine Zusage bekam“, erzählt Dundubiswana Jinka.

Der Winter nahte, als sie hier zu studieren begann. „Mit den fallenden Temperaturen, schien es immer einsamer und ruhiger in der Stadt zu werden“, erinnert sie sich. Eben noch das hektische und bunte Leben in ihrer Heimatstadt mit rund acht Millionen Einwohnern erlebt und dann auf einmal in dieser verschlafenen Idylle gelandet. Sollte hier tatsächlich einst architektonische Weltgeschichte geschrieben worden sein, fragte sie sich anfangs oft.

Weltoffene Atmosphäre auf dem Campus

Schnell konnte sie die Frage für sich mit „Ja“ beantworten. Denn ihr Studium ließ die Inderin in einen Mikrokosmos abtauchen, der sich vom Rest der Stadt abhebt. Kommilitonen und Lehrkräfte aus aller Welt. Dazu die weltoffene Arbeits- und Studienatmosphäre, die Dundubiswana Jinka auf dem Dessauer Campus erlebte. So, stellt sie sich vor, könnte das auch schon vor 90 Jahren funktioniert haben.

Bloß außerhalb des Campus endet dieser Kosmos schnell. „Dessau hat als Studienort einen großen Vorteil: Du kannst dich wirklich auf dein Studium konzentrieren, weil es kaum Ablenkungen gibt“, zieht die 26-Jährige Bilanz. Acht Monate ihres zweijährigen Studiums verbrachte sie an einer kalifornischen Partneruniversität in San Luis, zwischen San Francisco und Los Angeles gelegen. Dessau-Roßlau ist ihr danach noch fremder geworden.

Nur eine Episode im Lebenslauf

Deshalb ist die Stadt für Dundubiswana Jinka, wie für die meisten ihrer Kommilitonen, nur eine Episode im Lebenslauf. Eine langfristige Perspektive sieht sie hier nicht.

Sie plant, in einer deutschen oder anderen europäischen Großstadt in einem Architekturbüro erst einmal Berufserfahrung zu sammeln, bevor sie sich ihren Traum von der Selbstständigkeit erfüllen möchte. Das kann in Europa, aber auch in ihrer indischen Heimat sein. Da ist sie offen.

Mit seinem Master als Denkmalpfleger, möchte Marco Aperti, der zuvor in Mailand Architektur studiert hat, zukünftig über Denkmäler schreiben, sie wissenschaftlich dokumentieren, erforschen und weiterentwickeln. In Verlagen, Architekturbüros oder Museen, egal wo in Europa, könnte der 26-Jährige seine Expertise einbringen. „Mein Studium in Dessau hat mir geholfen Denkmäler und Bauwerke hintergründiger zu verstehen“, lobt der Italiener die Ausbildung an der Hochschule Anhalt. Als Stadt im Grünen lernte er Dessau-Roßlau schätzen. Auf Dauer hier zu leben, dafür fühlt er sich mit seinen 26 Jahren noch zu jung.

Botschafter für das Bauhaus und die Hochschule wollen die Inderin und der Italiener trotzdem bleiben, egal wohin es sie verschlägt. (mz)