Zwei Jahre nach Stillinge-Mord Stillinge-Mord: Viele Fragen sind auch zwei Jahre danach noch offen

Dessau - Die letzte offizielle Information stammt von Anfang Februar. Gunnar von Wolffersdorff, der ermittelnde Dessauer Staatsanwalt, war damals bei „Aktenzeichen XY“ im ZDF. Trotz eines Millionen-Publikums blieben die Reaktionen rar: Es gab nur wenige Hinweise.
Anrufer meldet „interessante Beobachtung“
Ein Anrufer wollte an einer Tankstelle etwas gesehen haben. Das immerhin wurde in einer ersten Reaktion als „interessante Beobachtung“ eingestuft. Zehn Monate später ist klar: Der Mord von den Dessauer Stillingen ist ungelöst - und bleibt voller Rätsel.
Am 22. Dezember 2015 - genau heute vor zwei Jahren - war René A. am frühen Morgen in Goltewitz gestartet. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 29-Jährige ins holländische Enschede fahren wollte, um Drogen zu kaufen. Es gilt als sicher: A. hatte eine größere Summe Bargeld dabei. Die aber fehlte, als am zweiten Weihnachtsfeiertag die Leiche von A. zwischen den Gleisen der Wörlitzer Eisenbahn und den Stillingen gefunden wurde.
René A. wurde erschossen und angezündet
Erschossen und angezündet unter einer Matratze. Die Staatsanwaltschaft selbst hatte der Tat Monate später „Hinrichtungscharakter“ bescheinigt.
In der ZDF-Sendung wurde damals angedeutet, dass A. anderen Drogenhändlern in die Quere gekommen sein könnte. Gezielt wurde gefragt, ob es Streit gegeben habe, ob A. Angst gehabt hatte oder bedroht wurde und ob jemand mitbekommen habe, dass die Lebensgewohnheiten des 29-Jährigen ausspioniert wurden.
Das lässt die Möglichkeit offen, dass A. am 22. Dezember ganz gezielt abgepasst wurde. Sein Auto wurde am Abend ausgebrannt im Vorderen Tiergarten gefunden.
„Aktenzeichen XY“ hat für keinen Durchbruch gesorgt
Für einen Durchbruch hat der Auftritt bei „Aktenzeichen XY“ nicht gesorgt. „Wir ermitteln da in einem sehr schwierigen Umfeld“, sagt Olaf Braun, Sprecher der Dessauer Staatsanwaltschaft, ohne Details zu nennen.
Doch klar dürfte sein: Im Drogenhändlermilieu ist man nicht eben auskunftsfreudig. Da ist die organisierte Kriminalität nicht weit. Da geht es um viel Geld.
Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgelobt
Die im Frühjahr ausgelobte Belohnung von 10.000 Euro hat jedenfalls nichts genutzt. Die Summe ist weiter abrufbar, auch wenn ein neuer Zeugenaufruf vorerst nicht geplant ist.
Ob Zeugen aus dem Umfeld von A. aus Angst vor den Tätern schweigen, wollte Braun nicht bestätigen. „Das ist spekulativ.“ Man arbeite aber weiter an dem Fall, versicherte der Staatsanwalt. „Es gibt Hinweise, die noch abzuarbeiten sind. Wir haben weiter Hoffnung, dass der Fall noch aufgeklärt wird.“ (mz)