Stiftung Bauhaus Stiftung Bauhaus: Startschuss für die Haus-Debatte
Dessau/MZ. - Soll es rekonstruiert werden oder nicht? Dieser Frage geht eine Veranstaltung nach, die am Donnerstag ab 14 Uhr im Bauhaus veranstaltet wird. Mehreren Vorträgen zum Thema folgt dort eine Diskussionsrunde über die Frage der Wiederherstellung des Direktorenhauses Gropius. Experten aus Architektur, Denkmalpflege und Kunstgeschichte werden darüber kontrovers diskutieren.
"Kellergeschoß mit Hausmannswohnung, Heiz- und Vorratskeller. Das Erdgeschoß ist Wohnebene. Das Obergeschoß enthält nur Gastzimmer, Mädchenraum, elektrisch installierten Wasch- und Bügelraum sowie Bodenraum. Die Schränke und Regale aller Räume sind feste Bauteile, sie liegen in der Wand oder sind Wand. Festlegung präziser Arbeitsräume, Vermeidung von Leerlauf und Unruhe." So beschrieb Walter Gropius 1926 in der Zeitschrift "Bauhaus" kurz und knapp sein eigenes Wohnhaus. Dieses Direktorenhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. In den 50er Jahren wurde auf der originalen Bodenplatte ein schlichtes Einfamilienhaus mit Satteldach gebaut, dessen Grundriss mit dem des Meisterhauses vergleichbar ist. Der historische Zufall hat es gewollt, dass sich nun Exemplare der beiden "Urhütten" der Deutschen gegenüberstehen. Auf der einen Seite das millionenfach gebaute Satteldachhaus, auf der anderen Seite die Meisterexemplare aus dem Baukastensystem des Neuen Bauens.
Die eingeladenen Experten werden sich auf der Veranstaltung am Donnerstag u. a. mit Fragen auseinandersetzen wie: Soll das Haus Gropius rekonstruiert werden, um das Meisterhaus-Ensemble und damit das Gesamtkunstwerk wiederherzustellen? Was sind die Möglichkeiten der Rekonstruktion und wo sind ihre Grenzen? Sind Rekonstruktionen Fälschungen der Geschichte, die nur in Ausnahmefällen zulässig sind?
Die Teilnehmer und Gäste werden um 14 Uhr Bauhausdirektor Omar Akbar, Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz und Oberbürgermeister Hans-Georg Otto begrüßt. Eine Stunde später eröffnet Landeskonservator Gotthard Voss mit seinen Ausführungen zum Gropius-Haus die Reihe der Vorträge. Über den "Umgang mit verlorenen Bauten" spricht anschließend Bertholt Burkhardt (TU Braunschweig), Walter Prigge (Stiftung Bauhaus) referiert über "Traumhäuser der Moderne".
Die von der Journalistin Ira Mazzoni moderierte Podiumsdiskussion beginnt um 17 Uhr. Teilnehmer daran sind Dieter Bartetzko (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Hartwig Schmidt (Leiter von Icomos "Monitoring Weltkulturerbe"), Jörg Traeger (Universität Regensburg) und Karin Wilhelm (Universität Braunschweig).